Irland 1995

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Unsere Irland-Tagebücher

17.06.1995 – 08.07.1995

Tagebuch

von Konni Offer

2. Woche (24.06. - 30.06.1995)


Samstag, 24.06.1995

  Die Langschläfer kamen allmählich aus den Federn. Es war zwar etwas diesig, aber es versprach wieder ein sonniger Tag zu werden. Wilhelm war allerdings schon um sechs Uhr aufgestanden. Die Fische lockten. Er hatte gestern und heute morgen ca. achtzig Barsche in den verschiedensten Größen gefangen. Und ein, anscheinend nicht kleiner, Hecht riss leider im Schilf, wohin er sich geflüchtet hatte, ab.
  Nach dem Frühstück ging’s dann weiter. Der See war wieder spiegelglatt. In Tully Castle wurde ein Zwischenstop eingelegt. Wir wanderten durch den Wald den Berg hinauf zu den Ruinen des Castles. Der Garten vor der alten Burg war immer noch liebevoll gepflegt und schön angelegt. Eine junge Frau mit rötlichen Haaren (ein irischer „Zufall“) war dabei, den Boden aufzulockern. Auch sie sprach zuerst vom Wetter und fragte dann, woher wir kämen. Sie bot uns an, uns einiges über das Castle zu erzählen. Aber wir lehnten, mit der Begründung, dass wir schon einmal da waren, dankend ab.
  Auch der Bauer auf dem neben dem Schloss liegenden Feld freute sich über das schöne Wetter. Er trug einen Strohhut als Sonnenschutz auf dem Kopf. Durch die reichliche Sonne konnte er sein Heu machen und trocken in die Scheune bringen. Er grüßte uns freundlich als wir uns auf den Rückweg zum Boot machten.
  Wir setzten unsere Fahrt über den See fort. Bei der Marina „Erin Curragh“ wollten wir Wasser tanken. Es wurde außerhalb des Hafenbeckens, direkt an einem Wasserhahn, festgemacht. Wilhelm ging zur Marina hoch, um zu fragen, ob es in der Nähe ein Geschäft gibt. Leider war das nicht der Fall. Das Rezeptionsgebäude war mittlerweile als Restaurant verpachtet. Neben dem Hafenbecken waren, seit unserem letzten Besuch hier, eine ganze Menge Ferienhäuser gebaut worden. Der Inhaber der Marina und der Ferienhäuser wohnte selbst in einem der Häuser. Bei ihm konnte Wilhelm wenigstens zwei Flaschen Wasser zum Trinken ergattern. Als dann der Wassertank des Bootes aufgefüllt war, sprangen Monika, Richard und Wilhelm direkt unter den Schlauch, um sich zu erfrischen.
  Im Anschluss an die Freiluftduschorgie fuhren wir weiter nach Carrickreagh. Da es Wochenende war, und das Wetter dazu einlud, hatten viele Iren ihre Privatboote ausgekramt, zusammen mit Kind, Kegel und Wasserski. Es war ein reger Betrieb. Da sich das Ganze wohl noch etwas hinziehen würde, in Anbetracht des schönen Wetters, beschlossen wir, uns ein anderes Nachtquartier zu suchen.
  Wir fuhren also noch mal zu dem Anleger auf der anderen Seite von Hay Island, wo wir schon vor ein paar Tagen übernachtet hatten. Dort lagen zwar schon drei Boote mit Schweizern, aber wir fanden noch Platz an der Innenseite des Anlegers. Auch hier wackelte es ganz beträchtlich von den vielen Wasserskifahrern. An ein ruhiges Nachmittagsschläfchen war nicht zu denken.
  So bereitete ich unser Gulasch für das Abendessen vor und Wilhelm filetierte die Barsche, die wir am Morgen mitgenommen hatten. Bis auf sechs Fische war der Rest gesund und munter wieder ins Wasser zurück gesetzt worden. So wurde der Nachmittagsschlaf auf den frühen Abend verlegt.
  Der Anleger hatte sich, bis auf ein Boot, gelichtet. Nach dem Abendessen wollte Wilhelm seine Köderfische auswerfen. Leider hatte er aber mit den ganzen Fischabfällen auch seine Köderfische mit weggeworfen. Er war extra mit dem Dinghy zur Manor House Marine gefahren, um den Müll zu entsorgen. So musste er sich jetzt bemühen, ein paar neue Köderfische zu fangen. Aber das klappte zunächst nicht.
  Zum Abendessen gab es das bereits erwähnte Gulasch mit Kartoffeln. Zwar hatten wir keinen Salat oder Gemüse dazu, aber es schmeckte auch ohne. Neben uns hatte mittlerweile ein Boot mit zwei älteren Herrschaften angelegt. Sie hatten heute neu angefangen.
  Beim Angeln nach dem Abendessen fing Richard dann einen recht beachtlichen Barsch. Da wir schon genug Fisch für eine Mahlzeit hatten, boten wir den Barsch dem älteren Ehepaar des Nachbarbootes an. Sie nahmen dankend an. Kurze Zeit später fing Wilhelm noch einen zweiten Barsch dazu. So hatten die Beiden für morgen schon ein schönes Fischmahl zusammen. Wir gaben ihnen noch zwei Stücke Alufolie dazu; jetzt waren sie gut ausgestattet.
  Unsere Doppelkopf-Spätvorstellung brachte dann nicht mehr allzu viel und so gingen wir gegen ein Uhr zu Bett.


Sonntag, 25.06.1995

  Recht spät krochen wir alle aus den Federn. Die Sonne strahlte wieder und versprach uns einen schönen Tag. Nach dem Frühstück wollten wir ablegen und in Richtung Enniskillen fahren. Der Wind stand recht stark auf den Steg und Richard gab wohl etwas zu viel Rückwärtsgas. Das passte aber unserem Dinghy überhaupt nicht. Es kippte durch den Wasserdruck um und schwamm kieloben hinter uns. Die Paddel schwammen ja Gott sei Dank und konnten später wieder eingesammelt werden. Wir trugen durch unsere Aktion zur allgemeinen Volksbelustigung bei. Nachdem die Männer mit vereinten Kräften das Beiboot wieder umgedreht hatten, stieg Wilhelm in das Boot, um es zu entleeren. Er schöpfte, mit einer abgeschnittenen Colaflasche aus Plastik, das Wasser aus dem Boot. Der Motor wollte aber nach der Unterwassertour nicht mehr anspringen. So wurde der Deckel des Motors zunächst aufgelassen, um der Sonne die Möglichkeit zu geben, alles zu trocknen.
  In der Ferne hörten wir Dudelsackmusik. Dies war eine tolle Untermalung zu der sonntäglichen Morgenstimmung. Richard kriegte, trotz der Hitze, wieder eine Gänsehaut.
  Das zweite Ablegmanöver klappte dann hervorragend. Die Sonne brannte wieder stark, aber es ging etwas Wind. So packten Richard und Monika ihren Drachen aus und ließen ihn vom Boot aus steigen. Die Fahrer der vorbeifahrenden Boote staunten Bauklötze.
  In Enniskillen legten wir hinter dem Schwimmbad an. Wilhelm, Richard und ich machten uns auf in die Stadt; Monika wollte das Boot bewachen. Wir wollten mal sehen, ob auch in der Stadt Sonntags die Geschäfte aufhaben. Wir fanden aber nur ein kleines Geschäft, die neben Souvenirs auch ein paar Lebensmittel hatten. Ansonsten waren die Geschäfte aber alle geschlossen.
  Ganz per „Zufall“ kamen wir bei „Francos“ Pizzeria vorbei. Wir kehrten ein und kamen nun doch noch zu unserer Pizza. Sie schmeckte toll. Für Monika gab es "Essen auf Rädern" : eine Portion Moussaka.
  Zum Boot zurück ging es weiter nach Ardhowen. Es war so heiß, dass wir Siesta halten wollten. Aber heute war es, trotz Durchzug, in den Kabinen sehr warm. Draußen ging wenigstens ein Lüftchen. Also verbrachten wir den Nachmittag oben an Deck. Es wurde geangelt, Kaffee getrunken und ein „Verzällchen“ gehalten.
  Das Abendessen bereitete Wilhelm sehr spät zu, da es vorher zu warm war um zu kochen. Er panierte die Barschfilets und kochte Kartoffeln. Heute hatten wir alle das dringende Bedürfnis nach einer Dusche, nach der ganzen Einschmiererei mit Sonnenmilch. Aber selbst nach dem Duschen war es noch sehr warm. Der Fisch schmeckte ganz toll, selbst Richard war hellauf begeistert. Aber die Pfanne hatte beim Braten dermaßen gequalmt, dass es von draußen aussah, als ob unser Boot brennt. Unsere Nachbarn schauten schon ganz amüsiert.


Montag, 26.06.1995

  Mit dem frühen Aufstehen war es jetzt wohl bei allen endgültig vorbei. Wir schliefen bis in die Puppen und frühstückten sehr spät. Heute gab es eine neue Variante: Rührei mit Speck und Zwiebeln. Das Spülzeug wurde wieder ignoriert und wir fuhren nach Enniskillen zum Einkaufen. Es war schon ganz nett warm.
  Wir machten Arbeitsteilung: Wilhelm ging zum Tourist Office, zum Angelladen und zum Autovermieter; die übrigen drei machten die Einkäufe. Zuerst zum Bierladen und dann zu Health Beauty wegen Sonnenmilch. Dort war vor dem Stand Massenandrang. Da in Irland die Hitzewelle ausgebrochen war, versorgten sich die Leute mit Sonnenschutzmitteln. Nachdem wir alles zusammen hatten, brachten wir den schweren Rucksack zuerst an Bord und gingen dann noch mal zum ERNESIDE Supermarkt. Dort in der Drogerie gab es nur noch selbstbräunendes Zeug, alles andere war ausverkauft. So mussten wir, wohl oder übel, noch mal in die Stadt. Hier ergatterten wir dann doch noch Sonnenmilch, Sonnenschutzfaktor 15 für Irland, ha ha ha, und einmal Schutzfaktor 6. Im Gemüseladen kauften wir noch Grapefruits. Der Verkäufer sagte uns, dass das Wetter noch so bleiben sollte, bzw. es sollte noch heißer werden. Monika freute sich sehr über diese Auskunft. Wir gingen an Bord zurück.
  Morgen wollen wir einen Ausflug mit dem Wagen an die Nordküste machen. Wilhelm hatte uns den Mietwagen reserviert. Ab neun Uhr könnten wir ihn holen. So müssen wir heute Abend auch in Enniskillen bleiben, damit die Anfahrt morgen nicht so weit ist. Trotzdem starteten wir den Motor, damit wir endlich etwas Fahrtwind mitbekommen. Wir fuhren in Richtung See und wollten dort irgendwo ankern. Wir hatten beschlossen, schwimmen zu gehen. Hinter Devinish Island, an einer breiteren Stelle des Sees, legten wir Anker. Auf der Badeleiter kühlten wir uns ab und hüpften dann ins kühle Nass. Im ersten Moment war es schon recht frisch, aber nach kurzer Zeit wurde es sehr angenehm. Selbst unsere Frostbeule (Monika) traute sich, wenn auch nur kurz. Allerdings aus dem Wasser wieder auf die Badeleiter zu gelangen, war nicht ganz so einfach.
  Den Männern wurde es aber schnell wieder langweilig und zu heiß. Also machten sie sich auf, mit dem Dinghy die Schilfkante abzugrasen. Monika und ich genossen die Sonne und den Wind. Der Nachmittag ging schnell vorbei und wir fuhren wieder zurück nach Enniskillen. Wir machten klar Schiff und bereiteten das Grillen vor. Diesmal würden wir nicht den Angelschirm als Regenschutz brauchen wie vor zwei Jahren. Es wurde nur eine Windbarriere aufgebaut, damit die Glut heiß blieb. Wir räucherten unsere Nachbarn ordentlich ein. Sie kriegten bestimmt auch bald Kohldampf vom guten Duft.
  Am Steg schlich ein schön gefärbter Kater umher. Er war recht zutraulich und kam auch näher. Unser Kochschinken schmeckte ihm vorzüglich. Wilhelm warf ihm einen kleinen Köderfisch hin und mit stolz geschwellter Brust und erhobenem Schwanz trug er seine Beute fort. Den Abend beschlossen wir mit einer Runde Doppelkopf und gingen dann etwas früher schlafen. Für morgen werden wir den Wecker stellen, damit wir rechtzeitig zu unserem Ausflug kommen.


Dienstag, 27.06.1995

  Bevor der Wecker um acht Uhr klingelte, war Wilhelm schon aufgestanden. Richard sollte ihn mit dem Dinghy zu Lochside Cruisers bringen. Von dort war es dann zum Autovermieter noch ein Stück zu Fuß. Wir machten Frühstück im Stehen und kurz nach neun Uhr kam Wilhelm dann mit dem Wagen: ein englischer Opel Corsa ( Vauxhall Nova 1,2 ) in rot, Kennzeichen: FIL 7497. Der Wagen hatte wohl auch schon mal bessere Zeiten gesehen. Die Stoßdämpfer waren etwas ramponiert und er machte teilweise seltsame Geräusche. Nun, was soll’s.
  Dann ging’s los. Richard quetschte sich auf den Beifahrersitz, Wilhelm fuhr und wir Frauen gingen nach hinten. Wir fuhren über Omagh, Cookstown und Coleraine in Richtung Giants Causeway. Unterwegs legten wir noch einen Frühstücksstopp ein. Jetzt sehnten wir unser Auto mit Klimaanlage herbei. Es war wieder sehr heiß geworden und wir mussten mit offenen Fenstern fahren.
  Über Portrush kamen wir dann an und waren froh, dass wir uns die Beine vertreten konnten. Wir stöberten zuerst im Souvenir Shop herum und guckten für Wilhelm ein paar Socken aus. Wilhelm und ich marschierten zu Fuß zum Causeway und die beiden fuhren mit dem Bus. Es war sehr interessant, aber auch ein wenig langweilig.
  Nach einem Drink fuhren wir dann weiter nach Bushmills. Leider waren alle Führungen für den Nachmittag ausgebucht, aber wir konnten uns wenigstens das Geschäft ansehen. Natürlich erstanden wir Whiskey und Gläser für unsere Sammlung zu Hause.
  In Richtung Portstewart kamen wir an den Ruinen von Dunluce Castle vorbei. Wir machten einen Rundgang durch die Burg und sahen uns alles an. Dies gefiel uns allen besser als der Giants Causeway. Monika kroch durch die Ruinen und war auf einmal verschwunden. Im Fenster einer Burgzinne tauchte sie dann plötzlich auf. Als Richard sie so sah, rief er von unten: „ Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter.“
  Im Visitors Centre zeigte man einen Diavortrag mit sehr schöner Musik, aber leider klemmte ein Dia und so sahen wir nur einen Teil der Bilder. Unsere Weiterfahrt ging durch Londonderry. Da heute strahlender Sonnenschein war, wirkte die Stadt nicht so trist wie bei unserem ersten Besuch. Der Grenzübergang in die Republik war zwar noch gut abgesichert, aber es wurden keine Kontrollen mehr vorgenommen.
  Es war nun doch schon recht spät geworden und wir hatten vom Auto fahren die Nase voll. Wir fuhren auf dem schnellsten Weg nach Enniskillen zurück. Der Abend war so mild und hell, dass man noch sehr gut draußen sitzen konnte, ohne sich etwas Warmes anziehen zu müssen. Wir spielten noch etwas in unsere Kasse ein und gingen dann schlafen.


Mittwoch, 28.06.1995

  Heute müssen wir unsere Vorräte wieder aufstocken, da wir Enniskillen verlassen werden. Fast den ganzen Vormittag verbrachten wir im ERNESIDE. Endlich ging es zurück, aber auf dem Weg fiel uns ein, dass wir Zitronen vergessen hatten. Ich ging zurück und holte sie noch. An der Kasse meinte die Dame: „ Good morning, oh no, thank god, good afternoon.“ Allen machte das Wetter zu schaffen. Diese Temperaturen von über 30° C waren die Iren überhaupt nicht gewohnt. Jetzt konnten sie mit Spanien, Portugal und den Kanaren konkurrieren. In der Zeitung lasen wir: "The hottest June since ever". Den durften ausgerechnet wir erleben.
  Wir machten uns auf den Weg in Richtung Süden. Im Kaufhaus hatte Monika eine Blumendusche erstanden, die uns, mit kaltem Wasser gefüllt, als Erfrischung diente. Unterwegs gab es zwischendurch einmal einen kurzen Rums. Wir hatten wohl leicht aufgesetzt, aber es war nichts passiert. Richard schoss wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett. Er wollte schon zu den Schwimmwesten stürzen.
  Wir fuhren weiter zum Anleger von Quivy Waters. Leider hatte vor uns schon ein Boot angelegt und wir passten mit unserem Riesen Kahn nur noch zur Hälfte dran. Aber es ging auch so. Es wurde noch etwas Siesta gehalten, bis die größte Hitze vorbei war. Monika und Richard machten einen Angelausflug mit dem Dinghy. Bei diesem Ausflug hatte Monika einen Biss gehabt und rief: „Ich hab‘ einen, ich hab‘ einen“. Es war ein Babyhecht („Jackpike“). Er wurde schnell fotografiert und dann ins Wasser zurück gesetzt. Er spielte „Toter Mann“ und Richard musste so lange mit dem Dinghy um ihn herumfahren bis er sich wieder bewegte. Er war wohl nur ein wenig ohnmächtig vor Schreck gewesen.
  An diesem Anleger war es herrlich ruhig und wir waren mitten in der Natur. Die Besitzer des Bootes vor uns verließen über Nacht auch ihr Boot. So waren wir ganz alleine. Der Ausflug von Richard und Monika ging bis neun Uhr und zum Grillen hatten wir keine Lust mehr. So wurden die Fischkonserven ausgepackt und es gab Mais-Thunfisch-Salat. Dies war eine gelungene Abwechslung.
  Da überall Fischringe auf dem Wasser zu sehen waren, reizte es die Männer, noch mal mit dem Dinghy loszufahren. So hatte Monika Muße sich die Nägel zu machen und wir machten Plauderstunde. Es war draußen noch so mild, dass man selbst nach 23 Uhr noch im T-Shirt und kurzer Hose rumlaufen konnte.
  Weil Wilhelm nachmittags fast zwei Stunden geschlafen hatte, war er natürlich nicht müde und wollte noch angeln. Nach eineinhalb Stunden hatte er aber keine Lust mehr und kam ins Bett. Nach einer viertel Stunde sprang er ganz hektisch wieder aus dem Bett. Ihm war eingefallen, dass er die Wurmdose offen gelassen hatte. Einige Würmer waren schon spazieren gegangen, aber sie wurden wieder eingefangen. Dann kam er wieder ins Bett und wir schliefen selig.


Donnerstag, 29.06.1995

  Nach neun Uhr standen wir, bis auf Wilhelm, auf. Er war schon frühmorgens mit dem Dinghy rausgefahren. Schon am frühen Morgen wurde viel geschwitzt und alle hingen in den Seilen. Es wurde keine Handbewegung zu viel gemacht. Toasten, Speck & Eier braten und Kaffee kochen war eine Qual. Nachdem Wilhelm zurückgekehrt war, machten wir uns los und fuhren weiter, um wenigstens etwas Fahrtwind abzubekommen. Das Schleppen auf Hecht wurde schnell wieder eingestellt, weil zu wenig Wind zur Kühlung aufkam. Wir fuhren heute nur zum Crom Estate, wo wir gestern schon mal kurz angelegt hatten.
  Nun machten wir einen auf Faul. Lesen, angeln, eincremen, mit dem Schlauch und der Blumendusche abkühlen. Nur keinen Stress aufkommen lassen. Monika zog zwischendurch Richards neue Latschen an, weil das Deck so heiß war und man nicht barfuss laufen konnte. Es sah aus, als ob sie zum Wasserskilaufen ginge und schon die Bretter untergeschnallt hätte. Am Spätnachmittag gingen die Männer im Fluss schwimmen. Es war augenscheinlich sehr angenehm, nicht so kalt wie beim ersten Mal oben im Lower Lough Erne. Wo sie schon einmal dabei waren, wurde auch gleich unter dem Schlauch geduscht.
  Am Anleger war eine Picknickbank mit Tisch und wir brachten unsere ganzen Grillutensilien dort hin. Kochen in der Kombüse wäre, mit Sicherheit, eine Strafe gewesen. Mittlerweile hatten wir, langsam aber sicher, die Nase voll vom Grillen. Es schmeckte zwar toll, aber allmählich wollten wir doch mal etwas anderes essen.
  Beim Kartenspiel war es unter Deck immer noch reichlich warm. Wir schwitzten still vor uns hin. Richard zog sich das T-Shirt aus uns kühlte sich mit der Blumendusche ab. Er meinte, ich hätte doch schon mal einen nackten Oberkörper gesehen, oder? Meine Antwort: „Ich war doch oft genug im Zoo.“ So ging ein „fauler“ Tag zu Ende.


Freitag, 30.06.1995

  Wilhelm war gegen halb neun aufgestanden und zu „seinen“ Fischen gegangen. Ich duselte noch etwas und war drauf und dran wieder fest einzuschlafen. Plötzlich hörte ich auf dem Steg einen dumpfen Schlag und ein Gejaule. Ich sprang aus dem Bett und traf im Salon auf Monika, die auch aufgeschreckt war. Wir sahen nach draußen; dort lag Richard, wie eine Schildkröte auf dem Rücken, auf dem Steg. Richard war beim herunter steigen vom Boot mit dem Fuß umgeknickt und hingeschlagen. Der Fuß schwoll sehr schnell an und so wurde der Wasserschlauch erst mal als Kühlhilfe für den malträtierten Fuß genommen. Richard meinte zu seinem Unfall nur lapidar: „Ich glaub‘, ich hab‘ 'nen Platten“.
  Der Frühstückshunger war uns allen schlagartig vergangen. Wir tranken nur Kaffee und fuhren dann wieder los.
  Morgens sah der Himmel total bedeckt und diesig aus. Während der Fahrt klärte es aber schnell auf. Es war zwar nicht so heiß wie die letzten Tage (Gott sei Dank!), aber die Sonne schien und es ging eine leichte Brise. Wir legten in Corradillar an zum Einkaufen. Den „Tante Emma“- Laden an der Tankstelle gab es immer noch. Es wurde nur das Nötigste eingekauft. Großmutter stand mit ihrem Enkel hinter der Theke und er durfte das Wechselgeld heraus geben.
  Anschließend legten wir ab nach Tirraroe. Heute gab es zum ersten Mal seit langer Zeit ein selbst gekochtes Mittagessen. Monika hatte Nudelauflauf, mit Champignons, Zwiebeln, Sahne und Käse überbacken, gemacht. Alle waren recht müde und wir legten uns hin. Richard bekam einen Eisbeutel auf seinen lädierten Fuß gepackt, zum Kühlen.
  Nach dem Schlafen gingen Wilhelm und ich spazieren. Wir nahmen die Postkarten mit, in der Hoffnung, dass wir einen Briefkasten finden würden. Aber rund herum waren nur Felder und Wiesen. Uns begegneten jede Menge Traktoren. Dies war sozusagen der „Bauern Highway“. Wir pflückten noch ein paar Blumen und gingen dann zurück zum Boot.
  Richard saß auf dem Steg mit der Angel und ließ sich, mit dem Wasserschlauch, kaltes Wasser über den kaputten Fuß laufen. Wir beschlossen, etwas Karten zu spielen. Ich fragte Richard: „Kannst Du denn überhaupt mischen?“ Er hatte nämlich vor dem Spiel gemeint, dass er als „Kranker“ gewinnen müsse. Wir spielten bis neun Uhr und danach ging Wilhelm noch etwas fischen.
  Es war heute Abend etwas frischer gewesen, als die letzen Abende. Aber auch bedeutend angenehmer!


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Musik mit freundlicher Genehmigung von Shamrock!


Musiktitel: I'll tell me Ma (Copyright by Shamrock)

 

 

 

 

Tully Castle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anleger von Hay Island

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wasser schöpfen

 

"Drachenboot"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ab ins kühle Nass

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Giants Causeway

Bushmills Distillery

Dunluce Castle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ein "Jackpike"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schwimmen im Upper Lough Erne

Barbecue Time

 

 

 

 

Fusskühlung

 

 

 

 

 

Abendstimmung

 

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