Die Norfer Sappeure
Beiträge zur Geschichte des Sommerbrauchtums
im Kreis Neuss

Woher der Name?

Der Zapfenstreich


 


Der Zapfenstreich, sogenannt nach dem Streich auf den Zapfen, der das Schenkfass schloss, wurde im Soldatenlager (im späteren 17. Jh. auch in Städten) durch ein Signal befohlen; bei den Fußtruppen ein Trommelsignal, später Signalhomruf, bei der Reiterei eine Fanfare (Retraite). Im 17. Jh. entwickelte sich als ZAPFENSTREICH nebenher ein kleiner Marsch, mit dem die Spielleute durch das Lager zogen. Von dieser Art sind Beethovens 3 Zapfenstreiche für türkische Musik (1809). 

Der Große Zapfenstreich, als Vereinigung der Zapfenstreiche einzelner Heeresgattungen, entstand in Preußen im frühen 19. Jh. und wurde von Wieprecht herausgegeben. 1813 ordnete Friedrich Wilhelm III. an, nach dem Vorbild des russischen Zapfenstreichs ein geistliches Lied (Gebet) anzufügen.

Der Große Zapfenstreich umfasst heute: Locken zum großen Zapfenstreich (Spielleute); Großer Zapfenstreich (Musikkorps), Zapfenstreich der berittenen Truppen (3 Posten); Zeichen zum Gebet, Gebet, Abschlagen nach dem Gebet; Deutschlandlied.

Statt des preußischen Zapfenstreichs kann der bayerische oder sächsische (als Schöpfer gilt C. M. v. Weber) gewählt werden. Als Gebet wird "Ich bete an die Macht der Liebe" (von Tersteegen/Bortnjanskij) gespielt, in Bayern das Militärgebet von Aiblinger.

Großer Zapfenstreich ist auch ein Großkonzert als Manöverabschluss oder" Militär-Monstre-Konzert", in dem nach einer "Serenade" mit Konzertblasmusik der Große Zapfenstreich den Höhepunkt bildet. Wieprechts erstes Großkonzert fand 1838 in Berlin statt, Andreas Leonhardts Großer Zapfenstreich 1853 in Olmütz. Vorläufer hatten solche Veranstaltungen 1730 im Lager zu Zeithayn (Sachsen) und 1835 beim russisch-preußischen Treffen in Kalisch.

Aus: Riernann, Musiklexikon. Schott Söhne 1967. S. 1071-1072
 

zurückweiter

 


Home
       Inhaltsverzeichnis