14.05.1999 - 12.06.1999
Tagebuch
von Konni Offer
Freitag, 14.05.1999
Was für ein Glück, dass gestern Feiertag war. So hatten wir genügend Zeit unsere Sachen
zusammen zu suchen und die Koffer zu packen. Während unseres Urlaubs sollten wir in der Wohnung
neue Fenster bekommen. Das bedeutete, dafür noch ein paar Vorbereitungen
zu treffen. Doch davon
jetzt genug.
Das Taxi, das uns zum Flughafen bringen sollte, kam sehr pünktlich. Um
elf Uhr sollte der Flug nach Dublin starten. Wir hatten wieder einmal Massen an Gepäck.
Vor allem Wilhelms sperrige Angeltasche musste wieder mal separat aufgegeben werden. Mit einer
halben Stunde Verspätung konnte die Maschine dann endlich starten. Durch "Rückenwind" kamen
wir zwar fast pünktlich über Dublin an, aber auch hier erhielten wir die Landeerlaubnis erst
nach einigem Kreisen.
Unser Gepäck bekamen wir dann sehr schnell. Bei Avis holten wir danach die Papiere für
unseren Mietwagen ab. Da kein Astra zur Verfügung stand, gab man uns einen Vectra - in Anbetracht
unseres Gepäcks eine gute Sache. Bevor wir starteten nahmen wir noch einen kleinen Drink an der Bar.
Dann ging's los.
Es bestand jetzt die Möglichkeit auf der M50 Dublin City zu umgehen und dann auf der N4 in
Richtung Westen zu fahren. Leider landeten wir aber auf der N7 in Richtung Südwesten und mussten
nun über Landstraßen zurück zur N4.
Zwischendurch meldeten sich Hunger und Durst. In Enfield machten wir Halt; hier gab es auch
eine Bank mit Geldautomaten, wo wir uns zunächst mit Cash eindecken konnten. Auf der Suche nach
etwas Essbarem erspähten wir Mary's Coffeeshop, wo wir dann auch einkehrten. Es sah fast aus wie
bei den "Drei Damen vom Grill", doch es waren vier Damen und alles war etwas "irisch" angehaucht.
Im Raucherteil des Restaurants saßen die jungen Mütter von Enfield mit ihren Rackern und
machten Lunchtime. Mary 1 rollte, ob des Lärmes der Kinder, schon mit den Augen. Heute lernten
wir eine neue Art kennen, Chips zu essen: mit klein geschnittenem Bacon und geriebenem Cheddar
überbacken. Es schmeckte herrlich!
Danach ging es weiter über Mullingar, Longford und Roosky. Hier am Shannon mussten wir
einen kleinen Stopp einlegen. Es lag nur ein einziges Boot an den Anlegern. Vielleicht war so wenig
Betrieb, weil morgen Wechseltag ist und viele ihre Boote abgeben.
Über Carrick-on-Shannon und Sligo fuhren wir weiter in Richtung Yeats Country. Hinter
Drumcliff fanden wir dann das Schild "Farmhouse Mountain View", unsere
Bleibe für die erste Woche. Es lag in der
Nähe von Carney. Die Zufahrt zum Farmhaus war sehr schmal und plötzlich standen wir auch noch im Stau.
Ein Stück vor uns
lud ein Teerwagen seine Fracht ab. Wie sich nachher herausstellte, wurde die Auffahrt zum Farmhaus neu
asphaltiert. Da wir jetzt kurz vor unserem ersten Ziel waren und das Wetter so herrlich war, machte
uns die Verzögerung nichts aus. Die ganze Strecke über war es zwischen 16° und 18°C, mit viel
Sonnenschein und etwas Regen. Halt typisch irisch.
Dadurch dass die Auffahrt neu geteert war, mussten wir das Haus durch den Hintereingang betreten.
Es war sehr schön. Von unserem Zimmer aus hatten wir einen herrlichen Blick auf den Benbulben,
den
markanten
"Tafelberg" Sligos.
Gegen 19:00 Uhr gab es ein opulentes Dinner, das uns bis zum Anschlag
satt machte. Wir sagten Martina, der Dame des Hauses, dass wir mindestens 10 Pfund zunehmen würden,
wenn sie uns die ganze Woche so beköstigen würde. Sie freute sich, dass wir keine Einschränkungen vom
Essen her machten und
sagte uns, sie würde jeden Abend für uns eine Überraschung bereit halten.
Anschließend an das Abendessen fuhren wir noch eine kleine Tour mit dem Auto. Es wurde
das "Lisadell House" bestaunt und auf dem Rückweg eine kleine Pause an einem tollen Strand eingelegt.
In Carney kehrten wir dann noch auf ein Bier im Pub ein. Der Hund des Hauses machte es sich
neben uns auf der Couch bequem und sah uns mit seinen treuen braunen Augen an. Die absoluten Tierfans
wären ausgeflippt, aber bei mir hält sich die Tierliebe ja etwas in Grenzen. Da wir reichlich müde
waren, fuhren wir dann auch recht bald zurück zum Farmhaus.
Samstag, 15.05.1999
Nach fast neun Stunden Schlaf standen wir gegen halb acht auf. Gestern Abend
hatten wir die Heizungen abgestellt, aber die Idee war nicht so gut
gewesen. Es war doch zu kalt geworden in der Nacht. Heute
Abend werden wir die Heizung zumindest klein anlassen. Das Wetter zeigte sich heute morgen recht
trüb und es wehte ein frischer Wind.
Um halb neun gab's Frühstück. Es schmeckte uns hervorragend und Martina hatte den "Galtee
Bacon Award" zu Recht verdient. An unserem Tisch saßen Mutter und Tochter aus Südafrika z. Zt. in
London lebend. Sie betrachteten zunächst alles etwas skeptisch, aßen dann
aber doch mit viel Appetit.
Nach dem Frühstück begannen wir unsere erste Tour. In Kenlough deckten wir uns mit ein paar
Lebensmitteln für ein Picknick ein und kauften auch gleich eine Karte zum 50. Geburtstag für einen
Freund. Am Lough Melvin vorbei waren wir auf einmal in Nordirland. Dies fiel uns aber nur deswegen
auf, weil uns ein rotes statt grünes Postauto begegnete. Am Lough Gill machten wir Halt und besichtigten
Parke's Castle. Das Castle war toll renoviert und eine Ausstellung im Haupthaus gab Auskunft über die
Geschichte des Schlosses. Nachdem wir einen Rundgang durch den gesamten Gebäudekomplex gemacht hatten,
sahen wir uns auch noch einen interessanten Diavortrag an.
Weiter an den Ufern des Lough Gill vorbei, fanden wir dann einen sehr schönen Picknickplatz im
Hazelwood Forest. Es war zwar etwas kalt draußen, aber das hielt uns nicht von einem Picknick mit
Käse-Tomaten-Sandwiches ab.
Auf dem Rückweg zum Farmhaus hielten wir an Rosses Point an. Hier gibt es einen
schönen Strand,
den wir zu einer Strandwanderung nutzen wollten. Aber der Wind blies so kräftig und kalt, dass wir uns
entschlossen, den Spaziergang auf ein anderes Mal zu verschieben.
Zurück zum Farmhaus wollten wir uns nur etwas ausruhen - daraus wurde dann eine "Siesta" von
zwei Stunden.
Nach dem - wiederum reichlichen - Abendessen zog es uns zu Brady's Pub, zum Nachspülen. Hier
versuchten wir die Trainingsergebnisse des Formel 1 Trainings heraus zu bekommen, aber selbst der
Sportsender, der im Fernsehen lief, klärte uns nicht darüber auf. Na, auch egal.
Da uns aber auch heute Abend schnell die Müdigkeit wieder packte, machten wir uns auf den Weg
zurück zum Farmhaus.
Sonntag, 16.05.1999
Wir schliefen den Schlaf der Gerechten. Anscheinend hatten wir viel Nachholbedarf. Selbst
zwei starke Tassen Kaffee am Abend hatten uns nichts ausgemacht.
Am Frühstückstisch hatten wir heute ein älteres Ehepaar aus England sitzen. Er hatte sehr
viel zu Erzählen und einen herrlich beißenden englischen Humor.
Dadurch, dass er lange Zeit in Indien
und anderen asiatischen Ländern gelebt hatte, konnte er diverse Anekdoten zum
Besten geben. Ein Paradebeispiel für
einen englischen Kolonialoffizier!
Martina gab uns den Tipp, einen Ausflug zum Glencar Lake zu machen. Bei unserem Start war es mal
gerade 11,5°C. Wir fuhren in Richtung Benbulben eine tolle Strecke zum See,
um dann von einem Parkplatz aus zu Fuß zum Wasserfall zu gehen. Jetzt ließ sich auch die Sonne ab und
zu blicken. Wir genossen die Stille und die herrliche Landschaft um uns
herum.
Unsere Weiterfahrt führte uns südlich von Sligo ins County Mayo. Über ländliche Straßen kamen
wir über
Strandhill und Easky nach Rathlee. Dort hielten wir kurz an einem Bauernhof an, um uns anhand der
Straßenkarte zu orientieren. Der Farmer, mit rötlichem Haar und Gesicht, sah dies, sprang von seinem
Traktor und versuchte uns zu helfen. Er gab uns
verschiedene Tipps, wie wir zum Meer kommen konnten. Leider gab es keine Straße, die parallel zur Küste
verlief, aber über Stichstraßen hatte man die Möglichkeit, zum Meer zu gelangen. So fuhren wir einfach
einen Weg mit dem Hinweisschild "Pullakeeney Harbour". Zunächst war die Straße zwar sehr schmal, aber
ganz gut befahrbar, dann wurde sie aber, je näher man dem Meer kam, immer holperiger. Die Aussicht auf
das Meer hat die Strapazen aber wieder wett gemacht. Die Sonne schien und trotz einer
"steifen Brise" machten wir einen tollen Spaziergang.
Weiter ging's nach Ballina. Unterwegs hatten wir unsere Ration Brot, Tomaten und Käse aufgefüllt
und konnten in Ballina in einem Park picknicken. Es musste aber alles gut festgehalten werden, damit
nichts fliegen ging. Der Wind hatte immer noch nicht nachgelassen. Beim letzten Bissen fing es dann
auch noch an zu regnen und wir flüchteten ins Auto.
Die Tour wurde fortgesetzt über Killala zum Downpatrick Head. Wir machten kurz Rast und
eine Rauchpause,
da wir ja jetzt im Auto nicht mehr rauchten. Am
ersten Tag hatten unsere Kleidung und das Auto so furchtbar nach Zigarettenqualm gerochen, dass wir
uns entschlossen, nur noch draußen zu rauchen.
Bei ca. 14°C Außentemperatur und strahlender Sonne fuhren wir dann weiter über Bayley Castle
und den Lough Conn Drive, eine schöne Strecke um den
See.
Bevor wir wieder zum Farmhaus zurückkamen, legten wir unseren -mittlerweile obligatorischen-
Stopp bei Brady's ein. Durch die Übertragung eines Fußballspieles zwischen Manchester United und
Arsenal London im Fernsehen war der Pub sehr voll, aber es war interessant
die Leute zu beobachten. Im übrigen hat Manchester gewonnen.
Nach dem Dinner gingen wir noch auf einen Absacker in den anderen Pub des Ortes, Laura's.
Er war kleiner und gemütlicher und hatte ein kleines Restaurant angeschlossen. Nachdem wir zwei
Bier getrunken hatten, überfiel uns schon wieder die irische Müdigkeit und wir entschlossen uns,
doch zurück zum Farmhaus zu gehen und uns schlafen zu legen.
Montag, 17.05.1999
Wilhelm stand schon recht früh auf und setzte sich mit seinem Buch ins Wohnzimmer zum Lesen.
Bevor er wieder zurück kam, war ich schon mit Duschen fertig und er schloss sich der Duschaktion,
trotz des kalten Zimmers, an.
Heute hatten wir beim Frühstück keine Tischgenossen. Der Vierertisch war komplett besetzt und
wir hatten den kleinen Tisch für uns alleine.
Das Wetter ließ sich recht gut an und so beschlossen wir, heute unsere große Tour nach Donegal
zu machen. Es war früh morgens schon 13°C und sonnig. Über Bundoran, Ballyshannon und Donegal fuhren
wir nach Killybegs. Der Ort ist das Fischereizentrum von Donegal und entsprechend roch es auch überall.
Also fuhren wir weiter
nach Kilcar an einen schönen Strand mit einer Dünenlandschaft. Der feine Sand war nachher überall wieder
zu finden. Noch ein Stück weiter hatten wir einen herrlichen Blick über die gesamte Bucht von Donegal.
Doch als dann ein Touristenbus jede Menge Touris ausspuckte, machten wir uns schnell davon. Über die
Coast Road fuhren wir dann zum
Muckros Head. Hier war Irland noch sehr ursprünglich.
Es war eine himmlische Ruhe, nur die Vögel und das Rauschen der auflaufenden Flut unterbrach die Stille.
Inzwischen schien die Sonne kräftig und wärmte uns auf. Wir fuhren weiter zum Slieve League und nach
Glencolumbkille; durch die Berge nach Adara
-Richtung Donegal- war es allerdings recht kühl. In Ballyshannon sahen wir von der Brücke auf den Erne, der hier eine sehr starke Strömung hatte.
Mit einem kleinen Schlenker am Meer entlang kehrten wir zum Farmhaus zurück.
Es gab Dinner und heute
Abend hatten wir auch eine tolle Wasserkanne. Den ersten Abend dachte ich, die Wasserflasche wäre eine
Blumenvase und ich hätte mir das Blumenwasser ins Glas geschüttet. An den nächsten Abenden war die
Wasserkaraffe als solche zu erkennen, weil eine Scheibe Zitrone oben drauf schwamm. Alles war so reichlich,
dass wir beschlossen, einen Verdauungsspaziergang zu machen.
Der Hund der Murphys begleitete uns ein Stück. Wir kamen an einen toten Iltis vorbei, ich
schloss die Augen und Wilhelm musste mich daran vorbeiführen. Unterwegs trafen wir eine ältere Frau,
die uns fragte, ob wir "cattle" gesehen hätten. Aber wir konnten dies nur
verneinen. Zurück in den Ort überholte uns die Frau mit ihrem roten Fiesta und grüßte uns wie
alte Bekannte mit Hupen. Heute straften wir den Pub mit Verachtung und machten nur noch etwas
"cow-watching". Das Essen war, Gott sei Dank, ein wenig gesackt.
Dienstag, 18.05.1999
Die Sonne und ein strahlend blauer Himmel weckten uns.
Unser Frühstück wurde jeden Morgen durch etwas Neues aufgestockt. Es gab
zusätzlich
"potatoecakes".
Für heute hatten wir geplant nach Sligo zu fahren und, in Anbetracht des schönen Wetters,
irgendwo an einen Strand. Die Sonne brannte schon sehr heiß, vor allem im Auto war es schön warm. In
Sligo ergatterten wir einen Parkplatz und konnten jetzt Martinas
"parking disc" nutzen, die Sie
uns mitgegeben hatte. Man mußte das Datum und die Uhrzeit aufrubbeln und durfte dann eine Stunde
parken.
Zunächst hatten wir etwas Probleme das Town Centre zu finden und
wir bummelten etwas ziellos durch die Stadt. Seit Jahren hatte ich einen
Wunsch: einen irischen Ring.
So suchten wir nach einem
Juwelier und schließlich fanden wir eine Strasse, wo es gleich mehrere davon gab.
Kurzentschlossen gingen wir in einen Laden und sahen uns einiges an. Wir hatten einen Ring
ausgeguckt mit einem schlichten, keltischen
Muster. Da er uns Beiden gut gefiel, kauften wir ihn und er wurde ganz bombastisch eingepackt. Obwohl
inzwischen unsere Parkzeit abgelaufen war, tranken wir noch einen Kaffee und versorgten uns mit
etwas "Futterage" fürs Picknick.
Wir fuhren wieder Richtung Drumcliff und besuchten das Grab von William Butler Yeats. Hinter
Cliffony bogen wir von der Hauptstrasse ab, zur Mallaghmore Halbinsel. Die Wellen rauschten
enorm und klatschten an die Küste. Schon
aus der Ferne konnte man das Herrenhaus der Royal Family sehen, in dem Lord Mountbatton,
der auf einer Bootstour bei einem Anschlag getötet worden war, gewohnt
hatte. Das Haus ist heute noch im Besitz der englischen Königsfamilie.
Am Meer parkten wir unser Auto und machten uns auf zu einem Strandspaziergang. Ich konnte der
Versuchung nicht widerstehen, Muscheln zu sammeln. Wir werden sie gut waschen und lüften. An der
Steilküste vor dem Ort hatten wir einen tollen Picknickplatz gesehen. Dort
machten wir Lunchtime und Siesta. Nur der Wind und die Wellen waren zu
hören.
Hier trafen wir auch die sechs Engländer wieder, die morgens im Farmhaus mit uns gefrühstückt
hatten. Wilhelm fuhr allein in den Ort, um sich dort nach Möglichkeiten
fürs Hochseeangeln zu erkundigen. Über Schleichwege machten wir kurze Stopps an verschiedenen Stränden,
Streedagh Point und Lisadell. So kamen wir dann auf unserer Rundfahrt wieder nach Carney und stoppten
bei Brady's. Sonja, die junge Wirtin saß vor der Tür in der Sonne. Sie zapfte uns ein Bier und wir kamen
ins Gespräch. Sie und Joe würden in zwei Wochen heiraten und dann ihre
Hochzeitsreise auf die Bermudas antreten.
Zurück zum Farmhaus zog Martina beim Abendessen wieder alle Register. Dieses Mal schmeckte uns
sogar die Minzsoße zum Lamm, sicher weil sie
selbst gemacht war. Die Engländer waren auch wieder da und brachten Martina Fische mit. Sie waren
für zwei Stunden auf See zum angeln gewesen. Hätte Wilhelm dies vorher
gewusst, wäre er bestimmt mitgefahren. Martina bot sich sofort an, nochmals mit dem Bootsbesitzer zu
telefonieren, ob eine Möglichkeit besteht, eine weitere Angeltour zu machen.
Die Sonne und die gute, frische Luft hatten uns heute geschafft. Selbst das Hämmern
im neuen Esszimmer störte uns nicht.
Mittwoch, 19.05.1999
Das Wetter sah etwas durchwachsen aus, aber es waren früh morgens schon 15 Grad. Heute morgen
war das Frühstückszimmer bis auf den letzten Platz
besetzt. Im Haus war Rauchen nicht gestattet, aber einige hatten sich wohl nicht daran gehalten.
Martina hatte Angst davor,
dass jemand mit der brennenden Zigarette einschläft und ihr das Haus abfackelt.
Für heute hatten wir uns vorgenommen, in die Berge zu fahren. Wir fanden auch die richtige
Zufahrt über die N 15. Der Benbulben rückte sehr nahe und wir waren in kürzester Zeit von den Bergen
umringt. Wir fuhren an einem kleinen Bach entlang, der total einsam in einem Tal lag. Der Weg
entpuppte sich allerdings als Sackgasse und wir mussten, nach einem
kurzen Spaziergang, umkehren bis zur nächsten Abzweigung. Vor uns auf der Straße lief ein weißer
Ziegenbock. Er versuchte krampfhaft links oder rechts vor uns
auszuweichen, aber überall waren Zäune. So lief er, bestimmt über einen Kilometer, vor uns her. Dann
fand er endlich eine Lücke im Gatter.
Wir fuhren den Glennariff-Horseshoe-Rundweg, der durch den Wald und sehr nah an den Bergen
vorbei führte.
Hier standen noch sehr viele alte Häuser, zum größten Teil unbewohnt.
Die Umgebung sah so aus, wie man sich das alte Irland vorstellt. Die Gegend war sehr einsam und
ruhig. Unser Weg führte uns weiter zum Glenade Lough und nach Manorhamilton.
Wir wollten nach Drumshanbo am Lough Allen, wo wir vor 15 Jahren schon einmal
im Acres Lake mit dem Boot gewesen waren. Oberhalb von Drumkeeran, dem nördlichsten Zipfel des Sees,
machten wir eine Picknickpause. Wir hatten ein herrliches Panorama vor uns
liegen. Grobe Richtung Sligo wollten wir eigentlich nach Strandhill, aber die Straße dorthin wurde
von Polizisten aus irgendeinem Grunde umgeleitet.
So fuhren wir nochmals nach Rosses Point und liefen erst den
Scenic Walk und dann den riesigen Strand ab. Einige Mutige gingen sogar schon bis zum Knie ins Wasser.
Das war aber sicher noch
sehr frisch. Nein, danke!
Mit einem kurzen Stopp an Yeats Tavern in Carney, kehrten wir zum Farmhaus zurück. Nach dem
Abendessen sahen wir unten im Dorf,
dass ein Fußballspiel in vollem Gange war. Wir wurden vom Wirt aus Laura's Pub freundlich begrüßt
und sahen uns die erste Halbzeit
an. Morgen ist schon unser letzter Tag hier und wir werden sicher Martinas Kochkünste vermissen.
Donnerstag, 20.05.1999
Auch heute versprach das Wetter gut zu werden. Beim Frühstück hatten wir
amerikanische
Tischnachbarn aus Chicago.
Später wollten wir nach Sligo, um für Martina ein paar Blumen zu holen. Wir kauften
ihr einen
Blumentopf und fuhren zurück zum Mountain View Farmhaus.
Hier überreichten wir Martina die Blumen und Sie war sichtlich gerührt. Wir hatten auch noch genau
ihre Lieblingsfarbe
beim Übertopf erwischt, nämlich rosa. Dies war allerdings unschwer an vielen Dingen im Haus zu erkennen.
Unser Badezimmer und die Bettwäsche strotzte vor rosa.
Dann fuhren wir wieder los zu einer letzten Erkundungstour. In der Nähe von Cliffony und Grange
fanden wir alte Gräber, die noch sehr gut erhalten waren. Das
Ganze war 4500
Jahre alt und wir betrachteten ehrfürchtig die alte Anlage. In der Nähe von Mallaghmore kamen wir
an den Strand. Hier waren schroffe Felsplatten und die Wellen klatschten über die Steine. Es war
grandios. Zunächst liefen wir oberhalb entlang, dann kletterten wir aber hinab auf die Felsen. Es
war ein
beeindruckendes Schauspiel und wir konnten uns nicht satt sehen. Die Kletterei war richtig abenteuerlich
und anstrengend.
Nach einem Stopp an unserem Picknickplatz am Meer mit der herrlichen Aussicht, zog es uns nochmals
zum Drumcliff River und Glencar Lake. Die eine Seite des Sees war eine tolle Strecke fürs Motorrad und
Wilhelm fuhr im
Geiste den Kurs ab.
Zum Abendessen gab's die nächste Überraschung.
Martina hatte einen Ihrer Söhne losgeschickt Muscheln zu suchen. Diese
gab es dann ausgepult auf Salat mit einer leckeren Soße.
An unserem letzten Abend gingen wir noch einmal zu Brady's, um uns dort zu verabschieden.
Aber schnell packte uns wieder die irische Müdigkeit und wir gingen zurück.
Freitag, 21.05.1999
ENNIS STAR Nr.3573
Heute hieß es Abschied nehmen von den Murphy's. Das Wetter war über
Nacht schlechter geworden; es war sehr stürmisch und regnete ab und zu. Wir hatten uns gestern
schon unser Notköfferchen für Dublin gepackt und wollten heute bei der Marina versuchen, unser
restliches Gepäck zu deponieren.
Nach dem Frühstück starteten wir zur zweiten
Etappe unserer Irlandreise. Am Lough Key wollten wir eine kurze Zigarettenpause einlegen, aber wir
flogen
beinahe weg. An Rauchen war nicht zu denken. So fuhren wir weiter und waren nach einer knappen Stunde
in Carrick-on-Shannon.
Die Emerald Star Line hatte ein neues Verwaltungsgebäude bekommen. Wir meldeten uns an der Rezeption und
schilderten dem Mädel dort unseren Fall. Sie hörte sich alles an, überlegte kurz und sah in ihren
Unterlagen nach. Dann fragte Sie uns, warum wir den Wagen nicht in der
Marina lassen wollten. AVIS
hätte eine Station in Sligo und die könnten ihn dann abholen. Sie führte ein paar Telefonate
mit AVIS, Limerick Travel und unserem Hotel in Dublin. Dort wollte man versuchen, unser Zimmer
weiter zu vermitteln, ansonsten würden Sie es uns belasten. Dies war uns aber
egal, weil wir so einmal die Transferkosten gespart hatten und vor allem die ganze Hin- und Herfahrerei.
Der Hit war jedoch,
dass sie uns sagte, unser Boot sei schon fertig und wir könnten es ohne zusätzliche Kosten schon heute
übernehmen. Wir waren begeistert.
Sie rief noch beim Lebensmittelhändler an und orderte die bestellten Sachen für heute. Wir sollten
noch ein Stündchen warten, dann wäre alles bereit. So machten wir noch ein paar kleine Einkäufe.
Bei unseren Papieren in der Marina fanden wir einen Brief von zu
Hause vor, von unserem Freund Richard.
Er begleitete uns in Gedanken.
Jetzt ging das Drama mit dem Gepäck los, aber da wir jetzt Zeit in
Massen hatten, ging alles wie geschmiert. Erst wurde noch eine Maschine Wäsche
gewaschen und schon konnte es losgehen. Wilhelm hatte inzwischen seine Bootseinweisung erhalten
und die Lebensmittel waren auch schon
da.
Die Marina füllte sich jetzt mit den Leuten, die morgen Ende hatten und so machten wir schnell
einen
Abflug. Auf den Wäschetrockner wollten wir nicht mehr warten, so wurde die nasse Wäsche eingepackt.
Das Wetter war sonnig, aber trotzdem frisch. Wir kämpften gegen Wind und Wellen an. Am Anleger
in Leitrim Village fanden wir einen schönen Platz und Wilhelm spannte erst mal die Leine für unsere
Wäsche. Die kräftige Brise würde den Rest
schon
erledigen. Ein Pärchen machte uns auf etwas am Ufer aufmerksam; dort saß ein Fischotter und verspeiste
in aller Seelenruhe einen Fisch.
So
langsam meldete sich auch bei uns der Kohldampf. Wir hatten vor lauter Attraktion vergessen, etwas zu essen.
Es gab das obligatorische Gericht am ersten Bootsabend, Spaghetti Bolognese.
Es war aber so viel Gehacktes,
dass wir zusätzlich für den nächsten Tag noch acht Frikadellen daraus
machen konnten.
Wilhelm machte seine Angel fertig und fing auch nach und nach die ganze Palette des Flusses.
Ich rettete meine fast trockene Wäsche vor dem Regen und deponierte den Rest drinnen. Nach einem
Schlummertrunk
entschlossen wir uns, schlafen zu gehen und
fielen todmüde ins Bett.
Samstag, 22.05.1999
Wir schliefen tief und fest. Selbst das Klappern der Badezimmertür störte uns nicht
sonderlich. Der Morgen hatte recht sonnig begonnen, aber das war leider nicht von Dauer. So zogen wir
uns nach dem Zwiebelprinzip
an - T-Shirt, Hemd, Sweatshirt und Pullover.
Wir starteten und an der ersten Schleuse (Killarcan Lock Nr. 16) durch den Kanal fand sich bald
der Schleusenwärter
ein, der uns eine Einweisung in die Bedienung der Schleusen geben wollte.
Als er hörte, dass wir die Tour durch den Shannon-Erne-Waterway schon
mal gemacht hatten, beschränkte er sich in seinen Erklärungen auf ein
Minimum. Es ist wirklich nicht schwierig mit den Terminals
umzugehen. Die Schleusen im Shannon-Erne-Waterway sind kostenpflichtig
und werden über eine spezielle Chipcard abgerechnet und bedient.
Der Wind pfiff stark und ungemütlich. Auch die nächsten Schleusen passierten wir ohne Probleme
und ich machte mich als Schleusenwärter ganz
gut. Es lief alles wie am Schnürchen und wenn sich nicht unsere Mägen gemeldet hätten, hätten wir total
die Zeit vergessen.
So gab es gegen
Mittag in Keshcarrigan Frühstück - dafür aber reichlich. Für die Nacht wollten wir hier aber nicht
bleiben. Es war zu windig vom See her und unser Boot ging wie ein Lämmerschwanz.
Also fuhren wir weiter nach Ballinamore und fanden im alten Hafenbecken einen tollen Platz.
Unser Telefonakku gab so langsam seinen Geist auf, ein guter Grund mal in den Pub zu gehen.
Wir fanden auch einen sehr schönen
alten Pub. Die Bar war handgeschnitzt und es gab jede Menge gemütlicher Sofas. Wir durften unsere
Akkus aufladen und Wilhelm wollte ein Pintglas kaufen. An Bord gab es nur kleine Gläser, in die keine
Dose Guinness Draft
passte. Der Wirt kam gleich mit vier Gläsern an und schenkte sie uns.
Anstatt der Bezahlung der Gläser machten wir eine Spende
für das hiesige Krebskrankenhaus.
Nach dem Abendessen lockte Wilhelm noch etwas die Fische und ich "verzapfte" diese Zeilen.
So hatten wir heute schon eine
große Strecke geschafft und waren denen, die Samstag starteten, voraus gefahren. Morgen hatten
wir noch fünf Schleusen vor uns und dann war damit erst mal
Schluss.
Sonntag, 23.05.1999
Gestärkt von leckerem Brown Bread und einer Tasse Kaffee setzten wir nach neun Uhr unsere
Bootstour fort.
An der Schleuse Nr. 5, Lock Ardrum, zeigte die Ampel nichts an und auch die Schleusenkarte
reagierte nicht. Wilhelm drückte den Knopf für die Zentrale. Anscheinend
hatte der Schleusenservice noch nicht gemerkt,
dass die Schleuse noch nicht freigegeben war. Kurz darauf funktionierte es.
Während unserer Fahrt vorbei an Ballyconnell und Haughtons Shore wurde das Wetter immer
schlechter. Der "Drizzle" ging in stärkeren Regen über
und weichte uns beim Schleusen auf. Trotzdem genossen wir die Fahrt vorbei an
Weiden mit süßen Kälbchen und riesigen Wiesen mit Butterblumen.
Dann hatten wir endlich die Schleuse Nr. 1, Corraquill Lock, hinter uns und wir legten in
Aghalane an. Morgen konnten wir es etwas geruhsamer angehen lassen, denn schließlich
hatten wir viel Zeit. Vielleicht hat Petrus ja auch ein Einsehen mit uns. Er braucht uns nicht
gerade die Hitzewelle zu schicken, aber ab und zu ein wenig Sonne wäre nicht schlecht.
Montag, 24.05.1999
Der Wind hatte wieder aufgefrischt, aber die Sonne ließ sich immer wieder sehen.
Leinen los, und ab ging's Richtung Belturbet. Hier am Anleger war es so windig,
dass unser Boot immer wieder abgetrieben wurde. In der Marina von Emerald Star Line holte Wilhelm einen
Wetterbericht. Der hörte sich immer gleich an: "Some sunny spells, a bit
of drizzle
and some showers with wind".
Zum Einkaufen fuhren wir mit dem Dinghy ans gegenüberliegende Ufer, damit wir nicht so weit
zu laufen hatten.
Pfingstmontag war in Irland kein Feiertag, denn alle Geschäfte hatten
geöffnet. Kurz vorm Boot, bei unserer Rückkehr, erwischte uns dann die nächste Regenschauer.
Wir legten ab und die Sonne erschien wieder. So wechselte es x-mal hin und her, Sonnenbrille
auf, Sonnenbrille ab, Dach
auf, Dach zu, Scheibenwischer an, Scheibenwischer aus. Richtig irisches Wetter.
Vor Geaglum meinte Wilhelm noch, hier könne man sehr gut ohne Wasserkarte fahren, und schwups,
waren wir in der falschen Bucht. Die Rückfahrt nutzte er zum Schleppen, bis wir wieder in der korrekten
Richtung unterwegs waren. Am Anleger in Tirraroe sah es auch sehr wellig und schaukelig aus, so
beschlossen wir weiter zu fahren.
Wir fuhren und fuhren und hatten schließlich das
Ardhowen Arts Centre vor uns. Dort machten wir am Anleger fest und sagten uns auch heute,
dass wir morgen nicht so lange Strecken fahren werden. We will see.
Wilhelm lockte die Barsche und ich schnappte mir ein Buch. In den Bäumen hinter uns stimmte
ein Vogel ein tolles Liedchen an.
Nach einer Partie Backgammon
ließen wir den Abend ausklingen, friedlich und geruhsam.
Dienstag, 25.05.1999
Unser Aufstehrhythmus schien sich allmorgendlich zu wiederholen. Wilhelm machte ganz früh
den Anfang und ich zockelte später hinterher. Nach einem "trockenen" Frühstück verließen wir
Ardhowen und fuhren nach Enniskillen.
Wir wunderten uns, wie wenig Boote unterwegs
waren. An dem Riesensteg am Schwimmbad in Enniskillen lagen nur drei Boote. Wir schnappten uns
unseren Rucksack und marschierten in die Stadt. Recht fix hatten wir alles "Lebensnotwendige"
zusammen, Geld, Bier, Briefmarken,
die Angelerlaubnis, ein paar Lebensmittel, einen Angelstuhl und
Postkarten (Schade, die
müssen wir ja auch noch schreiben). Mit einem kurzen Stopp am Angelgeschäft,
zur Versorgung mit Ködern, fuhren wir Richtung Schleuse, die allerdings fast immer offen steht. Es
war nicht mehr so kalt, aber der Wind blies noch recht kräftig.
An Devinish
Island vorbei fuhren wir zum Anleger Hay Island, gegenüber der Manor House Marine. Auch hier
waren wir allein. Auf der Insel sahen wir einen Schwan auf einem riesigen Nest sitzen. Vater Schwan
kam zur Wachablösung angeschwommen,
vorher vergewisserte er sich aber, ob es bei uns nicht doch etwas zu fressen gibt.
Heute hatten wir
vor, Mittagsschlaf zu machen. Schließlich hatten wir Urlaub. Wir schliefen sofort ein. Durch ein
kräftiges Brummen und Stimmen wurden wir
geweckt. Es hatte ein Boot mit Iren angelegt und über uns flog in knapper Höhe über dem Wasser
ein Hubschrauber.
Man konnte fast die Augenfarbe des Piloten erkennen. Die Iren versuchten ihren Kindern
Wasserski beizubringen, gaben es aber bald auf. Sie fuhren weiter und so hatten wir den
Steg wieder für uns.
Nach dem Abendessen gab's noch eine Runde Backgammon und wir sprangen unter die
Minidusche. So hatten wir dort auch in einem Generalreinigung gemacht;
zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Wir legten uns in die Kojen und die Wellen von einem
vorbeifahrenden Privatboot mit Positionslampen schaukelte uns in den Schlaf.
Mittwoch, 26.05.1999
Auch heute morgen sah das Wetter nicht so verheißungsvoll aus. Nach einem "kleinen" Frühstück
machten wir uns auf nach Castle
Archdale. Um die Inseln herum hielten sich die Wellen in Grenzen, auf den freien Flächen schaukelte
es etwas
mehr. Wir machten einen Stopp zum Wassertanken, für einen Spaziergang war es uns aber zu
nass.
Dann ging's weiter nach Kesh. Auf dem offenen See kreuzten wir hin und her damit es nicht zu
sehr schaukelte. Gegen
Mittag kamen wir dann endlich an. Seit dem letzten Mal hatte sich einiges
verändert, den Anleger hatte man umgebaut zu einem langen Schwimmsteg.
Bei einer Tasse
Tee warteten wir auf das Ende einer Regenschauer und gingen danach in den
Ort.
Das neue Take-Away - auch zum Sitzen - war sehr zu empfehlen. Direkt
angeschlossen eine gute
Bäckerei, in der wir uns mit
Scones versorgten. Draußen regnete es schon wieder. Zurück zum Boot ließ sich dann aber die Sonne
blicken.
Wilhelm nutzte die Gelegenheit und setzte sich mit seinem neu errungenen Angelstuhl nach draußen.
Ich hatte auch endlich die richtige
Urlaubslektüre gefunden: Maeve Binchy, Ein Haus in Irland. Wir hatten es in den irischen
Buchläden überall gesehen, im
Originaltitel "Tara Road". Diesen fand ich viel treffender als den
deutschen Titel.
Zum
Nachmittag hin wurde das Wetter richtig verheißungsvoll und man konnte sich sogar an Deck setzen.
Bei Wilhelm bissen die Barsche in allen Größen. Er war zeitweise richtig im "Angelstress".
Nach einer guten Portion Nudeln mit Soße kam unser Backgammonkoffer wieder zum
Einsatz und nach zwei Partien fielen uns allmählich schon wieder die
Augen zu. Also ab in die Koje und schlafen.
Donnerstag, 27.05.1999
Nach einem barmherzigen Tässchen Kaffee und einer Schnitte verließen wir Kesh.
Der See war, im Gegensatz zu gestern, recht ruhig, aber es war sehr dunstig.
Gegen
Mittag erreichten wir den Anleger von Belleek. Wir stapften in die Stadt. Der Geldautomat an der
Bank wollte leider meine Karte nicht, aber wir hatten noch
etwas Bares.
Im Cafe, das auch ein Angelgeschäft ist, kaufte Wilhelm einen neuen Hakenlöser. Im Supermarkt
stockten wir unsere Vorräte auf und gingen dann zum Boot zurück. Wilhelm marschierte
mit seiner EC-Karte nochmals in den Ort, aber auch die wollte der Automat nicht. "Aus Frust" trank
er sich im Pub ein Bier und unterhielt sich dort ausgiebig mit einem
älteren Mann. Wir riefen kurz zu Hause an -ein Patenkind hatte
Geburtstag- um zu gratulieren. Bei uns war es wohl sehr heiß, wie man uns sagte. Heute war aber auch
hier in Irland der erste Tag mit T-Shirt-Wetter. Das Thermometer zeigte stolze 20 Grad und
zeitweise sogar noch etwas mehr.
Wir hatten nicht vor, in
Belleek zu übernachten und starteten wieder. Auf dem Weg zum See sahen wir etliche Angelboote.
Ein Mietboot überholte uns, während Wilhelm an den kleinen Booten das Gas zurück nahm. Die "Raser"
waren sich aber keiner Schuld
bewusst.
In Rosscor wollten wir eigentlich übernachten, aber der Steg sah nicht sehr
Vertrauen erweckend
aus. So beschlossen wir, doch heute schon nach Castlecaldwell zu fahren. Der See war total
glatt, obwohl etwas Wind
ging. Ein echtes Phänomen.
Auch in der Bucht vor Castlecaldwell angelten jede Menge Fischer
in ihren kleinen Booten. Auf der Zufahrt zum Anleger gab jenes besagte
Boot wieder voll Stoff, damit sie ja vor uns ankamen. Wir fanden aber ohne Probleme Platz. Deren
ganze Anstrengung war umsonst gewesen. Wilhelm packte sich ein paar Sachen zusammen
und fuhr mit dem Dinghy los. Derweil machte ich mich ans Kartenschreiben. Ich war fast fertig als
er zurück kam.
Oben am Anleger stand ein Picknicktisch und Wilhelm hatte schon eine geraume Zeit drei Angler
beobachtet, die dort einen großen Eimer mit Fischen filetierten. Wir wollten uns gerade zum Essen
setzen, als es draußen Tumult gab. Wir sahen wie einer
der anderen Bootsfahrer einem von den Dreien einen Eimer abnehmen wollte. Dabei rutschte dieser
unglücklicherweise aus und fiel in den See. Er kam an Land, es gab ein Wortgefecht und er ging
zum Tisch und holte sein Filetiermesser. Der andere setzte sich natürlich in Anbetracht des Messers
zur Wehr und zog seinem Gegenüber eins mit dem Besenstiel über den Kopf. Er drohte, die Polizei zu
rufen und machte dies wohl auch wahr. Als diese eintraf, waren die drei Angler aber schon
weg. Es stellte sich im nachhinein heraus, dass der Mann vom Boot die drei schon mehrfach beobachtet
hatte. Sie kamen jeden Tag mit einer Masse Fische hier her und kippten anschließend die Abfälle ins
Wasser. Daran wollte er sie nur hindern, aber leider fiel der andere dabei ins Wasser. Die Polizei
hörte sich alles an und fuhr dann wieder
ab. So hatten wir unfreiwilligerweise Kino ohne Geld.
Freitag, 28.05.1999
Beim Aufwachen hörten wir schon, dass es regnete und wir drehten uns noch mal um. Wir ließen
alles langsam angehen und nach einem gemütlichen Frühstück machten wir uns auf die Socken.
Der See war spiegelglatt und es war trotz des Regens mild. Unterwegs überfielen uns
Tausende von kleinen, grünen Insekten. Wir fuhren zur Erincurragh Marina und tankten Wasser. In einem
wurden die ganzen "Leichen" von Deck gespült. Wir stoppten in Carrickreagh und drei Schweizer halfen
uns beim Anlegen. Wilhelm rutschte auf dem glatten Steg aus und fiel
auf's Knie; ich tat es ihm im Boot gleich und
plumpste die Treppe runter. Aber bis auf ein paar blaue Flecken war
keiner von uns Beiden ernstlich verletzt. Hoffentlich bleibt das auch so!
Wilhelm rief zu Hause an, um sich nach Freunden zu erkundigen, die morgen nach Irland kommen.
Sie starten wohl in Knockninny,
wollten aber am selben Tag noch nach Enniskillen fahren. Dort wollten wir auch hin.
Mal sehen ob wir Schmitz & Co treffen.
Der Wind briste auf und schaukelte uns gut durch. Ein kleines Boot mit Iren kam noch an, ein
Vater mit seinen beiden Jungs. Sie packten
ihre Angeln aus und versuchten es vom Steg aus. Wilhelm fischte auch und sobald er einen am Haken
hatte, holten die beiden Kinder ein und liefen zu derselben Stelle, wo Wilhelm den Fisch gefangen
hatte. Der
kleinere von den Beiden angelte mit dicken Würmern. Als er dann den sechsten Barsch mit
dem selben
Wurm geangelt hatte, meinte er: "This is a record
breaking worm". Der Größere benutzte Maden und kurze Zeit später fiel ihm die Rolle in den Teich.
Aber an der Schnur fischte er sie wieder raus.
Die Beiden waren sehr dünn angezogen und vom Regen klatschenass. Aber nach Hause wollten sie noch
nicht. Schließlich setzte Vater sich durch und es ging ab nach Hause.
Beim Backgammon und irischer Musik ließen wir den Abend
ausklingen und gingen dann schlafen.
Samstag, 29.05.1999
In der Nacht wurden wir ganz ordentlich durchgeschaukelt. Der Wetterbericht hatte eigentlich besagt,
dass der Wind nachlassen sollte, aber der hatte das sicher nicht gehört.
Auf dem See in Richtung Enniskillen war es aber nicht so schlimm, weil wir den Wind im Rücken hatten
und somit keine Querwellen. Die Sonne zeigte sich, sogar ab und an etwas
blauer
Himmel, aber es waren "zarte" 14 Grad.
Unterwegs kam uns eine große Shannonstar entgegen. Der "Kapitän" fuhr unbekümmert
an der roten Seite der Marker vorbei und durch auf der Karte schraffiertes
Gebiet. Einige haben echt ein sonniges Gemüt.
Kurz hinter der Schleuse sah ich dann endlich den ersten Eisvogel. Er saß ganz
starr auf einem Ast kurz über der Wasseroberfläche und ließ sich von uns nicht beirren und blieb
sitzen. Heute war der lange Steg in Enniskillen schon etwas voller, aber es waren auch viele
Privatboote. Schließlich war ja Wochenende.
Jetzt machten wir Arbeitsteilung, einer ging hoch in die Stadt, der andere zu Safeway in den
Supermarkt. Dann wurde "Klar Schiff" gemacht, denn eventuell kriegten wir ja heute noch Besuch.
Wir machten zu Hause einen Rundruf bei unseren Lieben. Dort waren es z.
Zt. 30 Grad und mein Vater wollte uns 10 davon schicken. Aber hier können
wir wenigstens mit Ruhe schlafen,
ohne zu
schwitzen. Auch ein Vorteil von Irland! So schlecht hatten wir es auch nicht, denn heute hatte es
nicht andauernd geregnet. Wir hörten eine Musikkapelle durch die Stadt ziehen, es war ein Umzug der
Oranier. Aber auch bei dieser Begrüßungsmusik war von den
Vieren aus der Heimat nichts zu sehen.
Wilhelm war heute morgen sehr früh aufgestanden und durch die Schaukelei des Bootes hatten wir
etwas unruhig geschlafen. Nach unserem Hausputz machten wir dann erst mal Siesta. Mal sehen, ob
Schmitz & Co wirklich heute noch nach Enniskillen kommen.
Als wir aufwachten, war es schon reichlich spät, aber von den
Vieren war immer noch nichts zu sehen. Wir wollten gerade unseren eigenen Pub eröffnen, als das Telefon
klingelte. Michel rief an und meinte sie wären am Hauptsteg und könnten den Supermarkt sehen.
Wilhelm machte sich
auf, die vier zu suchen. Sie hatten ein
Boot von Carrick Craft und wir hatten die ganze Zeit nach einem grünen Boot
von Emerald Star Ausschau gehalten.
Die Begrüßung und das Hallo
waren heftig. Wir machten uns fertig, um mit allen in die Stadt zu gehen. Wir gingen zu Blake's, einem urigen, alten
Pub. Die mit Holz vertäfelten Wände hatten die Patina von Jahrzehnten.
Im Pub gab es einige Gästebücher, wo die vier sich bereits verewigt hatten, das erste Mal auf
ihrer ersten Tour vor 18 Jahren. Es war eine fröhliche Runde. Zurück zu unserem Boot gab es noch
einen Absacker und mit sechs Leuten an Bord war unsere Bude voll, aber gemütlich eng.
Sonntag, 30.05.1999
Wir schliefen für unsere Verhältnisse sehr lange und machten uns dann ein ausgiebiges Frühstück.
Heute gab es sogar frisches Baguette,
das Wilhelm noch schnell geholt hatte.
Die Männertruppe war schon startklar und zog in die Stadt. Sie hatten keinen Eimer an Bord,
aber zu kaufen gab es heute am Sonntag auch nirgendwo einen. Michel
meinte: "Hier wird es doch
wohl irgendwo eine Baustelle geben, wo wir einen Eimer finden."
Auf Wilhelm´s Frage, ob sie schon gefrühstückt hätten, meinte er ironisch:
Ja, mit dem ganzen "fiesen Zeug": Eier, Speck und Würstchen. Wir machten uns auch langsam fertig
um in Richtung Belturbet weiter zu fahren.
Am Killyhevlin Hotel hinter Enniskillen lagen Massen von Privatbooten in Vierer-
und Fünferreihen. Wir vermuteten, dass dies die diesjährige Bootsrallye
war, die einmal im Jahr auf dem Erne stattfand. Diesmal verfuhren wir uns hinter Geaglum nicht und erreichten am
Nachmittag den Anleger von Crom Castle. Hier lagen auch etliche Privatboote, aber im Laufe des
Nachmittags wurde es leerer. Schließlich ging ja auch das Wochenende zu Ende.
Die Vögel um uns herum stimmten in den herrlichsten Tönen ihre Abendliedchen an. Der eine
konnte es besser als der andere. Gegen Abend waren nur noch ein Cruiser und ein Kanalboot da.
Zwei Frauen mit drei Kindern machten einen Spaziergang zum Steg. Der kleinste guckte sehnsüchtig
auf unser Dinghy und Wilhelm fragte ihn, ob er Lust hätte, mit ihm eine
Runde zu
drehen. Die Mütter stimmten zu, und Wilhelm lud alle drei Kinder ein. Sie hatten
zusehends Spaß. Als dann auch noch ein Schnellboot Wellen machte und das Dinghy schaukelte, war die
Freude groß.
An Land zurück gingen sie kurze Zeit später heim.
Nun kehrte Ruhe ein. Es war ein milder und absolut windstiller Abend.
Montag, 31.05.1999
Bei dieser himmlischen Ruhe schliefen wir beide wie die Murmeltiere und das Wetter versprach
schön zu werden. Nach einem gemütlichen Frühstück fuhren wir los.
Richtung Belturbet fuhren wir vorbei an Folies Bridge. Am Ufer saßen jede Menge Angler, u.a. ein
Mann mit Glatze. Bei näherem Hinsehen erkannten wir in ihm Michel. Ein Stück weiter lag auch ihr Boot.
Dort hatten sie
am Ufer angelegt (Bankmooring) und übernachtet.
Wir fuhren weiter nach Belturbet in die Marina von Emerald Star
Line und machten dort in den Waschräumen ausgiebig Körperpflege. Dies war doch etwas geräumiger als
auf unserem
Boot. Bei mir dauerte es zwar eine halbe Ewigkeit, weil die Dusche nur pieselte und der Fön nicht
gerade der Knaller war. Aber die Sonne besorgte den Rest. Wilhelm packte sogar seine kurze Hose
aus - er wollte die Sonne locken. Wir verbrachten die Zeit draußen, ich mit lesen und
Wilhelm mit dem Dinghy
beim
Fischen.
Am Spätnachmittag trafen auch Schmitz & Co ein. Sie hatten unterwegs Wilhelm aufgegabelt
und unser Dinghy im
Schlepptau. Es gab Abendessen und wir waren gerade mit Spülen fertig, da standen Schmitz & Co
auch schon fertig gestriegelt bei uns am Boot für den Gang zum
Pub.
Zunächst kehrten wir in Eamon's Bar ein. Die Frau hinter der Theke,
Monica, erkannte uns wieder. Wir hatten ja schon einige schöne Stunden
in Eamon's Pub verbracht. Unter anderem hatten wir beide mal unser
Gesangsvermögen zum Besten
gegeben. Es war aber nicht viel los und so zogen wir einen Pub weiter, zum Seven
Horseshoe. Wir setzten uns alle zusammen in eine gemütliche Ecke und jeder erzählte so seine diversen
Anekdoten von Irland.
An Bord zurück erlebten wir den Horror. Die "fliegenden Stinker" waren zu Massen bei uns
eingefallen. Wir verbrauchten fast die ganze Küchenrolle um alle zu killen.
Sämtliche
Belüftungslöcher wurden zugestopft und wir machten alle Fenster zu. Diese Viecher rochen wie alte Socken. Es war einfach
ekelhaft. Dann kamen wir
aber doch endlich zur Ruhe.
Dienstag, 01.06.1999
Wilhelm hatte mir einen Zettel hingelegt, dass er mit dem Dinghy weg ist. Ich hatte mir gerade
eine Tasse Kaffee gemacht, als er zurück kam. Es gab nur eine kleine Schnitte, dann wollten wir erst
mal ein Stück fahren.
Das kleine Boot, das gestern vor uns gelegen hatte, lag jetzt am ersten Marker im Fluss an der rot markierten Seite.
Es sah so aus, als ob jemand das Boot in der Nacht los gemacht hätte und die Strömung es um die Ecke
getrieben hat. Ein echt schlechter Streich.
Wir hatten uns vorgenommen, die Rückreise durch den Kanal schon
heute anzugehen. Vorbei am Aghalane Mooring fuhren wir bis vor die erste
Schleuse des Kanals. Dort gab es erst mal
ein ausgiebiges Frühstück. Wir
hatten beschlossen, heute noch bis Haughtons Shore zu fahren, damit der Weg nach Ballinamore
morgen nicht so weit ist. Wir legten im Hafenbecken
an. Inzwischen war das Thermometer auf 25 Grad gestiegen und man konnte es sich draußen richtig gut
gehen lassen.
Kurze Zeit später sah ich auch die markanten Köpfe von Schmitz & Co auftauchen. Ohne Verabredung
trafen wir uns immer wieder. Sie hatten heute morgen ein paar Hechte gefangen, die
sollte es zum Abendessen geben. W. meinte: Gulasch ist doch kein
richtiges irisches Essen. Das sollte es nämlich heute bei uns geben. Drei der Truppe gingen zum Angeln und
W. band sich seine weiße Schürze um. Er war der Koch
und sah richtig professionell
aus.
Es kamen immer wieder Autos, um die Boote zu bestaunen. Dies machte aber viel Radau, weil sie vorher
über ein cattle grid fahren
mussten. Es begann ein leichter Drizzle und allmählich kehrte Ruhe ein.
Mittwoch, 02.06.1999
Mangels Hunger wurde heute morgen nur ein Kurzfrühstück eingelegt. Die Crew
der CarrickCraft war kurze Zeit vor uns losgefahren. Das Wetter war leider trüb, der Himmel verhangen; das
versprach nichts Tolles für den heutigen Tag.
Im Garadice Lough schleppte Wilhelm eine Weile auf Hechte, aber leider ohne Erfolg.
An Schleuse 5 (Ardrum Lock) kamen aus der anderen Richtung zwei Kanalboote, die offensichtlich zur
Marina überführt wurden. Wilhelm wollte bei dem Ablegemanöver in der Schleuse helfen und ging mit dem
Tau an Bord eines der Boote. Inzwischen hatte es sich aber schon etwas von der Mauer entfernt und der
Schritt zurück auf die Schleusenmauer wurde sehr groß. Beinahe wäre es schief gegangen und Wilhelm in
der Schleuse gelandet. Er kam gerade noch an Land. Alles ging gut, nur die Hand, auf die er gefallen
war, war etwas
"abgeschrappt". So kam wieder einmal unser Bepanthen zum Einsatz.
Weiter ging es nach Ballinamore ins Hafenbecken. Schmitz & Co hatten schon angelegt. An dem
anderen Anleger hatten sich zwei Angler breit gemacht. Sie sahen es auch nicht
ein, uns Platz zu machen und sich neben uns an den Anleger zu setzen. Deshalb verdrückten wir uns wieder
von hier, schleusten noch hoch und legten uns an den großen Anleger oberhalb der Schleuse.
Wir marschierten in den Ort und kehrten zunächst zum Lunch ins Take-Away ein. Nach dem Essen wurde
Arbeitsteilung vereinbart: Wilhelm besorgte die flüssige und ich die feste Nahrung. Im Supermarkt war die
Auswahl sehr gut und prophylaktisch kauften wir auch schon mal eine Flasche Wein. Vielleicht kommt ja der
Hecht dazu bald hinterher.
Wir kehrten zum Boot zurück. An der Brücke hatten wir gesehen, dass Schmitz & Co schon
weitergefahren waren. In Schleuse 7 (Ballyduff Lock) sahen wir sie dann wieder. Wir schleusten zusammen und fuhren
dann eine Weile hintereinander. Eigentlich wollten wir uns gegen fünf Uhr einen Anleger zum
Übernachten
suchen. Da wir aber keinen uns zusagenden fanden, fuhren wir und fuhren und fuhren. Als nur noch drei
Schleusen bis Leitrim übrig waren, wurde beschlossen, auch noch den Rest des Kanals bis Leitrim
zu
fahren. In Schleuse 14 (Drumduff Lock) hatte sich ein kleiner Hecht verirrt. Er schien schon etwas schlapp von den
Wasserstrudeln innerhalb der Schleuse. K.H. hielt ihm immer wieder einen Wobbler vor die Nase, aber
das Hechtlein hatte kein Interesse daran.
Gegen halb acht hatten wir dann endlich die letzte Schleuse vor Leitrim passiert. Wir blieben am
Anleger unterhalb liegen, weil die
Stege voll besetzt waren. Hier hatten wir auch unsere Ruhe. Es gab Abendessen und danach gingen
die Männer zum Angeln. Mit einem Mal zeigten fast sämtliche Angeln Bisse an. Bei allen waren es Aale, die
den Ködern nicht widerstehen
konnten. K.H. hatte stramm zu tun mit abhaken, ausnehmen und abziehen der Fische.
Auf Richards bestandene Prüfung genehmigten wir uns dann noch einen Mirabellenschnaps.
Morgen werden sich unsere Wege wohl endgültig trennen. Wir hatten ja noch gut eine Woche vor uns,
die Männer des anderen Bootes haben am Samstag ihre eine Woche schon um. Aber es ist ein lustiger Haufen
und sie
haben viel Spaß miteinander. Der Koch versorgt sie bestens mit Essen und der Rest
wird in Gemeinschaftsarbeit erledigt.
Donnerstag, 03.06.1999
Wir schliefen wie scheintot. Der gestrige Tag war, durch die viele Fahrerei, sehr anstrengend
gewesen. Frühstück gab's jetzt noch keins, nur eine Tasse Kaffee genehmigten wir uns. Wir wollten den
Steg vor neun Uhr räumen, da dann die Schleuse geöffnet wurde, und wir nur hinderlich sein würden. Wir
verabschiedeten uns nun endgültig von Schmitz & Co. Sie wollten in den Lough Key für den Rest der
Woche und wir nach Carrick-on-Shannon.
Dort angekommen, legten wir zunächst an der Tankstelle an. Jetzt konnten wir unseren 20
IRP Gutschein einlösen. Es wurden 84 l Diesel nachgefüllt für einen Betrag von 33,59
IRP (ca. 84,00 DM). Ein Liter Diesel für eine Mark, dies war recht günstig.
Im Anschluss gab's erst mal ein ausgiebiges Frühstück; heute mal mit White Pudding - der schmeckte
auch nicht schlecht. Nach dem
opulenten Mahl wurde gespült und wir machten unseren obligatorischen Einkaufsgang in die Stadt. Beim
Metzger kehrte Wilhelm ein und besorgte ein riesiges Sirloin-Steak. Noch eine Apple-Tart beim Bäcker,
dann ging's zurück zum Boot.
Hier war nun Bootsreinigung angesagt. Wilhelm schrubbte das Deck und ich beschäftigte mich innen.
Und auch wir machten unsere Generalreinigung. Es lohnte sich Beides.
Als dies alles erledigt war, legten wir ab und schipperten los in Richtung Jamestown. Fast den
ganzen Weg dorthin wurde auf Hechte geschleppt, aber selbst der neue
Wobbler lockte die Fische nicht an. Es tat sich nichts. So musste unser Fischessen noch einen weiteren
Tag warten.
Wir legten in Jamestown an. Das Wetter war inzwischen sehr schön geworden und in der Sonne war es
richtig heiß. Im Backofen wärmten wir die Apple-Tart auf und schlugen dazu die Sahne. Ich meinte, dass
das Wetter ja Kaffee trinken draußen zulassen würde. Also schleppten wir unseren Tisch auf das Sedan-Deck
und deckten uns dort eine schöne
Kaffeetafel. Zum Angeln war es zu warm, also entschlossen wir uns zu einer Partie Backgammon. Danach machte
Wilhelm ein Nickerchen auf der Couch und ich verzog mich mit meinem Buch nach draußen auf einen der dicken
Poller.
Durch die Müllabfuhr wurde Wilhelm dann geweckt. Ein Stück vor der Brücke hatte ein weiteres Boot
angelegt und während die Männer dieses Cruisers angelten, sonnten sich die Damen im Bikini auf der nahe
gelegenen Wiese. Die Müllmänner hatten ihren Spaß bei so
viel nacktem Fleisch. Man konnte ihnen anhören, auch ohne dass man es verstand, dass sie sich köstlich
amüsierten.
Wilhelm baute sich an der Treppe seine Angelsachen auf. So nach und nach füllte sich der Anlegesteg.
So wie das schöne Wetter gekommen war, nämlich plötzlich, so schnell verzog es sich auch wieder. Es kamen
dicke schwarze Wolken, die nichts Gutes versprachen. Relativ spät traf dann noch ein großes
Boot der CarrickCraft ein. Alle rückten etwas zusammen und so passten sie noch an den Anleger. Sie waren
erst zum Teil festgezurrt, da begann der große Regenguss. Bis alles vertäut und fest war, waren wir auch
schon alle nass.
Allmählich versammelten sich auch die berühmt, berüchtigten "Stinker" wieder und fielen
in Scharen über uns her. Sie waren wieder mal penetrant. Also wurden wieder alle Lüftungen mit Küchenrolle
zugestopft und die Luken geschlossen. Aber vereinzelt schafften es immer wieder
Einige durch irgendwelche
Ritzen zu schlüpfen. Die wurden dann manuell entsorgt.
Nach einer weiteren Partie Backgammon gingen wir dann zu Bett und schliefen den Schlaf der
Gerechten.
Freitag, 04.06.1999
Beim Aufwachen hörten wir schon den Regen auf unser Dach trommeln. Wir ließen es langsam angehen
mit unserem Frühstück, denn wir hatten ja Zeit genug.
Kurz nach dem Ablegen klingelte das uns von der Emerald Star Line zur Verfügung gestellte
Mobil-Telefon. Nachdem Wilhelm drangegangen war, meldete sich aber niemand.
Wir suchten die Telefonnummer von Emerald heraus und Wilhelm rief dort an. Es lagen aber keine
Nachrichten für uns vor. Kurz vor der Albert Lock klingelte es dann wieder und jemand wollt einen
gewissen O'Connor sprechen. Der Gesprächspartner von Wilhelm war überrascht, dass er bei uns angekommen
war.
An der Albert Lock, der Unglücksschleuse von 1984, hatte sich seit dem letzten Jahr einiges
geändert. Es gab jetzt Ampeln an den Einfahrten - unsere zeigte grün, obwohl das gegenüberliegende
Tor geöffnet war. Auf den Schleusentorbalken waren gelbe Blinklichter angebracht worden und die
Schleuse konnte von einem
ähnlichen Terminal wie im Shannon-Erne-Waterway aus bedient werden. Ich sprach den Schleusenwärter
auf die Veränderungen an, aber er war, wie schon so oft, sehr muffelig.
Wir schleusten herunter und fuhren dann in Richtung Roosky weiter. Auf dem letzten Stück im
Lough Bofin war der Wind sehr stark und es wellte ganz nett. Ein paar Querwellen schaukelten uns
ganz ordentlich durch. Durch die Brücke in Roosky passten wir mit unserer
Ennis Star locker durch. So haben kleinere Boote auch ihre Vorteile.
Da unser Telefonakku fast leer war, gingen wir zunächst in den "Crews Inn"-Pub auf ein Pint
und ein Glass of Guinness. Zum Aufwärmen gab es eine "Soup of the Day" (Pilzsuppe mit frischen
Brown-Scones, die noch warm direkt aus dem Backofen
kamen). Hinterher gönnten wir uns noch eine Portion Räucherlachs mit Brownbread. Es war eine reichliche
Portion.
Inzwischen ging draußen die Welt unter. Auf das Dach des Pubs trommelten Regen und Hagel.
Heute war wirklich "irish weather", von allem etwas. Nach unserem Lunch kauften wir bei Centra,
direkt gegenüber des Pubs, noch Zigaretten und Spüli.
Es wurde zwar wegen der Mittagspause im Moment nicht geschleust, aber wir fuhren schon mal
in Richtung Schleuse los. Das Tor war auf unserer Seite offen und so gesellten wir uns zu dem schon
in der Schleuse liegenden Boot hinzu. Bevor Lockkeeper Tony dann mit dem Schleusen loslegte, kam noch
mal ein heftiger Hagelschauer vom Himmel. Er meinte, dass wir aber doch schönes Wetter hätten -
zwischen den Hagelschauern. Er ist und bleibt ein lustiger Vogel. Heute hatte er zusätzliche Hilfe von
einem jungen Mann. Allmählich wird wohl eine neue Generation von Schleusenwärtern kommen. Die meisten
von ihnen waren schon 1980 an den Locks gewesen.
Auf der anderen Seite der Schleuse tummelten sich die Boote. Mit einem Mal war diese Menge
nicht zu bewältigen. Einige mussten wohl morgen ihr Boot in Carrick abgeben.
Zwischen Roosky und Termonbarry kam dann auch wieder mal die Sonne durch. Aber kurz vor der nächsten
Schleuse erwischte uns dann wieder ein Regenguss. Selbst auf dem Fluss waren die Wellen sehr kräftig.
Auch in Termonbarry passten wir durch die Brücke - aber etwas knapper als in Roosky.
Unser geliebter Anleger direkt vor der Schleuse war frei und wir legten dort an. Hier wollten
wir auch übernachten. Das große Kanalboot, das den zweiten Steg jahrelang blockiert hatte, war
inzwischen weg. Das Wetter hatte sich gebessert und so machten wir uns einen Kaffee, den wir draußen
genießen wollten.
Wilhelm bereitete seine Angeln vor. Die Barsche ließen auch nicht lange auf sich warten.
Plötzlich kriegte er Besuch. Eine Katze hatte sich von vorne angeschlichen und maunzte ihm nun
etwas vor. Seinen Köderfisch, mit dem er sie füttern wollte, verschmähte sie aber. Aber etwas
Anderes gibt es nicht. Der Hunger des Kätzchens war dann aber wohl auch nicht sehr groß.
Wir verbrachten den Nachmittag richtig geruhsam. Dann meldete sich der "kleine Hunger" und
das Abendessen wurde vorbereitet. Wilhelm selektierte das Sirloin Steak. Dann sahen wir, dass die
Menge Fleisch ausreichen würde, noch mindesten drei weitere Personen satt zu machen. Also hatten wir
auch für morgen schon etwas zu essen. Zum Steak gab's
Pellkartoffeln und baked beans. Beim braten der Steaks hatte sich Wilhelm eine Schürze umgebunden,
aber diesmal hielt sich die Fettspritzerei in Grenzen.
Beim Absacker nach dem Essen klopfte jemand an die Scheibe des Bootes.
Ein Mann fragte: "Do you speak english?" Als Wilhelm dies bejahte, meinte er: "Good
man!". Er stellte
sich als Polizist vor und riet uns, heute Nacht die Angeln in der Kabine einzuschließen, da in den
letzten Nächten mehrere Angelausrüstungen gestohlen worden waren. Ja, so ist das leider. Die Zeiten haben sich
geändert. Die Zeit, wo man alles offen stehen lassen
kann ist offensichtlich vorbei. Schade!
Es wurde noch schnell die Kombüse geklärt und dann hatten wir Feierabend. Bei Klängen der "Irish
Power Women" (Enya, Mary Black und Sinéad O'Connor) ließen wir den Abend ausklingen.
Heute Nachmittag war eine Frau zu uns gekommen und meinte: "Post for you". Sie überreichte
uns ein Plakat, dem wir entnahmen, dass heute Abend in einem Pub
im Ort Musik sein sollte. Aber wir machten lieber unseren eigenen Pub mit "Irish Music".
Samstag, 05.06.1999
Ich stand heute sehr spät auf, erst gegen neun Uhr. Wilhelm war mit dem Dinghy unterwegs und
kurz nachdem ich aufgestanden war, kam er auch wieder zurück. Er hatte zwar einen Eisvogel gesehen,
aber der erwünschte Hecht blieb aus. Der Himmel zeigte viel Blau und es war auch recht warm, obwohl
es letzte Nacht nur 5°C gewesen waren.
Wir wollten gerade eine Tasse Kaffee trinken, als die Schleusentore
aufgingen.
Es wurde beschlossen sofort abzulegen, um mit runter zu schleusen. Diesmal ging es sogar ohne Regen
ab und der Himmel versprach nichts
Schlechtes.
Einen Großteil der Strecke nach Lanesborough wurde wieder mal auf Hechte geschleppt. Aber auch
dieses Mal blieben sie aus. Im Hafenbecken
von Lanesborough fanden wir einen schönen Liegeplatz und wir richteten uns einen Brunch. Es schmeckte
wie immer hervorragend. Danach gingen wir zum Einkaufen und versorgten uns mit Lebensmitteln. Montag
war Bankholiday und man konnte nicht wissen, ob dann die Geschäfte geöffnet hätten. Der Metzger meinte
zu uns, dass heute ein schöner Tag sei, um über den See zu fahren. Und eine Anlegestelle - Hodson's Bay -
empfahl er uns auch. Doch wir hatten andere Pläne.
Die Sonne brannte mittlerweile ganz kräftig. Also musste das Spülgeschirr warten und ich setzte
mich nach draußen. Wilhelm hatte noch ein paar Angelutensilien eingekauft und als er zurückkam, lag die
Dunboyne, unser Boot von 1980, am Anleger. Wilhelm sprach den Besitzer
darauf an, dass dies unser erstes Boot auf dem Shannon gewesen sei. Der jetzige Eigner meinte darauf,
dass er das Gefühl hätte, dass jeder zweite Shannonfahrer schon mal auf seinem Boot übernachtet hätte.
Er würde sehr oft darauf angesprochen. Er gab uns auch die Information, dass
Brian Cullen die Derg Line verkauft hat und die Marina jetzt einen anderen Namen trägt. Wir hatten uns
schon gewundert, dass wir bisher noch kein ockerfarbenes Boot der Derg Line gesehen hatten.
Wilhelm packte seine Angelsachen und ging zum Warmwasserauslauf des Kraftwerks auf der
gegenüberliegenden Seite. Er wollte dort sein Glück versuchen. Ich setzte mich derweil ins Sönnchen
und vertiefte mich in mein Buch. Die Gelegenheit, sich zu sonnen, musste genutzt werden, so lange sie
sich bot. Für's Spülen war auch später noch Zeit.
Wilhelm brachte von seinem Angelausflug fünf schöne Barsche mit,
die er dann filetierte. Wenn's schon keinen Hecht gibt, so soll es morgen wenigsten
Barschfilet in Wein-Sahne-Soße geben.
Heute verspeisten wir zunächst die restlichen Steakstücke mit Knoblauch-Blattspinat
und konnten danach wieder die Küche komplett abwaschen. Das schöne Wetter war inzwischen vorbei und es
regnete mal wieder. Aber das störte uns beim Backgammon nicht sonderlich.
Sonntag, 06.06.1999
Wir schliefen beide bis in die Puppen.
Über Nacht war es sehr windig geworden und wir änderten unseren Plan,
ein Stück auf den Lough Ree zu fahren. Nach dem Frühstück machten wir
uns also auf in die Kilglass Seen, um dort zwei Tage zu verbringen.
Dieses Jahr wollten wir das erste Mal durch den Camlin River
fahren. Vor der Cloondara Lock lag ein irisches Boot mit zwei Männern
und einer Frau an Bord. Sie boten uns sofort an, neben ihnen anzulegen
bis die Schleuse öffnen würde. Der junge Schleusenwärter hatte noch
richtig Arbeit mit der alten Schleuse. Hier gab es noch keine
hydraulischen Sluices und auch das Tor musste mit der Hand geöffnet
werden. Richtig romantisch! Aber die Iren meinten dann, dass er
richtiggehend Stress hätte: zwei Boote innerhalb einer Stunde. Zu
meinen grünen Turnschuhen gab es dann noch den Kommentar: sehr schön
irisch. Die drei waren aus Dublin und hatten in der Nähe der Albert
Lock ihr Boot liegen, wenn sie nicht damit unterwegs waren. Wir
erzählten uns einige Stories über die Schleusenwärter. Der vorherige Lockkeeper
an der Termonbarry Lock hatte seinen Job aufgeben müssen,
weil er sehr krank war. Im letzten Jahr war ja schon ein Neuer da
gewesen. Auch über Tony, den "Clown" von der Roosky Lock,
wurde herzhaft gelacht. Er würde sich manchmal aufführen wie:
"The owner of the lock". Als ich dann meinte, dass wir
teilweise Probleme hätten, ihn zu verstehen, meinte jemand nur:
"So we do!".
Wir schleusten aufwärts. In der Schleuse kam ein
riesiger Schwall Wasser eingeflossen und wirbelte herum. Wir hatten die
Schleuse gerade verlassen, da kam uns im recht engen Kanal ein etwas
größeres Boot entgegen. Man konnte den Gesichtern der Besatzung ansehen, dass sie
doch leichte Panik hatten, ob sie an uns vorbei passen würden. Wir warteten ab
und ließen sie zuerst in die Schleuse einfahren.
Das erste Stück des Camlin River war eine Durchfahrt durch einen
Baumtunnel. Dann änderte sich das Ufer und wir fuhren an Feldern und
Wiesen vorbei. Entgegen der Karte hatte der Fluss sehr viele Kurven und
Windungen. Man konnte nur sehr langsam durchfahren und das wurde dann
auch für's Schleppen auf Hecht genutzt. Aber mehr als jede Menge Gras
ließ sich nicht am Köder blicken. Also wurde diese Aktion wieder
eingestellt. Dann trafen wir unterhalb des Lough Forbes wieder auf den
Shannon. Selbst auf dem Fluss gab es, durch den heftigen Wind, Wellen
mit "Katzenköpfen". Am Ausgang des Sees sahen wir dann etwas
auf dem Wasser treiben. Bei näherem Hinsehen stellte es sich heraus,
dass es sich um eine Angelkiste handelte. Wir fuhren mehrere "Mann
über Bord"- Manöver und schafften es, die Kiste mit dem Kescher zu
bergen. Sie war schon sehr schwer, da sie sich fast vollkommen mit
Wasser gefüllt hatte. Bei der Weiterfahrt kam uns dann ein Privatboot
einer Familie mit zwei Kindern entgegen. Sie drehten immer wieder bei
und Wilhelm meinte: "Die suchen bestimmt die Kiste". Ich hielt
sie hoch und alle nickten begeistert. Der Junge hatte sie verloren und
nicht nur das, sie hatten auch noch eines ihrer zwei Beiboote im Schilf
treiben. Wir fuhren nahe an einander vorbei und ich reichte ihnen die
Angelkiste herüber. Der Junge war glücklich, seine Angelsachen wieder
zurück zu haben. Sie bedankten sich herzlich und machten sich dann auf,
ihr Beiboot aus dem Schilf zu retten.
In Roosky schleusten wir weiter flussauf und legten uns dann an
den mittleren der drei Anleger. Vor uns lag ein kleiner Daycruiser mit
jeder Menge Leute an Bord. Als dann der Regen wieder anfing verließen
sie den Steg. Wir zogen unser Boot nach vorne und wollten für die Nacht
bleiben. Einige Zeit später kam dann das Boot mit der irischen Familie
vorbei. Wir winkten zum Gruß und als sie uns erkannten hob Vater den
Daumen in die Höhe. Ihr Dinghy hatten sie auch wieder
eingefangen.
Beim Angeln fing Wilhelm hauptsächlich kleine Barsche und nach
dem (ungefähr) zwanzigsten hatte er keine Lust mehr. Wir beschlossen
ins Crews Inn zum Essen zu gehen. So hatten wir für heute eine saubere
Pantry und keine Arbeit mit Spülen.
Es kamen Massen von Booten in Roosky an, darunter auch viele
Privatboote. Deshalb entschlossen wir uns etwas früher in den Pub zu
gehen. Vorher wurden noch ein paar Kleinigkeiten im
Lebensmittelgeschäft gegenüber dem Crews Inn eingekauft. Dort wollten
wir auch einen Scheck einlösen, aber der Kassierer verstand nur
"Bahnhof". Nach etwa zehn Minuten gab er uns dann den Rat,
doch lieber den Scheck im Hotel auf der anderen Flussseite
einzutauschen, was ich dann auch tat. Für einen Scheck über 100 Pfund
erhielt ich dann 96 Pfund Bargeld. Kein schlechtes Geschäft für das
Hotel!
Da wir jetzt unseren Zigarettenvorrat aufgebraucht hatten, mussten
wir irische kaufen, was immer ein dickes Loch ins Portemonnaie riss.
Aber jetzt waren wir wieder "flüssig" und konnten beruhigt
zum Essen gehen. Im Crews Inn gab es dann Soup of the Day, Egg Mayonnaise
und Burger mit Chips. Hinterher hatten wir "Fresskatarrh".
Ohne Vorspeise wäre es auch noch reichlich gewesen. Aber man wird ja
nicht klug! Nach einem Paddy's Whiskey zum Abschluss machten wir uns
dann wieder auf den Weg zum Boot.
Wir hatten vorsichtshalber alles
verriegelt und verrammelt und sämtliche Lüftungen mit Papiertüchern
zugestopft. Aber mit den "Stinkern" hielt es sich in Grenzen.
Der Sandmann kam bei mir sehr früh und beim Angeln tat sich nicht mehr
viel. Nachdem das zweite Futterkörbchen versenkt war, hatte Wilhelm
keine Lust mehr und er kam auch ins Bett.
Montag, 07.06.1999 (Bankholiday)
Mit langem Schlafen ist es in Roosky
nichts. Sobald die Schleuse öffnet, brettern die ersten Boote vorbei,
ohne Rücksicht auf Verluste. Man fiel fast aus dem Bett von dem
Geschaukel, das die Wellen verursachten. Nach dem Kurzfrühstück fing
Wilhelm auf der Wiese noch ein paar Würmer und dann machten wir uns auf
in die Kilglass Seen.
Es war lausig kalt, obwohl zeitweise die Sonne
durchkam. Der Nordwind war, wie der Schleusenwärter aus Termonbarry
gesagt hatte, sehr frisch. Der Himmel zeigte wieder einmal ein
phantastisches Wolkenspiel. Es kamen uns im Carnadoe Lake schon eine
ganze Menge Boote entgegen, so dass wir die Hoffnung hatten, einen
Anlegeplatz zu finden. Diesmal wollten wir mal wieder nach Grange
fahren, wo wir das letzte Mal vor vierzehn Jahren waren. Uns überholte
eine große Tara, aber als sie die Einfahrt zum Anleger am Silver Eel
Pub sahen, verließ sie etwas der Mut. Wir fanden einen tollen Platz zum
Bankmooring. Wilhelm half den Leuten auf der Tara dann beim Anlegen.
Jetzt gab es erst einmal ein "Big Irish Breakfast". Es war
schon Mittag geworden und so wurde aus dem Breakfast ein Brunch. Nach
dem Essen spülten wir noch schnell und hatten dann Zeit zum gammeln.
Wilhelm ging mit seinen kompletten Angelsachen zum Fluss. Ich brachte ihm
ein Guinness und just ging ihm ein kleiner Hecht an die Wurmangel -
bekloppte Fische gab es hier. Das Wasser war so klar, dass man die
Barsche schwimmen sah. Wilhelm konnte regelrecht auf Sicht angeln. Die
Sonne entschied sich dann auch ein bisschen mehr zu scheinen und bald
wurde es richtig heiß. Sie brannte, obwohl es nur zwanzig Grad
"warm" war.
Uwe schickte eine SMS, in der er fragte, ob er uns am
Samstag vom Flughafen abholen sollte. Wir antworteten ihm: Gerne,
Ankunft 12:50 Uhr, EI694. Aber eigentlich wollten wir noch gar nicht an
die Heimreise denken!
Ich genoss die Sonne solange sie da war. Letzte Nacht war es so
kalt gewesen, dass ich in Leggins und Sweatshirt geschlafen habe. Meine
"Mini-Decke" reichte nicht aus, um sich komplett darin
einzurollen. Also zog ich mich nach dem "Zwiebelprinzip" an.
Wilhelm fuhr mit dem Dinghy in den Lough Grange, um doch noch den
einen oder anderen Hecht zu locken. Ich konnte den ganzen Nachmittag in
der Sonne sitzen und lesen. Nur ab und an zog eine Wolke vor die Sonne.
Hinter uns hatte eine irische Familie, mit fünf Kindern an Bord,
angelegt. Das Boot war recht klein und es war ein richtiges Gewusel an
Deck. Und was alles in dem Boot verstaut war: Tisch, Stühle, ein Grill
und das dazugehörige Grillgut. Es gab Sausages und Burger. Auch Oma und
Opa wurden mit versorgt. Platz ist sozusagen in der kleinsten Hütte.
Gleich wird Wilhelm wohl von seinem Angelausflug zurück kommen -
Hunger und Durst werden ihn zum Boot zurücktreiben. Bei uns gibt's
heute Lammkotelett mit Corn-on-the-Cob und Kartoffeln. Vielleicht gibt
es ja morgen Hecht - die zwei von heute Mittag waren etwas zu klein.
Die Sonne hielt sich bis zum Abend und es war ein schöner, klarer
Tag mit herrlicher Sicht gewesen. Am späteren Abend kam noch eine
Shannon-Star an. Anstatt das Boot vom Außensteuerstand aus zu lenken,
mussten die drei Mitfahrer den Steuermann durch Zurufe dirigieren. Warum
einfach, wenn's auch umständlich geht.
Nach dem Essen gingen wir noch in den Silver Eel Pub, direkt am
Hafenbecken gelegen. Es standen eine Menge Autos auf dem Parkplatz und
drinnen war es dem entsprechend voll. Viele Jungendliche sahen sich auf
einer Leinwand ein Gaelic Football Spiel an. Leere Chipstüten, Nüsse
und Dosen lagen in Massen rum. Die Stimmung war groß. Anscheinend hatte
die Mannschaft der Jungs gewonnen; der Pokal stand mitten im Saal. Für
das zweite Bier gingen wir dann in die Lounge nebenan. Dort saßen ein
paar junge Leute beim Bier. Wir bekamen ein Körbchen mit Sandwiches und
Würstchen hin gestellt. Da wir ja schon gegessen hatten, aßen wir nur
einen Anstandshappen.
Wieder einmal waren uns die Zigaretten ausgegangen. Also machte Wilhelm
sich auf, Geld zu wechseln, um am Automaten welche zu ziehen. Der
funktionierte aber nicht richtig und so kam die Wirtin zu Hilfe. Sie
trat einmal kräftig gegen den Kasten und schon ging es wieder. So kamen
wir dann doch noch zu unseren Glimmstängeln. Wir tranken aus und gingen
dann zum Boot zurück.
Bei der irischen Familie waren die Kinder zum Schlafen
"ausgelagert" worden. Sie hatten sich auf der Wiese ein Zelt
aufgebaut und huschten dann mit der Taschenlampe zum Schlafen. Es war
inzwischen wieder empfindlich kalt geworden, nur ca. 6°C, und wir
mussten die Heizung anschmeißen. Aber die funktionierte ja, Gott sei
Dank, sehr gut. Nach einer Runde Backgammon legten wir uns dann auch hin
und schliefen.
Dienstag, 08.06.1999
Trotz einiger Wolken kam die Sonne schon
gut durch und als ich aufstand, saß Wilhelm schon im T-Shirt an Deck.
Nach Kaffee und Cornflakes rollte er den langen Schlauch, der auch
tatsächlich bis zum Boot reichte, aus, um Wasser nachzutanken. Der
Schlauch war aus mehreren zusammengefügt und hatte an den Nahtstellen
auch ein paar kleinere Lecks. Aber wir kriegten den Tank recht schnell
voll.
Kurz nach dem Ablegen meinte Wilhelm dann, dass sich die Schraube
nicht mehr richtig dreht. Nach ein paar Manövern hin und zurück ging's
dann wieder. Wir nahmen an, dass sich beim Ablegen etwas Gras und Schilf
in der Schraube verfangen hatte.
Auf dem See wurde dann eine Ehrenrunde gedreht - natürlich zum
Schleppen auf Hecht. Aber wie schon so oft: Satz mit X, wahr wohl nix.
Dann steuerten wir den Anleger im Lough Kilglass an. Den Steg hatten wir
gar nicht so kurz in Erinnerung. Es lagen eine Lake Star und ein kleines
Carrick-Boot dort und wir hatten keinen Platz mehr. So beschlossen wir
unsere nächste Premiere: der Mountain-River sollte erkundet werden.
Angeblich gab es dort Gelegenheiten Bankmooring zu machen. Der Fluss war
sehr schmal und stark verkrautet. Auch die Ufer waren mit Schilf
übersäht. Da weiß man dann nicht wo man hinspringt und unversehens
steht man bis zu den Oberschenkeln im Uferschlamm. Also keine Chance
anzulegen. Wir drehten bei und versuchten es noch mal am Anleger. Aber
es war kein Platz frei geworden. Im Carrigeen-Cut, zwischen Lough
Kilglass und Lough Carnadoe, fanden wir dann eine schöne
Anlegemöglichkeit in einer kleinen Bucht an einer Kuhwiese.
Praktischerweise gab es auch schon einen Holzpflock in der Erde, an dem
wir dann festmachen konnten. Es war eine sehr schöne Anlegestelle und
wir freuten uns über den Platz in der Natur. Im Geiste hatten wir uns
schon an der Brücke in Carnadoe liegen sehen für die Nacht. Aber hier
ist es viel toller.
Nach dem Essen mit überbackenem Toast, Ei und
Broten meinte Wilhelm, er könne sich jetzt umfallen lassen, so müde
sei er. Was hinderte uns eigentlich daran? Also ging ich ins Bett und
Wilhelm machte es sich auf der Couch bequem. Es war so angenehm ruhig,
dass wir fast zwei Stunden tief und fest schliefen. Das einzig laute
Geräusch machte unser Kühlschrank.
Beim Vorbeifahren eines Bootes wurde ich dann wach. Ich bereitete
für morgen unser Gulasch vor und spülte schnell.
Die Sonne war angenehm warm, wobei es letzte Nacht nur 3°C
gewesen waren. Wenn's so weiter geht, bekommen wir hier im Juni noch
Bodenfrost. Die Kinder hatten letzte Nacht im Zelt bestimmt ordentlich
gefroren.
Heute Abend gab es die Barschfilets in Weißwein-Sahne-Soße mit
Kartoffeln und Salat. Die Krönung des Abends war ein herrlicher
Sonnenuntergang. Was wir uns über Tag wünschten, einen klaren Himmel
ohne Wolken, sahen wir meist erst gegen Abend.
In dieser himmlischen Ruhe werden wir mit Sicherheit herrlich
schlafen.
Mittwoch, 09.06.1999
Wenn nicht gegen neun Uhr ein Dinghy
vorbei gefahren wäre, hätten wir bestimmt noch länger geschlafen. Der
Himmel war trüb und wolkig, aber dafür war es nicht so kalt. Beim
Ablegen ging dann der "Drizzle" los. Frühstücken wollten wir
in Drumsna nach dem Einkauf. Uns waren nämlich die Rashers ausgegangen.
Der Anleger in Drumsna war fast leer und so legten wir am Ende des
Steges an. Im Hafenbecken, unserem bevorzugten Anlegeplatz in Drumsna,
lagen drei Privatboote und deshalb war für uns kein Platz mehr. Wir gingen
in den Ort zum Supermarkt und kauften zum letzten Mal für dieses Jahr
für unser "Full Irish Breakfast" ein. Da es wieder fast
Mittag war, gab es erneut 2 in 1 (Brunch).
Über Nacht hatten sich viele Eintagsfliegen auf unser Deck
verirrt, denen Wilhelm nach dem Essen mit dem Schlauch zu Leibe rückte.
Mein Großreinemachen innen vertage ich auf Freitag. Dann lohnt es sich
wenigstens richtig.
Da die Sonne sich nicht blicken lassen wollte, machte ich etwas
"Augenpflege" während Wilhelm vom Ufer aus angelte. Heute
Abend sollte es im Pub Musik geben und mit meinem Mittagsschlaf war ich
dann hoffentlich etwas fitter. Unser Essen für heute Abend war ja schon
vorbereitet, also konnte ich mich ruhigen Gewissens schlafen legen.
Als ich aufwachte, war der Steg gut gefüllt und ein paar
Optimisten kamen noch nach acht Uhr an. Nach dem Essen spülten wir
schnell und machten uns gegen neun Uhr auf den Weg zum Pub. Hier hatte
sich einiges getan. Es war komplett neu renoviert worden und alle Möbel
waren erneuert. An den Wänden hingen Plakate mit der Aufschrift:
"Happy 50th Anniversary, Marie". Aber viel los war noch nicht.
Wir hatten die Hoffnung auf Musik schon fast aufgegeben, als sich die
Tür öffnete und Gitarren, Verstärker und Boxen herein getragen
wurden. Wir hätten es besser wissen sollen, in Irland beginnt die Musik
immer erst recht spät, so zwischen halb zehn und zehn Uhr. Die Musiker,
zwei Männer und eine Frau, bauten ihr Equipment auf und begannen mit
den ersten Stücken. Die Frau hatte eine herrliche Stimme, wirkte aber
äußerlich etwas burschikos mit Armeehose , Holzfällerhemd und dicken
Boots.
Nach und nach trafen immer mehr Gäste ein, die anscheinend zur
Geburtstagsfeier von Marie kamen. Es wurden Sandwichplatten und die
Geschenke mitgebracht. Nur das Geburtstagskind war noch nicht da. Am
Nebentisch saßen ein paar Leute, die aussahen, als wären sie aus den
Sixties übrig geblieben oder aus dem Künstlermilieu. Die Frauen trugen
indische Batikblusen und -röcke und Jesuslatschen; die Männer mit
lichtem Haar vorne und Pferdeschwanz hinten.
Inzwischen hatte sich der Pub gut mit Geburtstagsgästen und
Touristen gefüllt. Dann kam auch endlich Marie und es wurde ihr ein
Ständchen gesungen. Sie erhielt jede Menge Geschenke und
Glückwunschkarten. Ein Freund von ihr übermittelte ihr
Geburtstagsgrüße u.a. auch von ihren drei Kindern aus Los Angeles und
einer Tochter aus Dublin. Die amerikanischen Kinder würden sie zu
Weihnachten besuchen kommen. Es war richtig rührend. Die Katzenmotive,
die wir überall gesehen hatten, erklärten sich jetzt auch: Marie setzte
sich nämlich für verwilderte oder entlaufene Katzen ein. Zur Feier des
Tages wurde eine kleine Tombola veranstaltet, deren Erlös der
Katzenhilfe zugedacht war. Wir kauften natürlich auch ein paar Lose.
Dann wurden die mitgebrachten Sandwichplatten aufgeteilt, und auch die
Touristen bekamen einen Teller hingestellt, obwohl wir gar nicht zur
Gesellschaft gehörten. Es wurde kein Unterschied gemacht.
Die drei Musiker machten moderne und traditionelle Musik. Das
Mädel hatte eine gute Stimme und ihr Flötespiel war
hervorragend. Sie hatte eine ganze Sammlung davon mitgebracht. Und
auch Mary Black hatte sie drauf.
Bevor die Verlosung begann, wurden die Preise aufgebaut - einer
"hübscher" als der andere. Für den Hauptgewinn, eine
Tischlampe, musste ich die Glücksfee spielen. Dann ging's weiter. Wir
gewannen eine Flasche Wein. Es hätte auch schlimmer kommen können,
denn es wurde auch Hunde- und Katzenfutter verlost. Eigentlich hätte
der Pub längst geschlossen sein müssen, aber um ein Uhr waren immer
noch alle zugegen. Jetzt wurde auch noch getanzt. Ein Pärchen tanzte
Rock 'n' Roll und Marie musste mit ihrem Mann tanzen - allerdings etwas
langsameres. Kurz danach machte die Musik aber doch Schluss. Alle
standen auf und die Nationalhymne wurde gesungen. Immer wieder
ergreifend.
Wir tranken noch aus und gingen dann beseelt zum Boot
zurück. Dort wurde der CD-Player noch mal angeschmissen und nach ein
paar irischen Liedern gingen wir dann schlafen. Vorsichtshalber stellten
wir uns den Wecker auf halb neun, damit wir nicht zu spät starteten.
Donnerstag, 10.06.1999
Den Wecker hätten wir heute morgen erschlagen
können! Doch kurz darauf wären wir wahrscheinlich sowie so von ein
paar Anglern, die auf dem Parkplatz am Steg ihre Angelutensilien
auspackten, geweckt worden. Wir machten uns startklar und tranken
unterwegs einen Kaffee. Als wir an den Anglern vorbei fuhren und das Gas
zurücknahmen, wurde uns freundlich zu gewunken. Weil Wilhelm selbst
schon mal im Dinghy Erfahrungen mit einem Vollgas fahrenden Boot gemacht
hat, nahm er sehr viel Rücksicht auf Angler und am Steg liegende Boote.
Dies wurde uns mit Freundlichkeit gedankt.
Die Albert Lock stand offen, so dass wir direkt einfahren konnten.
Wir machten an Steuerbord fest, genau an der Unglücksstelle von 1984.
Hinter uns kam dann noch ein großes Boot der Emerald Star Line
eingefahren und die Schleusentore schlossen sich. Der Schleusenwärter
war wohl auch etwas zu früh aufgestanden und machte wie immer einen
"mutzigen" Eindruck. Da er mittlerweile alles automatisiert
bekommen hatte -Schleusentore und Sluices wurden hydraulisch betätigt-
saß er auf einem Barhocker vor seinem Bedienpult. Die Arbeit, die er
jetzt weniger hatte, hätte er ruhig in ein Lächeln umsetzen können.
Na ja, was nicht ist, kann ja vielleicht noch werden - irgendwann.
Der Strudel der oberen Sluices war wieder recht heftig und das
flaue Gefühl im Magen kam bei mir wieder auf. Aber wir kriegten alles
gut geregelt und legten wieder ab. Auf der ganzen Strecke nach
Carrick-on-Shannon gähnten wir um die Wette. Ein bisschen mehr Schlaf
letzte Nacht hätte bestimmt nicht geschadet. Aber so hatten wir einen
Grund, ein ausgiebiges Mittagschläfchen einzulegen. Vorher wollte
Wilhelm aber noch ein paar Maden zum Angeln besorgen. Während er weg
war, füllte ich den Wassertank wieder auf. Dabei fiel mir -plumps- der
Unterfangkescher von Wilhelm ins Wasser. Er sank so schnell, dass ich
keine Chance hatte, ihn mit dem Enterhaken raus zu fischen. Als Wilhelm
wieder zurück war, nahm er sich eine seiner zahlreichen Angeln und versuchte
den Kescher mit einem Blinker vom Grund zu holen. Obwohl er nicht bis
zum Flussgrund sehen konnte, hatte er Glück und erwischte den Kescher
auf Anhieb.
Wir legten wieder ab und machten uns auf den Weg nach Leitrim
Village. Da wir noch recht früh dran waren, hatten wir Glück und
fanden an dem alten Anleger Platz. Jetzt gab es erst einmal ein
ausgiebiges Frühstück. Und dann war Siesta angesagt. Wir fielen wie
tot ins Bett, aber bis wir zum schlafen kamen, verging doch noch eine
Weile. Erst klapperte die Toilettentür, dann rutschte eine der Angeln
auf dem Dach hin und her und auf der naheliegenden Straße war es auch
recht laut. Wir schliefen aber dann doch ein und nach zwei Stunden wurde
ich vom Motorengeräusch eines Bootes geweckt. Wilhelm war schon dabei,
einer irischen Familie beim Anlegen zu helfen. Eigentlich wollten sie
nach dem Einkaufen weiterfahren, aber der Anlasser des Bootes streikte.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen den Motor zum Laufen zu bringen,
blieb ihnen nichts anderes übrig, als einen Mechaniker der Emerald zu
bestellen. Der tauchte dann auch schnell auf, da die Autostrecke
zwischen Carrick und Leitrim nicht sehr weit ist. Nach dem Austausch des
Anlassers konnte die Familie dann ihren Weg fortsetzen.
Abends riefen wir zuhause an, um Wilhelms Schwester zu bitten, uns
für zuhause ein paar Lebensmittel einzukaufen. Das Ende unseres Urlaubs
rückt leider immer näher.
Freitag, 11.06.1999
Unser letzter Tag auf dem Boot. Nach einer Tasse Kaffee -Hunger
hatten wir noch keinen- legten wir ab und fuhren wieder zurück nach
Carrick-on-Shannon.
Da wir keine große Eile hatten, schleppte Wilhelm noch etwas auf
Hechte. Und siehe da, es biss auch mal einer an. Der hatte aber wohl nur
gebissen, weil er wusste, dass er nicht in der Pfanne landen würde. Wir
hatten nämlich für unseren letzten Abend andere Pläne. Das
Abschiedsessen gab's immer im Restaurant, damit die Kombüse sauber
bleibt. So wurde er nur fotografiert und dann wohlbehalten ins Wasser
zurück gesetzt.
In Carrick wurden dann die Abschlussformalitäten erledigt:
Tanken, Boot schrubben und aufräumen. Da die Sonne es wieder gut mit
uns meinte und wir nichts mehr zu trinken an Bord hatten, machte sich
Wilhelm auf, in der Stadt noch etwas zu besorgen. Neben dem Supermarkt
entdeckte er einen schönen Pub mit Restaurant, den wir zuvor noch nicht
besucht hatten. Er trank ein Guinness und reservierte uns für heute Abend
einen Tisch.
Das Kofferpacken wurde recht zügig erledigt. Wie sage ich immer:
Bei der Rückkehr braucht man sich ja nicht zu entscheiden, was
eingepackt werden soll - es muss einfach alles in die Koffer!
Wir genossen noch den Nachmittag in der Sonne und machten uns dann
auf den Weg zum Dinner. Das Lokal war sehr schön eingerichtet und
gegessen wurde auf der ersten Etage. Die Speisekarte war recht
umfangreich und wir fanden auch für jeden das Richtige. Nach einem
abschließenden Kaffee machten wir uns auf den Weg zurück zum Boot.
Für morgen ist früh aufstehen angesagt, da wir um zehn Uhr schon am
Flughafen in Dublin sein müssen.
Samstag, 12.06.1999
Der Wecker klingelte um halb sechs. Für uns, nach diesen schönen
Wochen fast ohne früh aufstehen, eine unchristliche Zeit. Die letzten
Sachen wurden zusammengepackt, eine Tasse Kaffee getrunken und schon
stand der Transferbus vor der Marina.
Auf dem Weg nach Dublin fielen uns noch das eine oder andere Mal
die Augen zu. Aber an festes Schlafen war, aufgrund des Schaukelns des
Busses, nicht zu denken. Man kam sich teilweise vor wie auf dem Fluss.
Am Flughafen tranken wir uns noch ein letztes Guinness und dann
wurde auch unsere Maschine schon aufgerufen.
Es war, wieder einmal, ein herrlicher Urlaub. Wir hatten wieder
viel Neues gesehen und auch neue Strecken auf dem Fluss befahren.
Wir freuen uns schon auf das nächste Mal.
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Musik
mit freundlicher Genehmigung von Fleadh!
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