Irland 1980

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Unsere Irland-Tagebücher

23.08.1980 - 13.09.1980

Tagebuch

von Konni Offer

 

Unser erster Besuch in Irland hatte eigentlich die Grundidee, einmal selber mit einem Boot zu schippern. Die Wahl fiel auf die grüne Insel, weil uns die vielen Schleusen in Frankreich abschreckten. So machten sich am 23.08.1980 sechs Freunde auf den Weg, ohne zu ahnen, dass sich daraus eine langjährige Verbundenheit und Liebe zu diesem Land entwickeln würde.

 

Samstag, 23.08.1980

 Abflug Düsseldorf - Hapag LLoyd Flug 651 - 10:00 Uhr

 Ankunft Shannon Airport 10:50 Uhr

 Nach einem guten Flug ohne Turbulenzen übernahmen wir am Flughafen unseren Mietwagen - einen blauen VW-Bus. Es war sonniges Wetter, azurblauer Himmel mit vereinzelten Wolken. Die ersten Kilometer "auf der falschen Seite" fahren ist etwas ungewohnt, aber da das Steuer auf der richtigen Seite (rechts) ist, gewöhnt man sich doch recht schnell an das Links fahren.

 Gegen 13:00 Uhr wurde die erste Pause eingelegt, denn alle hatten Durst. Beim Schließen der hinteren Schiebetür kommt diese Harald entgegen geflogen. Sie war aus der Schiene gerutscht. Da aber für die Reparatur kein Kreuzschlitzschraubenzieher (Cross-Screw-Driver) vorhanden war, fuhren wir mit offener Türe weiter. An der nächsten Tankstelle wurde der Schaden behoben. Gegen 14:00 Uhr ließ sich das Gaspedal nicht mehr richtig durchtreten. Auch dieses Problem wurde von den Männern nach etwas längerem Suchen beseitigt.

 Um viertel nach drei fanden wir dann endlich das Farmhouse der Familie Murphy in Castlemaine. Allen Erwartungen zum Trotz waren wir angenehm überrascht. Hier war wohl die Welt noch in Ordnung, denn auf Zimmerschlüssel wurde verzichtet.

 Nach einer Personen-Generalüberholung fuhren wir zum Strand nach Inch. Während der Fahrt kreuzten immer wieder Kühe, Ziegen und Schafe die Straße. Sie ließen sich nicht durch die Autos aus der Ruhe bringen. Am Strand wurden Muscheln gesammelt und Jod-S11-Körnchen getankt.

Nach dem Abendessen machten wir mit den Hunden der Murphys -Prince und Curley- noch einen Spaziergang durch den Ort. Um viertel vor zehn servierte uns die Hausherrin noch Tee mit Keksen und wir verbrachten einen gemütlichen Abend mit Schach, Lesen und einer Pfeife im besten Wohnzimmer.

 

Sonntag, 24.08.1980

 Um viertel nach neun gab es ein reichliches Frühstück, unser erstes "full Irish breakfast". Gegen 10:00 Uhr starteten wir in Richtung Ring of Kerry. Nach fünf Minuten stellte Wilhelm fest, dass der Fotoapparat im Farmhaus vergessen wurde. Wieder zurück. Alle bemerkten: "Gut, dass der Kopf angewachsen ist". 

Die Fahrt ging über Milltown zum Hotel Ard na Sidhe. Das Hotel liegt an einem malerischen See, dem Caragh Lake, und die Anglerherzen von Harald und Wilhelm machten Sprünge. Dort sollte es Forellen und Lachse geben. Die Anglerthemen der beiden ging den anderen nach einiger Zeit "auf die Socken".

 Abgelenkt wurden wir dann bei der Fahrt über steile Uferstraßen durch den tollen Ausblick auf die Skellig Rocks. Gegen Mittag machten die Bremsen unserer "Möhre" bei einer steilen Abfahrt von ca. 20 % Gefälle eigenartige Geräusche. Dies schien eine weitere Krankheit des Vehikels zu sein. Der Vorschlag, Michael als Bremsklotz vor die Reifen zu werfen, wurde mit Mehrheit abgelehnt.

 Die Fotokamera hatten wir jetzt zwar mit, aber Wilhelm hatte den Ersatzfilm vergessen. 

 In Waterville machten wir eine ausgedehnte Strandwanderung. Dabei holte sich Harald nasse Füße und Socken. Bei der Weiterfahrt wurden die Strümpfe, eingeklemmt im Autofenster, getrocknet. Die Rückfahrt führte dann über Killarney nach Castlemaine, wo es gegen sieben Uhr Abendessen gab.

 Danach gingen wir in den Ort zu Murphys Bar. Es war arg dicke Luft im Pub und sehr warm, aber wir bekamen unsere ersten Lifeeindrücke von irischer Folklore. Ein alter Mann ohne Zähne sprach uns an. Man konnte ihn kaum verstehen, aber mit seinem: "Oh, I know" und seinem freundlichen Fingerstups an die Schulter hat er uns gefallen.

 

Montag, 25.08.1980

 Der Tag begann wieder mit einem reichhaltigen irischen Frühstück. Danach ging es in Richtung Tralee und Dingle. An einem Hafen in der Nähe von Castlegregory sahen wir in einem Fischerboot einen Katzenhai zappeln. Wir hätten ihn gerne aus seiner misslichen Lage befreit, aber die Kaimauer war leider zu hoch.

 High Noon - the first Irish rain, aber Gott sei Dank nicht von langer Dauer.

 Am Brandon Point schien es uns, als sei die Welt zu Ende. Wir hatten von einer steilen Felsenküste aus einen herrlichen Ausblick auf das Meer. Die Straßen waren sehr schmal, aber wo ein "Willi" ist, da ist auch ein Weg.

 Unser Mittagessen in Dingle bestand aus Fish & Chips, dekorativ auf einer Mauer neben den Mülltonnen verspeist. Nach dem "Mahl" fuhren wir dann die Küste entlang nach Ventry. Aus dem Reiseführer entnommen: malerische Burg "Minard Castle". Ergebnis: vier halb verfallene Wände.

 Zurück zum Farmhaus wurde nach dem Abendessen Fernsehen geschaut, zusammen mit Gästen aus New York. Die Vorfahren der weiblichen Seite aus Düsseldorf, die der männlichen aus Hamburg. Man sieht, die Welt ist klein - alles eine große Familie.

 

Dienstag, 26.08.1980

 Nach dem Frühstück machten wir uns auf nach Killorglin. Die Frauen stiegen aus und die Männer fuhren weiter zum Caragh Lake (der mit den Lachsen und Forellen). 

 Teil 1 (Frauen): Im Ort gab es Geschäfte mit Auslagen wie bei uns Anfang der sechziger Jahre. Man fühlte sich in eine andere Zeit versetzt. Auf der Brüstung einer Flussbrücke wurde Pause gemacht. Ein freundlicher Ire sprach uns an und fragte, wie es uns in Irland gefällt. Als wir ihm dies mit "very good" beantworteten, strahlte er über das ganze Gesicht.

Nach einer Portion Lachs mit Salat in einem Pub sollte der Heimweg von ca. sechs Meilen zu Fuß bewältigt werden. Unterwegs roch es nach frisch gemähtem Heu und Kuhfladen. Kurz vor Castlemaine hatten wir allerdings Plattfüße. Nach einigen vergeblichen Versuchen ein Auto zu stoppen, hielt dann doch noch ein Ire, der ein Einsehen mit uns armen Frauen hatte, um uns bis Murphys Bar mitzunehmen.

 Teil 2 (Männer): Am Caragh Lake wurde bei einer hektischen älteren Dame ein Ruderboot gemietet. Nachdem die ersten Ruderschwierigkeiten (aufgelaufen, von der Ruderbank gefallen usw.) auf den ersten 200 Metern überwunden waren, machten sie eine kleine Kreuzfahrt über den See. Um 14:15 Uhr wurde der erste irische Fisch gefangen, eine mordsmäßige Forelle von ca. 20 cm. Es sollte der einzige Fisch des Tages bleiben. Man wurde das Gefühl nicht los, dass unten auf dem Grund jemand säße, der dauernd die Blinker abschnitt. Aufgrund des schönen Wetters hatten die Männer bei der Ankunft im Farmhaus große Ähnlichkeit mit gekochten Lobstern.

 Zum Dinner gab es Hammelsteak mit Bohnen. Es herrschte "helle Freude" bei allen über das Hammelessen. Unsere Nasen hatten sich nicht geirrt.

 Anschließend ging es wieder in Murphy's Bar. Ich meinte: Das Guinness schmeckt wie "abgeleckte Fensterscheibe". Der Einzige, der es mochte, war Wilhelm. 

 

Mittwoch, 27.08.1980

 Heute fuhren wir nochmals nach Killarney. Wir machten einen Rundgang durch den Ort, fuhren dann aber recht schnell weiter zur Muckross Abbey, da uns die Stadt etwas zu sehr touristisch angehaucht war. Im Park zum Muckross House fanden wir die Muckross Abbey dann auch - die Ruinen einer alten Franziskaner Abtei und den dazugehörigen Friedhof.

 Dann ging es ca. 1,5 km zu Fuß weiter zum Muckross House, welches sehr malerisch, umgeben von alten Bäumen und riesigen Rhododendronbüschen, an einem See liegt. Im Haus ist ein Museum mit sehr schönen alten Möbeln, Geschirr und entsprechend eingerichteten Räumen. Im Keller zeigten diverse Handwerker ihre alten Techniken. 

 Drei Kilometer weiter wollten wir zu den Torc Falls. Es führte ein ziemlich steiler Weg den Berg hinauf, aber runter ging es dafür umso besser.

 Nach unserer Klettertour fuhren wir zum Gap of Dunloe weiter. Seit dem Wasserfall hatten wir einen Dauernieselregen, der manchmal etwas stärker wurde. Am Gap of Dunloe gab es eine Menge Pferde, und Karin und Michael wollten sich schon eines aussuchen, machten dann aber doch einen Rückzieher. Der Weg hoch zum Gap war sehr matschig und die Pferde hatten Mühe nicht auszurutschen. Da heute kein Reiten angesagt war, fuhren wir dann doch zum Farmhaus zurück.

 

Donnerstag, 28.08.1980

 Heute standen Ardfert Cathedral und Abbey auf dem Plan. Danach, auf der Weiterfahrt nach Ballyghuigui, wurde ein wiederum verfallenes Schloss besichtigt. Später kamen wir an einen sehr schönen langen Strand, der zu einem Spaziergang einlud. In Ballybunion stoppten wir an einer halb verfallenen Burg. Auch hier gab es traumhafte Strände und Buchten. Der Golfplatz des Ortes gehört zu den sechs besten Golfplätzen Irlands.

 Über Listowell fuhren wir dann nach Tralee. Hier war alles geschmückt wie bei uns zu Hause zur Kirmes. Nächstes Wochenende findet ein Fest statt, die Wahl der "Rose of Tralee". Dieses alljährliche Fest ist die irische Version einer Misswahl, bei der das hübscheste Mädchen gekürt wird.

 

Freitag, 29.08.1980

 Um 09:00 Uhr gab es Frühstück, wie immer reichlich. Danach machten wir uns auf den Weg nach Glenbeigh zum Reiten. 

 Der nächste Treck um zwölf Uhr war leider schon komplett ausgebucht. Da wir nicht die zwei Stunden bis zur nächsten Tour warten wollten, entschlossen wir uns, noch mal zum Gap of Dunloe zu fahren. Ein Stück außerhalb von Glenbeigh machte unser VW-Bus mal wieder herzergreifende Geräusche. Wir mussten halten und der Sache auf den Grund gehen. Harald und Wilhelm sahen nach und hatten schon wieder zwei lose Autoteile in der Hand. Aber die Männer meinten, diese Teile seien nicht so wichtig. So legten wir diese zu den anderen, die wir schon hatten, und fuhren weiter. 

 Unterwegs redeten sich die vier, die reiten wollten, schon kräftig Mut zu. Es begann wieder stärker zu regnen, aber am Gap of Dunloe angekommen, ließen sie sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Sie suchten sich Pferde aus und es ging an den Aufstieg. Micky und ich setzten uns in ein Café und probierten derweil einen Irish Coffee. Nach einer dreiviertel Stunde lugte Karin um die Ecke, nass wie ein Pudel und stinksauer. Auf halber Strecke hatte ihr Pferd seinen Dickschädel durchgesetzt und war mit ihr den Berg in vollem Galopp herunter gelaufen. Ihre Hilferufe hatten niemanden interessiert. Sie wärmte sich erst mal mit einem Irish Coffee. Nach einer weiteren halben Stunde tauchten auch die anderen Reiter pitschnass wieder auf. Auch sie hatten die "süßen" Pferdchen nicht bezwingen können. An der Zwischenstation beim Aufstieg hatten sie einfach kehrt gemacht um so schnell wie möglich in den warmen Stall zu kommen.

 Auf der Rückfahrt zum Farmhaus machten wir in Killorglin noch einen kurzen Stopp. Da alle auf den Geschmack gekommen waren, kauften wir in einer Räucherei am Fluss eine Seite Räucherlachs.

 Zurück zur Farm hatten die kühnen Reiter die Nase immer noch nicht voll. Jetzt sollte das Murphy-Pferd dran glauben. Aber das Pferd war etwas merkwürdig. Es blieb dauernd stehen und wir überlegten uns, ob man wohl bei ihm zehn Pence einwerfen muss, damit es sich bewegt. Zu allem Übel kam auch noch der Irish Wolvedog der Murphys auf die Wiese und wir flüchteten.

 Gegen neun Uhr abends gingen wir mit einer netten englischen Familie in Murphy's Bar. Eine halbe Stunde später begann die One-Man-Band mit der Musik. Als wir zum Farmhaus zurück gehen wollten spielte er per Zufall "Muss i denn, muss i denn zum Städele hinaus ...".

 Morgen heißt es Abschied nehmen von der Familie Murphy und den Hunden Prince & Curley. Die beiden werden uns bestimmt vermissen, da sie morgens immer unsere Frühstückswürstchen bekommen hatten. Diese schmeckten uns leider etwas zu sehr nach "Hustensaft".

 Es war eine schöne Woche und morgen beginnt die zweite Episode unseres Urlaubs:

Das Abenteuer Boot.

Samstag, 30.08.1980

 Wir standen um sechs Uhr auf, und machten uns das Frühstück selbst. Eine Stunde später starteten wir dann in Richtung Killaloe zum Boot. Zum Abschied von Kerry zeigte uns Irland alle seine Variationen des Wetters: Sonnenschein, Wolken, Regen und Wind. Aber ein herrlicher Regenbogen, den wir unterwegs sahen, machte den Regen wieder wett. 

 Gegen 09:35 Uhr erreichten wir die Marina von Derg Line Cruisers. Nach dem Ausladen des Gepäcks fuhren Wilhelm und Michael den VW-Bus zurück zum Flughafen. Die restlichen vier gingen in die Stadt zum Einkaufen. Abends sollte es die erste selbst gekochte Mahlzeit geben. Gegen Mittag kamen wir zur Anlegestelle zurück, mussten aber noch warten. Es wurden an diesem Tag viele Boote neu übernommen. 

 Mittlerweile waren Wilhelm und Michael mit dem Transferbus vom Flughafen zurück. Unter anderem kamen einige merkwürdige Typen mit an. Nach deren Ankunft folgte auch eine Wagenladung Bier; grob geschätzt ca. 250 Flaschen! Wie sich später herausstellte, blieben sie nur eine Woche. Im Laufe des Nachmittags gaben sie dann etliche negative Beispiele für unsere Nation ab - leider. Die Mitarbeiter der Marina arbeiteten wirklich viel um alle Boote in Ordnung zu bringen, aber den Chaoten ging dies alles nicht schnell genug. Sie maulten und meckerten in einer Tour.

 Dann war es soweit. Unser Boot, eine Illusion 37, getauft auf den Namen "Dunboyne", war bezugsfertig. Unser "Captain" Harald motivierte alle: "All hands an Deck!". Die Einräumarbeiten dauerten ca. anderthalb Stunden, aber da alles neu war, machte es viel Spaß. Inzwischen war es schon ziemlich spät geworden und so wurde beschlossen, heute Nacht in der Marina liegen zu bleiben. Wir begannen mit dem Kochen des Abendessens; es gab Spaghetti Bolognese. In den darauf folgenden Jahren sollte es dann Tradition werden, dieses Gericht am ersten Abend auf dem Boot zu kochen.

 Nach unseren ersten Erfahrungen war der Toilettenbesuch durch die anschließende Pumperei sehr interessant. Harald riet uns, auf der Toilette die dicken Pullover auszuziehen. Es sei wirklich Schwerstarbeit und man gerate dabei ins Schwitzen. Zum Abschluss des Tages gab's noch eine Runde Scrabble und alle fielen danach todmüde ins Bett.

 

Sonntag, 31.08.1980

 Nachts, gegen vier Uhr, tropfte Wilhelm Wasser ins Gesicht. Wir glaubten es würde regnen, aber draußen war es trocken. Es war nur das Kondenswasser unserer Dachluke, das allmählich abtropfte. 

 Das erste Frühstück misslang leider etwas. Die Eier waren "glibberig" und die ersten Toastscheiben sahen eher aus wie Kohle.

 Gegen 09:30 Uhr erhielten wir unsere Bootseinweisung. Sie war kurz und schmerzlos. Nach einer kleinen Einführungsrunde setzten wir unseren Instrukteur an Land ab und fuhren alleine weiter. Das Wetter war angenehm lau. Gegen Mittag machten wir unser erstes Anlegemanöver im Hafen von Dromineer. Jeder hatte seinen zugeteilten Platz und obwohl alle sehr aufgeregt waren, klappte es prima.

 Zum Mittagessen sollte es Bratkartoffeln mit Spiegelei und Tomatensalat geben. Leider ließ uns die Pfanne etwas im Stich und es pappte alles fest. Als Ergebnis unserer Bemühungen gab es ein "matschiges" Bauernomelett mit Tomatensalat. Die Männer schütteten sich zur Krönung des Ganzen noch Ketchup darüber, was Karin zu der Bemerkung ihrem Mann gegenüber veranlasste: "Das gibt es aber zu Hause nicht mehr!". Unsere Ochsenschwanzsuppe (Tüte!) wurde klumpig und so gab's als zweiten Versuch eine Gemüsesuppe (auch Tüte!). Trotz dieser Probleme beim ersten Mittagessen an Bord sind alle gut satt geworden.

 Dann ging die Fahrt weiter. Gegen Nachmittag zeigte sich dann auch die Sonne. Da wir alle nach dem "Zwiebelprinzip" angezogen waren, fielen nach und nach die Hüllen. Kurz vor der Ausfahrt aus dem Lough Derg wurde geankert und die Männer warfen ihre "Italiener" aus. (Erläuterung "Italiener": Beim letzten Urlaub hatte Harald sich aus Italien einige Kunstköder (Blinker) mitgebracht, die nun ausgiebig genutzt wurden.) Unser Oberitaliener (Wilhelm) hatte nach einer halben Stunde per Zufall einen Fisch an der Angel. Er durfte wieder schwimmen gehen. Den zweiten Fisch konnte Michael an Bord bringen. Da uns ein Fisch zu wenig erschien, setzten wir auch diesen wieder in den Fluss zurück. Kurz danach fing Harald den dritten Barsch. Alle zusammen hätten eine gute Mahlzeit ergeben.

 Da die Drehbrücke in Portumna nicht mehr öffnete, fuhren wir nach Terryglass zurück. Es gab ein Gourmet-Dinner bestehend aus dem Räucherlachs aus Killorglin mit Toast, Zwiebeln und Eiern. Wilhelm und Harald wollten noch die Aalschnur auslegen und machten den Fischen einen appetitlichen "Fraß" zurecht. Wie wir später erfuhren, waren Aalschnüre nur für Berufsfischer erlaubt. Aber wo kein Kläger, da kein Richter!

 Gegen elf Uhr ging's dann in die Kojen.

 

Montag, 01.09.1980

 Nach dem Frühstück legten wir ab in Richtung Portumna. Die Drehbrücke öffnet nur zu bestimmten Zeiten und muss generell für alle Boote geöffnet werden. Wie wir am Anleger erfuhren, hatten unsere "Freunde" von Samstag, die mit dem vielen Bier, dies nicht berücksichtigt und sich den oberen Teil ihres Bootes unter der Brücke abgefahren. Ob's am Alkohol lag, konnte nicht mehr festgestellt werden.

 Hinter der Brücke ging es dann auf dem Fluss weiter in Richtung Banagher. Nach ein paar Kilometern mussten wir dann unsere erste Schleuse (Meelick) bewältigen. Das Schleusenmanöver absolvierten wir mit Bravour. Mit den Ketten zum Festhalten innerhalb der Schleuse sah es aus, als ob man am Pranger hängt.

 In Banagher wurde Großeinkauf gemacht. Wir fanden ein Geschäft mit einer relativ großen Auswahl und konnten uns unsere Lieblingsgerichte zusammenstellen. Die Gemüseauswahl ging über die obligatorischen Möhren, Kohl und Tomaten hinaus. Mittags sollte es Fischstäbchen mit Kartoffelpüree und Gurkensalat geben. Aus Platzmangel in der Kombüse musste das Kartoffelpüree auf der Treppe gestampft werden.

 Auf der Weiterfahrt nach Clonmacnoise spielten Micky, Michael und Wilhelm Skat. Ich wollte mich nur etwas auf's Bett legen und lesen, nippelte aber ab und wachte erst auf, als beim Anlegen das Boot stark schaukelte und ich beinahe aus dem Bett gefallen wäre. Wilhelm und Harald fuhren mit dem Dinghy ins Schilf. Nachdem Wilhelm einen teuren Wobbler mindestens 100 m weit geworfen hatte (der Knoten war nicht fest genug) gaben sie es schließlich auf. Hinterher wurden auf der großen Wiese, unterhalb der zerfallenen Burg, noch Würmer für das Nachtangeln gesucht.

 Das Abendessen mit belegten Broten schmeckte uns vorzüglich, auch wenn der kleine Camembert für teure fünf Mark der pure Luxus war.

 

Dienstag, 02.09.1980

 Wir standen erst relativ spät gegen neun Uhr auf. Nur Wilhelm machte ab sieben Uhr einen Morgenspaziergang, weil er nicht mehr schlafen konnte. Es gab ein reichliches Frühstück mit Rühreiern und Speck. Dann ging die Fahrt weiter.

 Durch die lauten Motorengeräusche war die Verständigung während der Fahrt manchmal etwas schwierig. Michaels "Kirche" verstand Wilhelm als "Hirsche". Als Kommentar hierzu meinte Wilhelm dann: "Es sind doch nur Kühe".

 Nach der nächsten Schleusendurchfahrt hielten wir in Athlone zum Wassertanken. Das Nachtangeln in Clonmacnoise hatte drei Aale ergeben. Harald und Wilhelm beschäftigten sich mit der Enthauptung der Fische und die Frauen kochten. Wir verließen die Marina nach dem Essen, um den zweiten See, den Lough Ree, zu überqueren.

 Zwei Stunden später konnten wir keine nummerierten Bojen mehr finden. Wir stellten fest, dass wir uns verfahren hatten. Der Umweg war allerdings noch nicht sehr groß, so dass wir noch gut umkehren konnten. Wir hatten Glück gehabt, dass wir nicht, in dem im Shannon-Guide mit Felsen markierten Gebiet, aufgelaufen waren. Aber es war schließlich der erste "Verfahrer" auf unserer Tour. Gegen Nachmittag erreichten wir Lanesborough und die Frauen gingen mit Michael einkaufen. Um sechs hungrige Mäuler zu stopfen, war dies nicht immer eine leichte Aufgabe. Zusätzlich musste noch ein Kuchen besorgt werden, da wir um Mitternacht ein "Geburtstagskind" hatten. Die Frauen schmückten die Kabine mit von zu Hause mitgebrachten Luftschlangen. Auch die Kerzen für den Kuchen waren von uns nach Irland importiert worden.

 Nach der Geburtstagsfeier schliefen alle tief und fest.

 

Mittwoch, 03.09.1980

 Gegen zehn Uhr wachten so langsam alle auf. Heute gab es nur ein Kurzfrühstück und danach fuhren wir ab in Richtung Termonbarry. Hier wurde die nächste Schleuse bewältigt. Kurz vor Roosky dann wieder eine Schleuse. 

 Das Mittagessen gab es erst am Spätnachmittag: Steaks mit Gurken-/Tomatensalat und Pellkartoffeln, ausgegeben von dem "Geburtstagskind". Die Küche musste nach dem Steakbraten von oben bis unten abgeschrubbt werden, da alles mit Fett vollgespritzt war. So wurde gezwungenermaßen die erste Generalreinigung der Pantry vorgenommen. Wir hatten einen schönen Liegeplatz für die Nacht ausgemacht, wo nur zwei Boote Platz fanden. Wir gingen alle zusammen in den Ort zum Einkaufen und tranken uns im Anschluss daran in einem Pub ein Bier.

 Gegen Abend saßen die Männer an Deck und angelten und nach kurzer Zeit entstand oben die erste Unruhe. Harald hatte einen großen Brassen an der Angel, von dem er zunächst vermutete, es sei ein Karpfen. Erst später erfuhren wir, dass es in Irland nicht nur keine Schlangen, sondern auch keine Karpfen gibt. Danach fing Michael den Zweiten. Jetzt waren die Männer im Anglerstress. Im Laufe des Abends fingen sie noch drei Aale und einen weiteren großen Brassen.

 

Donnerstag, 04.09.1980

 Als wir gegen neun Uhr aufwachten, tropfte der Regen auf's Dach. Wilhelm hatte festgestellt, dass ihm Nachts eine Katze seine beiden Köderfische geklaut hatte. Es gab ein Schnellfrühstück, die Fische wurden fotografiert und wieder frei gelassen. Wir fuhren weiter bis zur nächsten Schleuse, der Albert Lock. Kurz vor der Einfahrt klemmte der Gashebel. Beinahe rammten wir das Schleusentor, aber nach einigem Tricksen funktionierte das Gas wieder.

 In Carrick-on-Shannon, unserer nächsten Station, legten wir an. Die Männer hatten Küchendienst und spülten im Anschluss an das Mittagessen.

 Weiter ging die Fahrt. Wir hatten noch eine weitere Schleuse, Knockvicar, vor uns. In der Schleuse geschah dann das erste Missgeschick. Wilhelm rutschte am Heck aus und fiel unglücklicherweise auf sein bereits kaputtes Knie. Jetzt hatten wir einen Lädierten; hoffentlich bleibt es dabei!

 Die Maschine lief aber, auf Grund des Problems mit dem Gashebel, doch nicht so wie vorher und wir wollten im Lough Key bei der Derg Line anrufen. Im Hafen des Sees gingen wir bei strömendem Regen an Land. Wilhelm erreichte in Killaloe niemanden mehr, aber wir werden es morgen noch einmal versuchen.

 An einigen Stellen war unser Boot leider undicht. Die Duschen waren die einzigen Räume, wo es nicht tropfte. Gegen neun Uhr abends kam ein kräftiger Wind auf und das Boot wurde hin und her geschaukelt. Nicht dass heute Nacht jemand aus der Koje fällt. Wir waren aber alle optimistisch, dass der heftige Regen morgen aufhört. Hoffentlich brauchen wir heute Nacht im Bett keine Schwimmwesten, da die Dachluke im Bug auch undicht war. Zur Sicherheit legten wir den Regenmantel ("Schäfermantel") von Harald mit Steinen beschwert über die Luke.

 

Freitag, 05.09.1980

 In der letzten Nacht liefen auf unserem Deck zwei Hunde herum, die sich Micky und Karin schon am Nachmittag vorher zu Freunden gemacht hatten. Das Kratzen der Pfoten auf dem Deck hörte sich recht unheimlich an. 

 Der Wind hatte mittlerweile nachgelassen; als wir gegen acht Uhr aufstanden, war strahlend blauer Himmel. Wilhelm versuchte noch mal die Reederei zu erreichen, aber es meldete sich niemand.

 Beim Angeln hatte Michael eine dicke Teichmuschel gefangen. Da dies aber wirklich für eine Mahlzeit zu wenig war, wurde sie wieder in den See zurück gesetzt.

 Alle zusammen machten wir erst mal Generalüberholung des Bootes. Wir legten das Deck trocken und mussten die feuchten Bettsachen lüften.

 Gegen Mittag fuhren wir dann nach Drumbridge weiter - "End of Navigation". Es ist zwar eine kleine Anlegestelle, aber sehr schön gelegen. Wir drei Frauen fuhren mit den Fahrrädern zum Einkaufen, da der Ort Boyle ca. drei Kilometer vom Anleger entfernt ist. Da wir nur zwei Räder gemietet hatten, nahmen wir Karin, die Leichteste, auf den Gepäckträger und fuhren los. Mit den schweren Einkaufstüten war der Rückweg schon etwas beschwerlicher. Die am Anleger zurück gebliebenen Männer sollten bei der Ankunft mit großem Hallo begrüßt werden, aber die gute Laune der Frauen übertrug sich leider nicht. Die Herren der Schöpfung sahen aus, als ob sie in einem Beerdigungsinstitut beschäftigt wären. Es stellte sich heraus, dass jetzt auch noch die Wasserpumpe ihren Geist aufgegeben hatte. Wir beratschlagten: Jemand müsste am nächsten Tag nach Boyle, um in Killaloe anzurufen. Wilhelm konnten wir nicht schicken, da er mit seinem angeschlagenen Knie nicht radeln konnte. Somit war die Stimmung etwas gedrückt.

 

Samstag, 06.09.1980

Alle erwachten recht spät. In der Nacht war ein kleiner Sturm aufgekommen. Kurz vor dem Frühstück wurden wir von einem freundlichen Iren gefragt, ob jemand mit in den Ort fahren wolle. Er lag mit seinem Boot hinter uns und hatte sein Auto auf dem naheliegenden Parkplatz stehen. Jetzt hatte Wilhelm keine Ausrede mehr und er musste mit, ob er wollte oder nicht. Alle warteten gespannt auf seine Rückkehr. Als er dann nach geraumer Zeit wiederkam, erzählte er uns, dass wir nach Carrick-on-Shannon zur Emerald Star Line fahren sollten. Dort würde dann jemand nach unserer Wasserpumpe schauen.

 Wir fuhren los und waren gegen halb zwei in Carrick. Es kam jemand von der Marina und sah sich die Bescherung an. Da wir die gute Auswahl, die der Ort bot, schon zu schätzen gelernt hatten, gingen wir Frauen mal wieder zum Einkaufen. Nach unserer Rückkehr war der Schaden schon behoben.

 Zurück in Richtung Norden fuhren wir dann nach Leitrim - auch hier: "End of Navigation". Nun ging die allgemeine Duschzeremonie los, denn jetzt hatten wir ja wieder heißes Wasser. Wilhelm und Michael hatten direkt am Anleger einen Pub ausgemacht. Praktischerweise hatten die Männer sich tagsüber dort schon mit Bier versorgt, denn der Wirt erlaubte die Mitnahme der Gläser an Bord.

 Nach dem Abendessen tranken wir dort alle zusammen ein paar Biere. Als wir zum Boot zurückkamen, hörten wir in einer der Heckkabinen Stimmen. Michael, der Mutige, ging vor und es stellte sich heraus, dass er vergessen hatte, das Radio auszuschalten. 

 

Sonntag, 07.09.1980

 Gegen halb zehn kamen so langsam alle aus den Federn gekrochen. Wir versuchten das Boot zu drehen. Das war allerdings mit Schwierigkeiten verbunden, da das Boot fast genauso lang war wie der Kanal breit. Mit Hilfe der Ankerleine schafften wir es aber dann doch. Als Harald den Motor anließ, sahen Wilhelm und Michael, dass sich das Boot nur noch rückwärts bewegte. Der Gashebel hatte kurz zuvor wieder geklemmt. Wir machten das Boot fest, und Wilhelm ging wieder den ihm bekannten Weg zum Telefon. Er verfluchte im Stillen, dass er von allen die besten Englischkenntnisse hatte. 
In Killaloe ging aber mal wieder keiner ans Telefon. Später sollte ein erneuter Versuch gestartet werden. Wir spielten Karten und währenddessen ging vom Dach des Bootes durch einen Windstoß unser Plastikeimer fliegen. Harald versuchte ihn noch aufzuhalten, aber der Eimer sank schnell auf Grund. Mit Hilfe des Dinghy und des "Pinorkels" (Bootshaken) versuchten Harald und Michael das verflixte Ding zu finden. Statt des schönen Plastikeimers wurde aber nur ein alter verrosteter Blecheimer aus dem Wasser gezogen. Vorher hatte Wilhelm beschlossen, nach dem Eimer zu tauchen. Aber der Fußtest sagte, dass das Wasser viel zu kalt war. Unser aller Gelächter begleitete die ganze Aktion.

 Wilhelm ging noch mal anrufen und erreichte schließlich in Killaloe jemanden. Morgen früh würde ein Mechaniker kommen und sich den Schaden anschauen, wurde ihm gesagt.

 

Montag, 08.09.1980

 09:30 Uhr wurden alle von einer laut muhenden Kuh geweckt. Direkt gegenüber lag nämlich ein Bauernhof. Nach dem Frühstück erschien ein Monteur der Derg Line und sah sich unsere Gangschaltung an. Wie wir jetzt gelernt hatten, war er mit der irischen Grundausstattung an Werkzeug bewaffnet: ein Hammer und ein Schraubenzieher. Der Schaden war bald behoben und wir konnten weiterfahren.

 Da wir bei den Schleusen gut durchkamen, waren wir schon gegen 18:00 Uhr in Lanesborough. Wir wollten eigentlich abends essen gehen, aber leider gab es im Ort kein Restaurant. Es wurde also noch etwas eingekauft und wir machten uns selbst etwas zu essen. Wilhelm, Michael und ich gingen in einen nahegelegenen Pub um den Biernachschub zu besorgen. Zur "Stärkung" (denn: Guinness is good for you) mussten wir uns da natürlich auch ein Bier trinken. An der Bar standen einige Iren, die wie die Teufel wetteten. Dabei ging es um fünfzehn Pint of Guinness und der Wirt hielt alles genau schriftlich fest. Obwohl wir nicht alles verstehen konnten, war die Mimik der einzelnen Leute interessant zu beobachten.

 

Dienstag, 09.09.1980

 Wir standen nicht zu spät auf, da wir heute über den Lough Ree fahren wollten. Während der Fahrt regnete es in einer Tour und die Scheiben beschlugen. Hierbei half nur Kleenex. Der See war trotz des schlechten Wetters relativ ruhig.

 In Richtung Shannonbridge mussten wir durch die Schleuse in Athlone. Wir fuhren ein, aber da gerade Mittagspause war, mussten wir warten. So beschlossen wir, uns unser Mittagessen zu kochen. Es gab "Bremsklötze" (Frikadellen) mit Kartoffelpüree und Salat. Bei der Braterei qualmte es so sehr, dass man im Nachbarboot dachte, unser Boot würde abbrennen. Als wir gerade den letzten Bissen im Mund hatten, erschien der Schleusenwärter.

 Am Anleger in Shannonbridge war der Kai sehr hoch und der Liegeplatz recht laut. Direkt davor war eine Metallbrücke und bei jedem Auto dachte man, alles bricht zusammen. Deshalb beschlossen wir weiter nach Banagher zu fahren. Die Marina war gerammelt voll. Uns blieb nichts anderes übrig, als vor der Brücke anzulegen. Dort war es abends stockfinster. Michael und Wilhelm ließen sich aber trotzdem nicht erschüttern und gingen in einen Pub Bier holen. Gegen Mitternacht kamen die Zwei mit glänzenden Augen zurück.

 

Mittwoch, 10.09.1980

 In der Nacht war Wind aufgekommen und es klopfte ab sechs Uhr morgens dauernd an das Heck des Bootes. Michael ging im Schlafanzug an Deck und versuchte das Dinghy zu betricksen. Sein Ackern war jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Das Schaukeln des Bootes nahm immer mehr zu.

 Um sieben Uhr standen Micky und Wilhelm auf, weil sie von dem Geschwanke nicht mehr schlafen konnten. Sie tranken einen heißen Tee, um sich aufzuwärmen. Gegen halb zehn schlüpfte dann der Rest der Mannschaft aus der Falle. Wir frühstückten und gingen dann zusammen in den Ort, um Geschenke zu besorgen. Die Geschäfte waren teilweise eher Rumpelkammern ähnlich, aber nach intensiver Suche fanden wir doch noch einige Sachen.

 Zurück zum Boot wollten wir in Richtung Meelick starten. Das Ablegen war aber etwas schwierig, da der starke Wind uns an die Kaimauer zurückdrückte. Ganz knapp schafften wir dann doch das Wendemanöver. Bei strömendem Regen fuhren wir weiter und legten in der Marina von Portumna an.

 

Donnerstag, 11.09.1980

 In dieser Nacht wurde der Rekord im Langschlafen von uns aufgestellt. Wir schliefen fast rund um die Uhr. Um elf Uhr sollte die Drehbrücke öffnen. Das Passage-Geld wurde schon vor der Abfahrt bezahlt; so konnten wir, ohne noch mal extra anzulegen, durchfahren.

 Der See war recht unruhig und da jetzt auch noch der Scheibenwischer ausgefallen war, hatten wir eine sehr schlechte Sicht. Durch die hohen Wellen waren die Bojen nur vage zu erkennen. Trotzdem schafften wir es gut bis nach Dromineer.

 Wilhelm ging zum Angeln und fing einen kleinen Hecht, der erste in Irland.

 Wir wollten eigentlich essen gehen, aber das Restaurant war uns zu teuer. So brutzelten wir wieder selber etwas.

 Nach dem Abendessen begann ein Sturm. Das Boot schwankte recht ordentlich und zur Sicherheit legten wir noch den Anker auf der angrenzenden Wiese aus. Das Boot hinter uns, ein etwas kleineres, wurde fast auf den Steg gehoben. Die Mannschaft dieses Bootes, zwei Belgier, zog es vor in einem Pub zu übernachten.

 

Freitag, 12.09.1980

  Nachtrag zu gestern:

 Gegen halb zwölf vollendete Wilhelm seine Ingenieurarbeit. Ich hatte die Türklinke der Bugkabine in der Hand und Wilhelm montierte sie wieder dran. Der Haken war, dass sich die Klinke zum Öffnen anschließend nur noch nach oben ziehen ließ.

 Wilhelm wollte zum Angeln aufstehen, aber als er das Wetter sah, drehte er sich wieder um. Der Sturm hatte nicht nachgelassen, und die meisten von uns hatten nur wenig geschlafen. Die Fahrt nach Killaloe würden wir uns wohl abschminken können. Unsere belgischen Nachbarn wollten auf die andere Seite des Hafenbeckens wechseln, da der Kai dort im Windschatten lag und die Wellen nicht so hoch waren. Wilhelm versuchte vom Ufer aus deren Boot abzustoßen, da sie gegen den Wind nicht von der Stelle kamen. Er schaffte es auch, konnte aber das Gleichgewicht nicht halten und plumpste im Zeitlupentempo kopfüber ins Wasser. Als ich "Mann über Bord" rief, nahm das keiner ernst. Wilhelm aber konnte noch stehen und wuchtete sich an Land zurück. Er stand da wie ein begossener Pudel.

 Gegen Mittag rief er in Killaloe an, um zu fragen, was wir machen sollten. Wir trauten es uns nämlich nicht zu, bei dem Sturm über den See zu fahren. Man sagte Ihm, dass  gegen Nachmittag der Wind abflauen sollte. Zu unserer Sicherheit wollte man uns aber trotzdem einen Lotsen schicken.

 Unser Mittagessen fiel "traumhaft" aus. Es sollte Bratkartoffeln mit Rührei geben, aber das Ganze wurde eine einzige Matsche.

 Gegen halb vier stand vor unserer Eingangsluke einpickeliger Jüngling, der sich als unser Lotse entpuppte. Wir hatten einen älteren, erfahrenen Seemann erwartet. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen erkundigte sich der "Lotse" erst mal bei uns, in welche Richtung er denn jetzt fahren müsse. Wir tuckerten los und kurz hinter der Hafenausfahrt wurde es ganz nett schaukelig. Aber es sollte noch viel schöner kommen: Bei den ersten Querwellen schaukelte das Boot dermaßen, dass uns das Inventar aus den Schränken entgegen geflogen kam. Nach einiger Zeit umkreiste uns ein kleiner, gelber "Floh". Es war der Aqua Jeep der Derg Line mit Mr. Brian an Bord. Er leitete uns ein Stück über den See und zischte dann, als wir etwas ruhigeres Wasser erreicht hatten, in Richtung Killaloe los. Als der See dann wieder in den Fluss überging wurde es endlich ruhiger.

 Nach der Ankunft in der Marina mussten wir uns leider mit Kofferpacken beschäftigen.

 

Samstag, 13.09.1980

 Heute geht es wieder zurück nach Hause. Der Bus holt uns ab und bringt uns zum Shannon Airport.

 Trotz einiger kleiner Probleme mit dem Auto und dem Boot wird es ein unvergesslicher Urlaub bleiben. Die Insel, mit ihren tollen Landschaften, den sympathischen Menschen ohne Hektik und dem Himmel mit seinem wechselnden Spiel von Licht und Farben hat uns für immer verzaubert.

Man hat Heimweh nach Irland noch bevor man wieder zu Hause ist! 

 

Musik mit freundlicher Genehmigung von 
Folk Train
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Musiktitel: Fiddlers Green - CD Going On (Copyright by Folk Train)

 

 

 

 

vor dem Abflug in Düsseldorf

 

 

on Tour

 

Murphy's Farmhouse in Castlemaine

 

 

 

 

 

 

 

 

am Caragh Lake

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

unterwegs in Kerry

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Muckross Abbey

Muckross House

Muckross House Interieur

Torc Falls in Kerry

 

 

 

 

 

 

 

 

unterwegs in Kerry

 

 

 

 

 

 

 

Irische Farbenpracht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Derg Line Cruisers Marina in Killaloe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tourist-Map Lough Derg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schleuse in Meelick

Normannen-Castle in Clonmacnoise

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lanesborough Anleger

Der Geburtstagskuchen

 

 

 

 

 

 

 

 

fischen in Roosky

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lough Key Forest Park

Lough Key Forest Park

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei David in Leitrim

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eimersuche im Fluss

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Shannon Stimmung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lough Derg bei Dromineer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein "begossener Pudel"

 

 

 

 

 

Der AquaJeep der Derg Line

 

 

 

zu den weiteren Tagebüchern:

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1999

2001