02.06.2001 - 23.06.2001
Tagebuch
von Konni Offer
1. Woche (02.06. -
08.06.2001)
Samstag,
02.06.2001
Für Wilhelm ist um 05:30h die Nacht zu Ende. Das Reisefieber hat ihn mal wieder gepackt. Da unser Flug erst um 13:40 Uhr geht, haben wir noch jede Menge Zeit. Diesmal läuft alles ohne Hektik und Stress ab.
Am Vortag haben wir unsere ganzen Sachen gepackt und, oh Schreck: Im Flur stehen acht Gepäckstücke. Dies ist wohl in all den Jahren der absolute Rekord für uns zwei. Das Taxiunternehmen schickt uns, Gott sei Dank, einen VW Caravelle und es kann alles verstaut werden. Der Taxifahrer schmunzelt sich eins.
Die "Reiseprofis" erwischen am Flughafen prompt das falsche Terminal und wir karren mit unserer ganzen
Bagage von Terminal A nach C. Als dann alles eingecheckt ist, macht sich bei uns große Erleichterung breit.
Der Flug EI691 nach Shannon vergeht sozusagen wie im Fluge und wir erreichen unser Ziel gegen drei Uhr Ortszeit. Am Durchgang zu den Gepäckbändern liegen noch die Matten mit der
Desinfektionsflüssigkeit gegen MKS. Beim Office of Agriculture herrscht aber irische Gelassenheit. Am DER TOUR- Schalter teilt man uns mit, dass sich unser Transfer nach Portumna um ca. 1 1/2 Stunden verzögert. Wir müssen noch auf eine Maschine aus Stuttgart warten. Also platzieren wir uns vor dem Flughafen-Pub "The Burren" und warten. Drinnen ist geschäftige Hektik angesagt. Im Fernsehen läuft ein wohl wichtiges
Fußballspiel und die Stimmung ist groß.
Kurze Zeit spielen wir mit dem Gedanken uns ein Taxi zu nehmen; stolze 68 IRP halten uns aber davon ab. So fassen wir uns in Geduld. Mit einem Guinness und einem Gin-Tonic lässt es sich auch aushalten. Gegen 17:00h ist es endlich so weit: Wir können uns zum Bus begeben. Aber dann verzögert sich die Abfahrt noch mal bis ca. 18 Uhr, da jetzt auch noch auf einen Flug aus Frankfurt gewartet werden soll. Klar, dass auch diese Maschine Verspätung hat. Nach Rücksprache mit DER-TOUR können wir dann unsere Fahrt nach Portumna antreten. Das Wetter ist hier bedeutend schöner; bei uns zu hause hatte es in Strömen
geregnet und sollte auch das ganze Pfingstwochenende weiter regnen. Hier
in Irland scheint die Sonne freundlich und die Grüntöne der Wiesen und
Bäume präsentieren sich in ihrer schönsten Pracht. Jede Menge kleiner
Kälber, Schafe und Fohlen entzücken uns.
Gegen 19:15 Uhr erreichen wir dann endlich die Marina in Portumna.
Es findet eine absolute Schnellübergabe statt und Ruck-Zuck ist unser
Gepäck an Bord. Wir haben wieder eine Town Star der Emerald Star Line
gemietet - die Enfield Star. Unsere vorbestellten Lebensmittel sind
schon an Bord und die verderblichen Sachen schon im Kühlschrank
verstaut. Auf die Frage, ob wir noch etwas benötigen, bitten wir um
zwei Campingstühle. Bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, das einer
der Stühle leider nur drei Beine hat - er wird aber schnell
ausgetauscht. Unser Gepäck bildet zu Anfang ein wahnsinniges Chaos an
Bord und wir machen uns ans Einräumen. Bis alles an seinem Platz
verstaut ist haben wir fast 10:00 Uhr abends. Da wir heute nicht mehr
fahren wollen, lassen wir uns Zeit. Wir sind "hundskaputt" und
unsere Mägen hängen auf den Knien. Doch gegen halb elf gibt's dann
doch noch unsere obligatorischen Spaghetti Bolognese. Und das Gehacktes
schmeckt sogar mir! Die Außentemperaturen sind auf 10 Grad gesunken und
die Bordheizung kommt zum ersten Mal zum Einsatz. Das Spülzeug bleibt
heute Abend stehen und wir fallen total erschossen ins Bett.
Sonntag,
03.06.2001
Der
neue Tag begrüßt uns mit Sonnenschein und blauem Himmel. Es ist noch
recht früh als wir aufwachen und die Temperatur immer noch nicht viel
höher als gestern Abend; die Aussichten für den heutigen Tag sind aber
gut.
Mangels Hunger gibt es zunächst nur eine Tasse Kaffee und dann
machen wir uns an die letzten Aufräum- und Verstauarbeiten. Die
Tesa-Strips für die Handtücher und das Außenthermometer werden
angeklebt und die leeren Koffer in der Marina abgegeben. Nachdem wir uns
noch eine fehlende Teekanne und einen größeren Aschenbecher geholt
haben wirft Wilhelm den Motor an und ab geht's. Bis zum Öffnen der
Drehbrücke in Portumna um 11 Uhr ist es noch etwas Zeit, also fahren
wir noch ein Stück in Richtung Norden. Dann öffnet die Brücke und wir
bezahlen unseren Obulus in den berühmten "Klingelbeutel". Da
viele Boote vor der Durchfahrt nur kreisen und nicht anlegen, steht an
der Brücke der Gehilfe des Brückenwärters mit einer an einer langen
Stange befestigten Mütze. Hier hinein wandert dann das Brückengeld.
In Richtung Süden sind eine ganze Menge Boote unterwegs. Auch ein
Schlaumeier, der die Zufahrt nach Terryglass verpasst und in die falsche
Bucht einfährt - hoffentlich geht das gut, denn die Carrigahorig Bay
ist auf der Seekarte mit vielen flachen und felsigen Stellen
gekennzeichnet.
Das Wetter für die Überquerung des Lough Derg ist ideal. Die
Sonne gibt inzwischen ihr Bestes und es ist "kurze
Hose"-Wetter.
Obwohl in Dromineer mittlerweile das Hafenbecken mit zusätzlichen
Schwimmstegen ausgebaut wurde, wird es schwierig einen Platz zu finden.
Es tummeln sich schon jede Menge Boote, vor allem Private, im Hafen.
Nach einigem Kreisen finden wir dann in einer Ecke aber doch noch einen
Liegeplatz für die Nacht.
Wir marschieren zum nahegelegenen Pub auf ein Bier und genießen
draußen das herrliche Wetter. So lässt es sich aushalten! Bei der
Bestellung des Biers hatte Wilhelm den Wirt nach zwei größeren
Gläsern gefragt. Dieser verspricht ihm, dass er, wenn er die anderen
zurück bringt, zwei viel schönere bekommen würde. Gesagt, getan -
schon wieder eine Erweiterung unserer Gläsersammlung zu Hause. Da unser
Frühstück heute morgen recht spärlich ausgefallen war, gibt's, nach
einem kleinen Rundgang durch den Ort, erst mal was vernünftiges zu
essen - Koteletts mit Erbsen und Kartoffeln. Nach dem Mittagessen ruft
dann die Matratze. Es ist Siesta angesagt. Trotz der Unruhe draußen im
Hafen schlafen wir tief und fest.
Frisch gestärkt und ausgeruht mache ich mich ans Werk "KlarSchiff"
und Wilhelm fährt mit dem Dinghy ein Stück auf den See hinaus. Es
kommen immer noch mehr Boote an und bald liegen einige von ihnen wie
gestapelt. Viele Iren haben wohl für das lange Wochenende ein Boot
gemietet und nutzen das schöne Wetter aus. Einige Mutige schwimmen
nachmittags sogar im See!
Nachdem wir uns mit "geistigen" Getränken versorgt
haben beschließen wir den herrlichen Tag mit einigen Runden Backgammon.
Der Wind ist ein wenig aufgebrist und das Boot schaukelt ein wenig. Es
hält sich aber im Rahmen und so ist dies die richtige Bewegung für die
Nachtruhe - wie in einer Wiege.
Montag,
04.06.2001
Wilhelm
hält um halb sechs nichts mehr im Bett. Er schnappt sich sein Buch und
geht nach oben. Ich greife mir beide Decken und kuschele mich für
weitere drei Stunden ein. Wilhelm hatte gestern Abend auf der Wiese
einen einsamen Wurm gefangen - aber die Fische mögen ihn leider nicht.
Nach einer Tasse Kaffee starten wir in Richtung Süden. Inzwischen ist
es fast wieder windstill; nur die Sonne versteckt sich noch hinter den
Wolken.
Unsere Fahrt soll nach Killaloe am südlichsten Zipfel des Lough
Derg gehen. Da uns viele Boote entgegen kommen, steigen unsere Chancen
auf einen guten Anlegeplatz. Vor der Brücke in Killaloe ist auch dem
entsprechend Platz und wir legen an. Jetzt gibt es endlich Frühstück -
unser erstes irisches. Das Toasten geht ohne ein großes Malheur ab und
wir genießen die irischen Rashers und Würstchen. Bei Wilhelm kommt
jetzt aber die kurze Nacht zur Wirkung und er legt sich ins Bett.
Schließlich haben wir Urlaub und alle Zeit der Welt! Die vorbei
fahrenden Dinghies schaukeln ihn in den Schlaf.
Eigentlich wollte ich unten im Salon etwas lesen, doch mir wurde
etwas flau im Magen. Am Frühstück kann es eigentlich nicht liegen.
Doch langsam komme ich dahinter: Das ständige Geschaukel ruft meine
Seekrankheit wieder herbei. Die Angeldinghies und Speedboote nehmen
allmählich Überhand. Von fünf Stundenkilometern
Geschwindigkeitsbegrenzung hat hier wohl kaum jemand etwas gehört. Ich
schnappe mir mein Buch und setze mich an Land auf eine Bank. Das ist
schon angenehmer. Aber hier kommt jetzt ein kleiner neurotischer Hund
hinzu. Er verbellt sämtliche Boote, die vorbei fahren und rennt wie
irre hin und her. Bei einer weiteren kräftigen Welle wird es selbst
Wilhelm zuviel. Er steht auf und wir beschließen, uns im Ort etwas
umzusehen. Bei Londis sehen wir einige Kunden aus dem Geschäft kommen -
also ist es trotz Bankholiday geöffnet. Kaum sind wir im Laden gehen
auch schon die Jalousien herunter. Glück gehabt. In Windeseile suchen
wir einige Dinge von unserer Einkaufsliste zusammen und dann nichts wie
ab an die Kasse. Schnell werden auch noch ein paar Taytos-Crisps
gegriffen. Die beiden Verkäuferrinnen bleiben trotzdem sehr freundlich
und geben Wilhelm noch die Auskunft, wo in der Nähe ein Angelgeschäft
zu finden ist. Einige Häuser weiter, im Angling Center, kann er sich
dann endlich mit Ködern und Anfutter versorgen. Wir gehen zurück zum
Boot, verstauen alles und machen blitzschnell einen "Abflug".
Unser Ziel ist Scarriff, ca. zwei Stunden Fahrt von Killaloe aus. Allein
schon die Zufahrt auf dem Scarriff-River ist ein Erlebnis. Ganz langsam,
ohne Wellen zu hinterlassen, geht es vorbei an teilweise sumpfigen Ufern
die gesäumt sind mit tausenden von gelben Wasserlilien. Der Fluss
schlängelt sich in vielen Kurven bis Scarriff. Am Ende ein idyllischer
Anleger mitten im Grünen. Hier ist eine herrliche Ruhe und es gehen uns
keine Schnellboote und Dinghies "auf die Socken". Gestärkt
von einer Tasse Tee machen wir uns an die erste Bootsreinigung. Letzte
Nacht hatten uns in Dromineer Millionen von kleinen Viechern
überfallen, die jetzt alle auf Deck kleben. Da wir direkt am
Wasseranschluss liegen können wir das ganze Boot mit Wasser abspritzen
und abschrubben. Dann kehrt Ruhe ein und wir genießen die Natur und die
herrliche Stille, nur unterbrochen vom Zwitschern der unzähligen
Vögel.
Wilhelm versucht sein Anglerglück und endlich beißen die ersten
Fische. Zwar alles nur "Fuzzys", aber immerhin. Zu
vorgerückter Stunde überfallen ihn dann aber jede Menge kleiner
Insekten. Die krabbeln überall hin und beißen sogar. Sogar der Hund,
der ihn beim Angeln beobachtet hat, geht rennen. Auch ihm wird es jetzt
zuviel und die Angeln werden eingepackt. Wir widmen uns einer neuen
Partie Backgammon. Mit dem Abendessen sind wir heute schnell fertig - es
gibt noch Reste von Samstag. Die Bolognesesoße wird etwas mit
Tomatenmark und Wasser gestreckt und wir werden beide noch satt.
Mein Hexenschuss hat sich etwas gebessert und ich kann mich wieder
einigermaßen bewegen!
Dienstag,
05.06.2001
Wir
schliefen beide tief und fest. Selbst Wilhelm hält es lange aus; das
liegt bestimmt an der Ruhe, die hier am Anleger herrscht. Klasse!
Nach einer Tasse Kaffee marschieren wir in den Ort. In
verschiedenen Geschäften kriegen wir alles, was auf unserer langen
Einkaufliste steht. Bepackt wie die Esel, was eher auf Wilhelm zutrifft
- das bepackt, nicht der Esel ;-))) - kommt er ganz schön ins
Schwitzen. Petrus meint es nämlich wirklich gut mit uns. Wir
frühstücken ganz gemütlich und machen dann alles startklar.
Die Strecke zurück zum See ist eine Pracht bei dem herrlichen
Sonnenschein. Wir sehen einen Eisvogel und die Lilien strahlen in
sonnigem Gelb. Bis Garrykennedy, unserer nächsten Station, fahren wir
ca. zwei Stunden. Unterwegs begleiten uns wieder diese kleinen
beißenden Fliegen.
Der Hafen von Garrykennedy ist recht klein, liegt aber
wunderschön. Die Kaimauer ist zwar sehr hoch, aber mit Hilfe von
Metallleitern können wir ohne Probleme an Land kommen. Dadurch liegen
die Boote im Hafen aber recht gut geschützt vor Wind - außer bei
Nordostwind. Dann drückt der Wind die Wellen in das Hafenbecken und es
kann doch etwas ungemütlich werden. Wir haben aber den Wind eher von
Westen und deshalb keine Probleme.
Jetzt werden die Flaggen an Bord befestigt, die Europaflagge und
die irische. Direkt am Hafen beginnt der Forest-Walk. Wir schnappen uns
unsere Kameras und machen uns auf den Weg zu einem Waldspaziergang.
Mitten durch dichten, ursprünglichen Wald und teils am Lough Derg
entlang führt der Weg. Jede Menge Vögel, ein Wildbienennest und
schöne Blumen mit blauen Glocken, die die Iren "Blue Bells"
nennen, finden unsere Aufmerksamkeit. Auf dem Rückweg zum Boot stoppen
wir bei "Ciss Ryans The Shannon Lounge". Der Akku der
Digitalkamera muss geladen werden und das verbinden wir mit einem
leckeren Bier - oder waren es doch zwei oder drei? Wir sitzen draußen
in der Sonne, obwohl es drinnen interessanter zu sein scheint. Beim
Bierholen schnappt Wilhelm ein Gespräch an der Theke auf: Ein Ire und
zwei Engländer diskutieren die Vor- und Nachteile der Ehe. In
Anbetracht schon etlicher Pints of Guinness ist diese Diskussion sehr
interessant.
Mittlerweile hat der Wind etwas aufgefrischt und wir machen uns
auf den Weg zurück zum Boot. Unser Abendessen ist hervorragend. Zu den
Steaks gibt es Baked Beans und Riesenpellkartoffeln. Entgegen allen
Erwartungen brauchen wir nach dem braten der Steaks nicht die ganze
Küche abzuwaschen. Früher war das des öfteren so. Schnell ist alles
wieder hergerichtet und an Ort und Stelle.
Das Dinghy wird noch etwas weiter entfernt fest gemacht, damit es
uns nicht dauern gegen die Bordwand schlägt. Dies ist nämlich nachts
nicht gerade sehr erbaulich. Während des Kochens hatte es klammheimlich
etwas geregnet, ohne das wir es bemerkt hatten - der erste irische Regn
in diesem Urlaub, aber nur wenige Tropfen. Gegen Abend ist es absolut
windstill. Vor dem Schlafen gehen setzen wir uns noch kurz an Deck und
sehen den vorbei huschenden Fledermäusen zu.
Mittwoch,
06.06.2001
W
nächste
Woche: 09.06. - 16.06.
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Musik
mit freundlicher Genehmigung von Shamrock!
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