14.05.1999 - 12.06.1999
Tagebuch
von Konni Offer
1. Woche (14.05. - 21.05.1999)
Freitag, 14.05.1999
Was für ein Glück, dass gestern Feiertag war. So hatten wir genügend Zeit unsere Sachen
zusammen zu suchen und die Koffer zu packen. Während unseres Urlaubs sollten wir in der Wohnung
neue Fenster bekommen. Das bedeutete, dafür noch ein paar Vorbereitungen
zu treffen. Doch davon
jetzt genug.
Das Taxi, das uns zum Flughafen bringen sollte, kam sehr pünktlich. Um
elf Uhr sollte der Flug nach Dublin starten. Wir hatten wieder einmal Massen an Gepäck.
Vor allem Wilhelms sperrige Angeltasche musste wieder mal separat aufgegeben werden. Mit einer
halben Stunde Verspätung konnte die Maschine dann endlich starten. Durch "Rückenwind" kamen
wir zwar fast pünktlich über Dublin an, aber auch hier erhielten wir die Landeerlaubnis erst
nach einigem Kreisen.
Unser Gepäck bekamen wir dann sehr schnell. Bei Avis holten wir danach die Papiere für
unseren Mietwagen ab. Da kein Astra zur Verfügung stand, gab man uns einen Vectra - in Anbetracht
unseres Gepäcks eine gute Sache. Bevor wir starteten nahmen wir noch einen kleinen Drink an der Bar.
Dann ging's los.
Es bestand jetzt die Möglichkeit auf der M50 Dublin City zu umgehen und dann auf der N4 in
Richtung Westen zu fahren. Leider landeten wir aber auf der N7 in Richtung Südwesten und mussten
nun über Landstraßen zurück zur N4.
Zwischendurch meldeten sich Hunger und Durst. In Enfield machten wir Halt; hier gab es auch
eine Bank mit Geldautomaten, wo wir uns zunächst mit Cash eindecken konnten. Auf der Suche nach
etwas Essbarem erspähten wir Mary's Coffeeshop, wo wir dann auch einkehrten. Es sah fast aus wie
bei den "Drei Damen vom Grill", doch es waren vier Damen und alles war etwas "irisch" angehaucht.
Im Raucherteil des Restaurants saßen die jungen Mütter von Enfield mit ihren Rackern und
machten Lunchtime. Mary 1 rollte, ob des Lärmes der Kinder, schon mit den Augen. Heute lernten
wir eine neue Art kennen, Chips zu essen: mit klein geschnittenem Bacon und geriebenem Cheddar
überbacken. Es schmeckte herrlich!
Danach ging es weiter über Mullingar, Longford und Roosky. Hier am Shannon mussten wir
einen kleinen Stopp einlegen. Es lag nur ein einziges Boot an den Anlegern. Vielleicht war so wenig
Betrieb, weil morgen Wechseltag ist und viele ihre Boote abgeben.
Über Carrick-on-Shannon und Sligo fuhren wir weiter in Richtung Yeats Country. Hinter
Drumcliff fanden wir dann das Schild "Farmhouse Mountain View", unsere
Bleibe für die erste Woche. Es lag in der
Nähe von Carney. Die Zufahrt zum Farmhaus war sehr schmal und plötzlich standen wir auch noch im Stau.
Ein Stück vor uns
lud ein Teerwagen seine Fracht ab. Wie sich nachher herausstellte, wurde die Auffahrt zum Farmhaus neu
asphaltiert. Da wir jetzt kurz vor unserem ersten Ziel waren und das Wetter so herrlich war, machte
uns die Verzögerung nichts aus. Die ganze Strecke über war es zwischen 16° und 18°C, mit viel
Sonnenschein und etwas Regen. Halt typisch irisch.
Dadurch dass die Auffahrt neu geteert war, mussten wir das Haus durch den Hintereingang betreten.
Es war sehr schön. Von unserem Zimmer aus hatten wir einen herrlichen Blick auf den Benbulben,
den
markanten
"Tafelberg" Sligos.
Gegen 19:00 Uhr gab es ein opulentes Dinner, das uns bis zum Anschlag
satt machte. Wir sagten Martina, der Dame des Hauses, dass wir mindestens 10 Pfund zunehmen würden,
wenn sie uns die ganze Woche so beköstigen würde. Sie freute sich, dass wir keine Einschränkungen vom
Essen her machten und
sagte uns, sie würde jeden Abend für uns eine Überraschung bereit halten.
Anschließend an das Abendessen fuhren wir noch eine kleine Tour mit dem Auto. Es wurde
das "Lisadell House" bestaunt und auf dem Rückweg eine kleine Pause an einem tollen Strand eingelegt.
In Carney kehrten wir dann noch auf ein Bier im Pub ein. Der Hund des Hauses machte es sich
neben uns auf der Couch bequem und sah uns mit seinen treuen braunen Augen an. Die absoluten Tierfans
wären ausgeflippt, aber bei mir hält sich die Tierliebe ja etwas in Grenzen. Da wir reichlich müde
waren, fuhren wir dann auch recht bald zurück zum Farmhaus.
Samstag, 15.05.1999
Nach fast neun Stunden Schlaf standen wir gegen halb acht auf. Gestern Abend
hatten wir die Heizungen abgestellt, aber die Idee war nicht so gut
gewesen. Es war doch zu kalt geworden in der Nacht. Heute
Abend werden wir die Heizung zumindest klein anlassen. Das Wetter zeigte sich heute morgen recht
trüb und es wehte ein frischer Wind.
Um halb neun gab's Frühstück. Es schmeckte uns hervorragend und Martina hatte den "Galtee
Bacon Award" zu Recht verdient. An unserem Tisch saßen Mutter und Tochter aus Südafrika z. Zt. in
London lebend. Sie betrachteten zunächst alles etwas skeptisch, aßen dann
aber doch mit viel Appetit.
Nach dem Frühstück begannen wir unsere erste Tour. In Kenlough deckten wir uns mit ein paar
Lebensmitteln für ein Picknick ein und kauften auch gleich eine Karte zum 50. Geburtstag für einen
Freund. Am Lough Melvin vorbei waren wir auf einmal in Nordirland. Dies fiel uns aber nur deswegen
auf, weil uns ein rotes statt grünes Postauto begegnete. Am Lough Gill machten wir Halt und besichtigten
Parke's Castle. Das Castle war toll renoviert und eine Ausstellung im Haupthaus gab Auskunft über die
Geschichte des Schlosses. Nachdem wir einen Rundgang durch den gesamten Gebäudekomplex gemacht hatten,
sahen wir uns auch noch einen interessanten Diavortrag an.
Weiter an den Ufern des Lough Gill vorbei, fanden wir dann einen sehr schönen Picknickplatz im
Hazelwood Forest. Es war zwar etwas kalt draußen, aber das hielt uns nicht von einem Picknick mit
Käse-Tomaten-Sandwiches ab.
Auf dem Rückweg zum Farmhaus hielten wir an Rosses Point an. Hier gibt es einen
schönen Strand,
den wir zu einer Strandwanderung nutzen wollten. Aber der Wind blies so kräftig und kalt, dass wir uns
entschlossen, den Spaziergang auf ein anderes Mal zu verschieben.
Zurück zum Farmhaus wollten wir uns nur etwas ausruhen - daraus wurde dann eine "Siesta" von
zwei Stunden.
Nach dem - wiederum reichlichen - Abendessen zog es uns zu Brady's Pub, zum Nachspülen. Hier
versuchten wir die Trainingsergebnisse des Formel 1 Trainings heraus zu bekommen, aber selbst der
Sportsender, der im Fernsehen lief, klärte uns nicht darüber auf. Na, auch egal.
Da uns aber auch heute Abend schnell die Müdigkeit wieder packte, machten wir uns auf den Weg
zurück zum Farmhaus.
Sonntag, 16.05.1999
Wir schliefen den Schlaf der Gerechten. Anscheinend hatten wir viel Nachholbedarf. Selbst
zwei starke Tassen Kaffee am Abend hatten uns nichts ausgemacht.
Am Frühstückstisch hatten wir heute ein älteres Ehepaar aus England sitzen. Er hatte sehr
viel zu Erzählen und einen herrlich beißenden englischen Humor.
Dadurch, dass er lange Zeit in Indien
und anderen asiatischen Ländern gelebt hatte, konnte er diverse Anekdoten zum
Besten geben. Ein Paradebeispiel für
einen englischen Kolonialoffizier!
Martina gab uns den Tipp, einen Ausflug zum Glencar Lake zu machen. Bei unserem Start war es mal
gerade 11,5°C. Wir fuhren in Richtung Benbulben eine tolle Strecke zum See,
um dann von einem Parkplatz aus zu Fuß zum Wasserfall zu gehen. Jetzt ließ sich auch die Sonne ab und
zu blicken. Wir genossen die Stille und die herrliche Landschaft um uns
herum.
Unsere Weiterfahrt führte uns südlich von Sligo ins County Mayo. Über ländliche Straßen kamen
wir über
Strandhill und Easky nach Rathlee. Dort hielten wir kurz an einem Bauernhof an, um uns anhand der
Straßenkarte zu orientieren. Der Farmer, mit rötlichem Haar und Gesicht, sah dies, sprang von seinem
Traktor und versuchte uns zu helfen. Er gab uns
verschiedene Tipps, wie wir zum Meer kommen konnten. Leider gab es keine Straße, die parallel zur Küste
verlief, aber über Stichstraßen hatte man die Möglichkeit, zum Meer zu gelangen. So fuhren wir einfach
einen Weg mit dem Hinweisschild "Pullakeeney Harbour". Zunächst war die Straße zwar sehr schmal, aber
ganz gut befahrbar, dann wurde sie aber, je näher man dem Meer kam, immer holperiger. Die Aussicht auf
das Meer hat die Strapazen aber wieder wett gemacht. Die Sonne schien und trotz einer
"steifen Brise" machten wir einen tollen Spaziergang.
Weiter ging's nach Ballina. Unterwegs hatten wir unsere Ration Brot, Tomaten und Käse aufgefüllt
und konnten in Ballina in einem Park picknicken. Es musste aber alles gut festgehalten werden, damit
nichts fliegen ging. Der Wind hatte immer noch nicht nachgelassen. Beim letzten Bissen fing es dann
auch noch an zu regnen und wir flüchteten ins Auto.
Die Tour wurde fortgesetzt über Killala zum Downpatrick Head. Wir machten kurz Rast und
eine Rauchpause,
da wir ja jetzt im Auto nicht mehr rauchten. Am
ersten Tag hatten unsere Kleidung und das Auto so furchtbar nach Zigarettenqualm gerochen, dass wir
uns entschlossen, nur noch draußen zu rauchen.
Bei ca. 14°C Außentemperatur und strahlender Sonne fuhren wir dann weiter über Bayley Castle
und den Lough Conn Drive, eine schöne Strecke um den
See.
Bevor wir wieder zum Farmhaus zurückkamen, legten wir unseren -mittlerweile obligatorischen-
Stopp bei Brady's ein. Durch die Übertragung eines Fußballspieles zwischen Manchester United und
Arsenal London im Fernsehen war der Pub sehr voll, aber es war interessant
die Leute zu beobachten. Im übrigen hat Manchester gewonnen.
Nach dem Dinner gingen wir noch auf einen Absacker in den anderen Pub des Ortes, Laura's.
Er war kleiner und gemütlicher und hatte ein kleines Restaurant angeschlossen. Nachdem wir zwei
Bier getrunken hatten, überfiel uns schon wieder die irische Müdigkeit und wir entschlossen uns,
doch zurück zum Farmhaus zu gehen und uns schlafen zu legen.
Montag, 17.05.1999
Wilhelm stand schon recht früh auf und setzte sich mit seinem Buch ins Wohnzimmer zum Lesen.
Bevor er wieder zurück kam, war ich schon mit Duschen fertig und er schloss sich der Duschaktion,
trotz des kalten Zimmers, an.
Heute hatten wir beim Frühstück keine Tischgenossen. Der Vierertisch war komplett besetzt und
wir hatten den kleinen Tisch für uns alleine.
Das Wetter ließ sich recht gut an und so beschlossen wir, heute unsere große Tour nach Donegal
zu machen. Es war früh morgens schon 13°C und sonnig. Über Bundoran, Ballyshannon und Donegal fuhren
wir nach Killybegs. Der Ort ist das Fischereizentrum von Donegal und entsprechend roch es auch überall.
Also fuhren wir weiter
nach Kilcar an einen schönen Strand mit einer Dünenlandschaft. Der feine Sand war nachher überall wieder
zu finden. Noch ein Stück weiter hatten wir einen herrlichen Blick über die gesamte Bucht von Donegal.
Doch als dann ein Touristenbus jede Menge Touris ausspuckte, machten wir uns schnell davon. Über die
Coast Road fuhren wir dann zum
Muckros Head. Hier war Irland noch sehr ursprünglich.
Es war eine himmlische Ruhe, nur die Vögel und das Rauschen der auflaufenden Flut unterbrach die Stille.
Inzwischen schien die Sonne kräftig und wärmte uns auf. Wir fuhren weiter zum Slieve League und nach
Glencolumbkille; durch die Berge nach Adara
-Richtung Donegal- war es allerdings recht kühl. In Ballyshannon sahen wir von der Brücke auf den Erne, der hier eine sehr starke Strömung hatte.
Mit einem kleinen Schlenker am Meer entlang kehrten wir zum Farmhaus zurück.
Es gab Dinner und heute
Abend hatten wir auch eine tolle Wasserkanne. Den ersten Abend dachte ich, die Wasserflasche wäre eine
Blumenvase und ich hätte mir das Blumenwasser ins Glas geschüttet. An den nächsten Abenden war die
Wasserkaraffe als solche zu erkennen, weil eine Scheibe Zitrone oben drauf schwamm. Alles war so reichlich,
dass wir beschlossen, einen Verdauungsspaziergang zu machen.
Der Hund der Murphys begleitete uns ein Stück. Wir kamen an einen toten Iltis vorbei, ich
schloss die Augen und Wilhelm musste mich daran vorbeiführen. Unterwegs trafen wir eine ältere Frau,
die uns fragte, ob wir "cattle" gesehen hätten. Aber wir konnten dies nur
verneinen. Zurück in den Ort überholte uns die Frau mit ihrem roten Fiesta und grüßte uns wie
alte Bekannte mit Hupen. Heute straften wir den Pub mit Verachtung und machten nur noch etwas
"cow-watching". Das Essen war, Gott sei Dank, ein wenig gesackt.
Dienstag, 18.05.1999
Die Sonne und ein strahlend blauer Himmel weckten uns.
Unser Frühstück wurde jeden Morgen durch etwas Neues aufgestockt. Es gab
zusätzlich
"potatoecakes".
Für heute hatten wir geplant nach Sligo zu fahren und, in Anbetracht des schönen Wetters,
irgendwo an einen Strand. Die Sonne brannte schon sehr heiß, vor allem im Auto war es schön warm. In
Sligo ergatterten wir einen Parkplatz und konnten jetzt Martinas
"parking disc" nutzen, die Sie
uns mitgegeben hatte. Man mußte das Datum und die Uhrzeit aufrubbeln und durfte dann eine Stunde
parken.
Zunächst hatten wir etwas Probleme das Town Centre zu finden und
wir bummelten etwas ziellos durch die Stadt. Seit Jahren hatte ich einen
Wunsch: einen irischen Ring.
So suchten wir nach einem
Juwelier und schließlich fanden wir eine Strasse, wo es gleich mehrere davon gab.
Kurzentschlossen gingen wir in einen Laden und sahen uns einiges an. Wir hatten einen Ring
ausgeguckt mit einem schlichten, keltischen
Muster. Da er uns Beiden gut gefiel, kauften wir ihn und er wurde ganz bombastisch eingepackt. Obwohl
inzwischen unsere Parkzeit abgelaufen war, tranken wir noch einen Kaffee und versorgten uns mit
etwas "Futterage" fürs Picknick.
Wir fuhren wieder Richtung Drumcliff und besuchten das Grab von William Butler Yeats. Hinter
Cliffony bogen wir von der Hauptstrasse ab, zur Mallaghmore Halbinsel. Die Wellen rauschten
enorm und klatschten an die Küste. Schon
aus der Ferne konnte man das Herrenhaus der Royal Family sehen, in dem Lord Mountbatton,
der auf einer Bootstour bei einem Anschlag getötet worden war, gewohnt
hatte. Das Haus ist heute noch im Besitz der englischen Königsfamilie.
Am Meer parkten wir unser Auto und machten uns auf zu einem Strandspaziergang. Ich konnte der
Versuchung nicht widerstehen, Muscheln zu sammeln. Wir werden sie gut waschen und lüften. An der
Steilküste vor dem Ort hatten wir einen tollen Picknickplatz gesehen. Dort
machten wir Lunchtime und Siesta. Nur der Wind und die Wellen waren zu
hören.
Hier trafen wir auch die sechs Engländer wieder, die morgens im Farmhaus mit uns gefrühstückt
hatten. Wilhelm fuhr allein in den Ort, um sich dort nach Möglichkeiten
fürs Hochseeangeln zu erkundigen. Über Schleichwege machten wir kurze Stopps an verschiedenen Stränden,
Streedagh Point und Lisadell. So kamen wir dann auf unserer Rundfahrt wieder nach Carney und stoppten
bei Brady's. Sonja, die junge Wirtin saß vor der Tür in der Sonne. Sie zapfte uns ein Bier und wir kamen
ins Gespräch. Sie und Joe würden in zwei Wochen heiraten und dann ihre
Hochzeitsreise auf die Bermudas antreten.
Zurück zum Farmhaus zog Martina beim Abendessen wieder alle Register. Dieses Mal schmeckte uns
sogar die Minzsoße zum Lamm, sicher weil sie
selbst gemacht war. Die Engländer waren auch wieder da und brachten Martina Fische mit. Sie waren
für zwei Stunden auf See zum angeln gewesen. Hätte Wilhelm dies vorher
gewusst, wäre er bestimmt mitgefahren. Martina bot sich sofort an, nochmals mit dem Bootsbesitzer zu
telefonieren, ob eine Möglichkeit besteht, eine weitere Angeltour zu machen.
Die Sonne und die gute, frische Luft hatten uns heute geschafft. Selbst das Hämmern
im neuen Esszimmer störte uns nicht.
Mittwoch, 19.05.1999
Das Wetter sah etwas durchwachsen aus, aber es waren früh morgens schon 15 Grad. Heute morgen
war das Frühstückszimmer bis auf den letzten Platz
besetzt. Im Haus war Rauchen nicht gestattet, aber einige hatten sich wohl nicht daran gehalten.
Martina hatte Angst davor,
dass jemand mit der brennenden Zigarette einschläft und ihr das Haus abfackelt.
Für heute hatten wir uns vorgenommen, in die Berge zu fahren. Wir fanden auch die richtige
Zufahrt über die N 15. Der Benbulben rückte sehr nahe und wir waren in kürzester Zeit von den Bergen
umringt. Wir fuhren an einem kleinen Bach entlang, der total einsam in einem Tal lag. Der Weg
entpuppte sich allerdings als Sackgasse und wir mussten, nach einem
kurzen Spaziergang, umkehren bis zur nächsten Abzweigung. Vor uns auf der Straße lief ein weißer
Ziegenbock. Er versuchte krampfhaft links oder rechts vor uns
auszuweichen, aber überall waren Zäune. So lief er, bestimmt über einen Kilometer, vor uns her. Dann
fand er endlich eine Lücke im Gatter.
Wir fuhren den Glennariff-Horseshoe-Rundweg, der durch den Wald und sehr nah an den Bergen
vorbei führte.
Hier standen noch sehr viele alte Häuser, zum größten Teil unbewohnt.
Die Umgebung sah so aus, wie man sich das alte Irland vorstellt. Die Gegend war sehr einsam und
ruhig. Unser Weg führte uns weiter zum Glenade Lough und nach Manorhamilton.
Wir wollten nach Drumshanbo am Lough Allen, wo wir vor 15 Jahren schon einmal
im Acres Lake mit dem Boot gewesen waren. Oberhalb von Drumkeeran, dem nördlichsten Zipfel des Sees,
machten wir eine Picknickpause. Wir hatten ein herrliches Panorama vor uns
liegen. Grobe Richtung Sligo wollten wir eigentlich nach Strandhill, aber die Straße dorthin wurde
von Polizisten aus irgendeinem Grunde umgeleitet.
So fuhren wir nochmals nach Rosses Point und liefen erst den
Scenic Walk und dann den riesigen Strand ab. Einige Mutige gingen sogar schon bis zum Knie ins Wasser.
Das war aber sicher noch
sehr frisch. Nein, danke!
Mit einem kurzen Stopp an Yeats Tavern in Carney, kehrten wir zum Farmhaus zurück. Nach dem
Abendessen sahen wir unten im Dorf,
dass ein Fußballspiel in vollem Gange war. Wir wurden vom Wirt aus Laura's Pub freundlich begrüßt
und sahen uns die erste Halbzeit
an. Morgen ist schon unser letzter Tag hier und wir werden sicher Martinas Kochkünste vermissen.
Donnerstag, 20.05.1999
Auch heute versprach das Wetter gut zu werden. Beim Frühstück hatten wir
amerikanische
Tischnachbarn aus Chicago.
Später wollten wir nach Sligo, um für Martina ein paar Blumen zu holen. Wir kauften
ihr einen
Blumentopf und fuhren zurück zum Mountain View Farmhaus.
Hier überreichten wir Martina die Blumen und Sie war sichtlich gerührt. Wir hatten auch noch genau
ihre Lieblingsfarbe
beim Übertopf erwischt, nämlich rosa. Dies war allerdings unschwer an vielen Dingen im Haus zu erkennen.
Unser Badezimmer und die Bettwäsche strotzte vor rosa.
Dann fuhren wir wieder los zu einer letzten Erkundungstour. In der Nähe von Cliffony und Grange
fanden wir alte Gräber, die noch sehr gut erhalten waren. Das
Ganze war 4500
Jahre alt und wir betrachteten ehrfürchtig die alte Anlage. In der Nähe von Mallaghmore kamen wir
an den Strand. Hier waren schroffe Felsplatten und die Wellen klatschten über die Steine. Es war
grandios. Zunächst liefen wir oberhalb entlang, dann kletterten wir aber hinab auf die Felsen. Es
war ein
beeindruckendes Schauspiel und wir konnten uns nicht satt sehen. Die Kletterei war richtig abenteuerlich
und anstrengend.
Nach einem Stopp an unserem Picknickplatz am Meer mit der herrlichen Aussicht, zog es uns nochmals
zum Drumcliff River und Glencar Lake. Die eine Seite des Sees war eine tolle Strecke fürs Motorrad und
Wilhelm fuhr im
Geiste den Kurs ab.
Zum Abendessen gab's die nächste Überraschung.
Martina hatte einen Ihrer Söhne losgeschickt Muscheln zu suchen. Diese
gab es dann ausgepult auf Salat mit einer leckeren Soße.
An unserem letzten Abend gingen wir noch einmal zu Brady's, um uns dort zu verabschieden.
Aber schnell packte uns wieder die irische Müdigkeit und wir gingen zurück.
Freitag, 21.05.1999
ENNIS STAR Nr.3573
Heute hieß es Abschied nehmen von den Murphy's. Das Wetter war über
Nacht schlechter geworden; es war sehr stürmisch und regnete ab und zu. Wir hatten uns gestern
schon unser Notköfferchen für Dublin gepackt und wollten heute bei der Marina versuchen, unser
restliches Gepäck zu deponieren.
Nach dem Frühstück starteten wir zur zweiten
Etappe unserer Irlandreise. Am Lough Key wollten wir eine kurze Zigarettenpause einlegen, aber wir
flogen
beinahe weg. An Rauchen war nicht zu denken. So fuhren wir weiter und waren nach einer knappen Stunde
in Carrick-on-Shannon.
Die Emerald Star Line hatte ein neues Verwaltungsgebäude bekommen. Wir meldeten uns an der Rezeption und
schilderten dem Mädel dort unseren Fall. Sie hörte sich alles an, überlegte kurz und sah in ihren
Unterlagen nach. Dann fragte Sie uns, warum wir den Wagen nicht in der
Marina lassen wollten. AVIS
hätte eine Station in Sligo und die könnten ihn dann abholen. Sie führte ein paar Telefonate
mit AVIS, Limerick Travel und unserem Hotel in Dublin. Dort wollte man versuchen, unser Zimmer
weiter zu vermitteln, ansonsten würden Sie es uns belasten. Dies war uns aber
egal, weil wir so einmal die Transferkosten gespart hatten und vor allem die ganze Hin- und Herfahrerei.
Der Hit war jedoch,
dass sie uns sagte, unser Boot sei schon fertig und wir könnten es ohne zusätzliche Kosten schon heute
übernehmen. Wir waren begeistert.
Sie rief noch beim Lebensmittelhändler an und orderte die bestellten Sachen für heute. Wir sollten
noch ein Stündchen warten, dann wäre alles bereit. So machten wir noch ein paar kleine Einkäufe.
Bei unseren Papieren in der Marina fanden wir einen Brief von zu
Hause vor, von unserem Freund Richard.
Er begleitete uns in Gedanken.
Jetzt ging das Drama mit dem Gepäck los, aber da wir jetzt Zeit in
Massen hatten, ging alles wie geschmiert. Erst wurde noch eine Maschine Wäsche
gewaschen und schon konnte es losgehen. Wilhelm hatte inzwischen seine Bootseinweisung erhalten
und die Lebensmittel waren auch schon
da.
Die Marina füllte sich jetzt mit den Leuten, die morgen Ende hatten und so machten wir schnell
einen
Abflug. Auf den Wäschetrockner wollten wir nicht mehr warten, so wurde die nasse Wäsche eingepackt.
Das Wetter war sonnig, aber trotzdem frisch. Wir kämpften gegen Wind und Wellen an. Am Anleger
in Leitrim Village fanden wir einen schönen Platz und Wilhelm spannte erst mal die Leine für unsere
Wäsche. Die kräftige Brise würde den Rest
schon
erledigen. Ein Pärchen machte uns auf etwas am Ufer aufmerksam; dort saß ein Fischotter und verspeiste
in aller Seelenruhe einen Fisch.
So
langsam meldete sich auch bei uns der Kohldampf. Wir hatten vor lauter Attraktion vergessen, etwas zu essen.
Es gab das obligatorische Gericht am ersten Bootsabend, Spaghetti Bolognese.
Es war aber so viel Gehacktes,
dass wir zusätzlich für den nächsten Tag noch acht Frikadellen daraus
machen konnten.
Wilhelm machte seine Angel fertig und fing auch nach und nach die ganze Palette des Flusses.
Ich rettete meine fast trockene Wäsche vor dem Regen und deponierte den Rest drinnen. Nach einem
Schlummertrunk
entschlossen wir uns, schlafen zu gehen und
fielen todmüde ins Bett.
nächste
Woche: 22.05. - 28.05.
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Musik
mit freundlicher Genehmigung von Fleadh!
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