Irland 1993

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Unsere Irland-Tagebücher

15.05.1993 - 06.06.1993

Tagebuch

von Konni Offer

1. Woche (14.05.1993 - 21.05.1993)

Freitag, 14.05.1993 Meerbusch - Le Havre

06:30 Uhr Abfahrt Meerbusch
07:00 Uhr Frühstück bei McDonalds in Krefeld Oppum
07:30 Uhr Abfahrt nach Le Havre
15:30 Uhr Ankunft in Le Havre
17:00 Uhr Einschiffung
18:00 Uhr Abfahrt

Nach einer verkürzten Nacht (Kampf mit den Koffern und dem Gepäck, Richard's Kampf mit der Luftmatratze) ratterte viel zu früh der Wecker.
 Wir schmierten schnell ein ganzes Brot für unterwegs, mit der letzten leckeren Wurst für die nächsten drei Wochen, und dann fuhren wir los. Nach einem kurzen Frühstücksstopp bei McDonalds ging es dann endlich auf die Bahn. 
 Die Strecke bis nach Le Havre zog sich wie Kaugummi aber mit Unterstützung unserer ganzen Butterbrote (wir schafften sie alle!) kamen wir endlich am Nachmittag an. Monika war über den vielen Rost an der ST. KILLIAN total entsetzt. Nach längerer Wartezeit konnten wir dann endlich an Bord und unsere Kabine beziehen ( Nr. 513 außen ). Sie war zwar als Vierbettkabine ausgeschrieben, aber es war reichlich eng. Einölen wäre bei uns das Beste gewesen. Recht pünktlich verließen wir den Hafen und Wilhelm freute sich auf sein erstes Guinness.
 Nach dem Abendessen in der Cafeteria fingen wir alle an zu gähnen. Die kurze Nacht und die anstrengende Fahrt machte sich jetzt bemerkbar. Um halb neun ging nichts mehr und wir fielen in die Kojen.
Richard wurde von Albträumen gequält (er träumte von Schiffskarambolagen), aber nach zwei Paddy's an der Bar ging's ihm wieder gut.

Samstag, 15.05.1993 Rosslare - Kenmare

 Bevor die Cafeteria öffnete, standen wir schon in Hab-Acht-Stellung. Als ich jedoch alle frühstücken sah, der Seegang in der Irischen See hatte stark zugenommen, zog ich es vor, mich in die Kabine zu verdrücken. Die erste Superpep wurde ausprobiert. Nach und nach kamen auch die anderen drei wieder in die Kabine. Wir schliefen bis halb elf und gingen anschließend an Deck. Die frische Luft tat gut und die Sonne ließ sich blicken.
 Richard und Wilhelm probierten es mal mit Bier, Wilhelm sein geliebtes Guinness und Richard ein Grolsch. Ein Deutscher auf einem irischen Schiff mit einem holländischen Bier, echt international.
 Gegen 14 Uhr legte die St. Killian endlich in Rosslare an. Gott sei Dank wieder festen Boden unter den Füßen, ging es jetzt in Richtung Kenmare. Die Sonnenbrillen wurden im Wechsel auf- und abgezogen. Wir wurden mit typisch irischem Wetter begrüßt. Unterwegs kauften wir die erste Wegzehrung, Cola, Taytoo Crisps - Cheese and Onion und ein paar "Gummigebisse", Marke "Irisch Haribo", über die wir uns köstlich amüsierten.
 Gegen halb neun erreichten wir Templenoe House und wurden von Mrs. Doran empfangen. Es war sehr urig, wirklich alt und irisch gemütlich. Nach einigen Bierchen im benachbarten Pub fielen wir todmüde ins Bett.

Sonntag, 16.05.1993 Ring of Kerry

 Wir erhielten unser erstes irisches Frühstück für dieses Jahr: Bacon, Sausages, Spiegelei und Tomaten, natürlich auch Toast, Orangenmarmelade und Brombeerkonfitüre. Von den Würstchen war Monika, wie erwartet, nicht begeistert. Als Tischmusik hatte Mrs. Doran Enrico Caruso aufgelegt. Die Milch wurde, Gott sei Dank, nicht sauer.
 Nach dem Frühstück verfütterten wir die diversen Wurstreste an die Farm-Katzen. Zu Monikas Freude gab es davon recht viele. Im Anschluss an die Fütterung der "Raubtiere" starteten wir zu unserer ersten Erkundungsfahrt vorbei an der Kenmare Bay über Parknasilla zum Ring of Kerry. Die Vegetation unterwegs rief Begeisterungstürme hervor, Palmen, Fuchsienhecken, Rhododendron und "Riesenrhabarber". Als Monika sich daneben stellte, sah Sie aus wie ein Zwerg im Rhabarberfeld. Wir hatten unseren Leprichaun.
 Nach der nächsten Wegbiegung standen wir dann vor dem Postamt von Castlecove, einem kleinen Wohnwagen in grün, echt putzig. In Sneem fanden wir für Wilhelm einen irischen Pullover (Aran Sweater), der groß genug war. Zwischendurch bekamen wir immer wieder mal den Segen von oben, wie die Iren sagen: Liquid sunshine.
 Später wurden dann zunächst Chips gebunkert bevor wir ein altes Staigue Fort besuchten. Monika passte haargenau in die unterirdischen Löcher. Sie konnte noch so gerade eben stehen. Daran konnte man sehen, wie klein die Leute früher gewesen sein müssen. Weiter ging es nach Waterville. Der Strandspaziergang fiel aber sehr kurz aus, weil es wie aus Eimern schüttete.
 Richard machte uns auf die vielen Schilder gegen Taschendiebe aufmerksam. Hierbei handelte es sich um die Hinweisschilder für Schulkinder, aber bei näherer Betrachtung war seine Idee gar nicht so falsch. Es sah aus, als ob der eine dem anderen die Tasche klaut.  
 Auf der äußersten Küstenstraße durch die Berge wunderten wir uns über ein rotes Auto mit Blinklicht auf dem Dach. Etwas später erklärte sich dies dann von selbst. Es fand ein Radrennen statt. Die armen Jungs kämpften sich in strömendem Regen die Berge rauf. Auf dem Gipfel schienen alle froh zu sein, dass es endlich bergab ging. Auch wir fuhren weiter Richtung Carhirceveen. Vor uns hatten wir wieder einen Radfahrer. Bei Wilhelm's Blick auf den Tacho stellte sich heraus, dass der Radler mit Tempo 70 unterwegs war. Ich sagte plötzlich: "Der fällt gleich!" Kaum ausgesprochen kam er ins Schleudern und legte sich lang. Gott sei Dank fiel er auf den Seitenstreifen ins Gras:
 1. Das war nicht so hart wie die Straße und
 2. überfuhren wir ihn so nicht.
Ich meinte im Anschluss an die Vorhersage: "Ab jetzt dürft ihr "Heilige Kornelia" zu mir sagen".
 In Carhirceveen kriegten wir in einem Pub kurz vor der "last order" noch etwas zu essen: Makrele, Bacon and Sausages und Monika Scholle. Das Wetter spielte immer noch nicht so ganz in unserem Sinne mit. Wir fuhren wieder zurück in die Berge und vorbei an abgeknickten Verkehrsschildern ging es auf holprigen Wegen weiter. Plötzlich standen wir auf einem Bauernhof mitten in der Walachei, sozusagen "End of the World". Wir mussten ein ganzes Stück auf der gleichen Straße zurück fahren, bis wir den Weg zum Ballaghbeama Gap und zum Templenoe House fanden.
 In Kenmare entdeckten wir in einem Wollgeschäft diverse Sachen: Die CD "Rose of Tralee" von James Last und auch eine MC von Mary Black mit dem von mir gesuchten Song: Once on a blue moon. Wir fragten nach der CD und man versprach uns, sie bis morgen zu besorgen.
 Nach einem tollen Fischessen in Kenmare kehrten wir in den Pub neben dem Farmhaus ein und nahmen noch einen zur Brust. Es spielte dort ein Trio, ein jüngerer Mann, ein älterer und eine "Frau", ein Zwischending von beiden. Beim Reden hatte sie eine Stimme wie ein Kerl und singen tat sie mit Kopfstimme wie ein Kastrat. Wir amüsierten uns köstlich und Moni hatte Spaß, die Sängerin zu imitieren. Dann fielen wir müde ins Bett und schliefen selig.

Montag, 17.05.1993 Dingle Peninsula

 Auch heute sah der Himmel nicht danach aus, als ob es schnell aufklaren würde. Die Wolken hingen tief, es war diesig und teilweise regnete es "cats and dogs".
 Wir fuhren über Killarney nach Killorglin. Auch dort hatte sich seit 1980 einiges verändert. Wir machten einen kurzen Rundgang im Regen und dann ging's weiter in Richtung Dingle Halbinsel. In Cahirceveen machten wir einen kurzen Abstecher zu Mrs. Murphy, die 1980 unsere erste Gastgeberin gewesen war. Am Haus war aus der gelben Farbe rosa geworden, aber auch das sah gut aus.
 Wir erzählten gerade von Minard Castle, als wir das Hinweisschild dahin sahen. Wir bogen ab und fuhren den kleinen Umweg. Das alte Castle hatte mittlerweile dicke Risse bekommen und es drohte Einsturzgefahr. Aber die Umgebung mit den dicken Steinen am Strand hatte sich nicht verändert.
 Über Inch und Annascaul ging unser Weg weiter nach Dingle. Aus dem Take-Away in Dingle hatte man ein kleines Restaurant gemacht, aber das kleine Mäuerchen, auf dem wir 1980 "gespeist" hatten, stand noch. Wir gingen essen und, nach einem Rundgang am Hafen und durch die Stadt, fuhren wir dann weiter nach Slea Head. Leider konnten wir nicht allzu viel sehen. Durch den Dauerregen beschlugen unsere Scheiben und wir sahen die vorgelagerten Inseln der Blaskets nur sehr verschwommen. Die See war sehr aufgewühlt und klatschte unter uns an die Felsen. Schade, denn diese Strecke ist atemberaubend schön.
 So fuhren wir zurück in Richtung Dingle und Killarney. Dort machten wir Stopp in einem kleinen, netten Cafe zum Aufwärmen. Der Weg zum Molls Gap hatte sich inzwischen erheblich verändert. Die Straße war zum Teil überspült und aus den Felswänden sprudelte das Wasser aus allen Ritzen. An der Brücke schafften die Wassermassen den richtigen Weg fast nicht mehr. Es war ein tosenden Lärm, aber absolut faszinierend. Monika meinte: "Das ist ja fast schöner als gutes Wetter." Im Tal sammelte sich das ganze Wasser zu großen Seen und überschwemmte vieles.
 Wir fuhren nach Kenmare und fragten im Wollgeschäft noch einmal nach der CD von Mary Black. Die Kassiererin wusste nicht Bescheid und zog die Schultern hoch. Ein junger Mann hörte unsere Unterhaltung, zog hinter der Theke eine Tür auf und legte uns die CD "Best of Mary Black" hin. Nur schade, dass wir Sie erst zu Hause hören können.
 Wir fuhren zum Farmhaus zurück und spielten im Frühstücksraum Karten. Dazu mussten wir einen Teil der eingedeckten Tische abräumen. Die Männer zwitscherten sich ein paar Whiskeys - die Lachattacken waren entsprechend - und wir Frauen genossen köstlichen Tee mit Fenchelhonig. Nach dem Spiel stellten wir wieder alles fein ordentlich an seinen Platz und gingen schlafen.

Dienstag, 18.05.1993 Kenmare - Connemara - Clifden

 Auch in dieser Nacht hatte Monika vor Kälte gebibbert. Es waren mal gerade 6 °C morgens, also sehr frisch. Außerdem war irgend etwas in dem Zimmer der Beiden, worauf sie allergisch reagierte (hoffentlich nicht auf Richard!). Sie kam jeden Morgen mit einer Schniefnase zum Frühstück. Wahrscheinlich war das Haus zu antik und ihr zog der Staub der Jahrhunderte in die Nase. Es gab ein letztes Frühstück bei Mrs. Doran, diesmal mit Musik von ABBA. 
 Anschließend zahlten wir unser B & B und machten uns dann auf den Weg Richtung Connemara. Wir waren gespannt, wie die Straße nach Killarney jetzt aussehen würde. Aber es hatte sich alles einigermaßen normalisiert. Am Moll's Gap sahen wir allerdings, zu unserer großen Überraschung, die Gipfel der Berge verschneit. Dies war der erste Schnee, den wir in Irland zu sehen bekamen.
 Auf unserem Weg lag Muckross House mit seinem tollen, alten Inventar, das wir den Beiden natürlich nicht vorenthalten wollten. Es ist auch ein zweites und drittes Mal sehenswert.
 Danach hatten wir eine recht lange Fahrt vor uns. Über Tralee und Listowell ging es zur Autofähre (Shannonüberquerung) nach Tarbert. Die Wartezeit war nicht allzu lange und wir konnten nach Killimer übersetzen. So hatten wir dieses Jahr den ersten Kontakt mit dem Shannon.
 Über Ennis und Gort ging es weiter nach Galway. Auch dieses Mal verfranzten wir uns wieder und es dauerte eine Weile, bis wir den richtigen Weg (N59) nach Oughterrard (für uns einfacher Osterath) gefunden hatten. Dort wurde ein kurzer "Take-Away Stopp" eingelegt (wie meinte Richard: fad fust ?). Dann ging es weiter nach Clifden.
 Das Ardmore House, unsere nächste Bleibe, lag noch ca. 6 km hinter Clifden in Richtung Amerika. Der Weg dort hin wurde immer schmaler und wir dachten schon: "Gleich sind wir am Ende der Welt angelangt." Aber dann fanden wir es doch. Wir wurden vom Hofhund, Sam, einem freundlichen, kurz geschorenen Bobtail, herzlich begrüßt. An der Haustür empfing uns eine nette, junge Frau, Kathy Mullen. Sie zeigte uns unsere Zimmer und wir waren von Allem sehr angetan. Das ganze Haus schien ziemlich neu zu sein und im gemütlichen Aufenthaltsraum mit Kaminfeuer gab es erst mal einen leckeren Tee. Und Konni "durfte" dort rauchen.
 Gegen 19 Uhr gab es Dinner: Tomatensuppe mit Sahne, gebratene Lachsschnitte und frischer Obstsalat mit Eis. Einfach Klasse. 
 Danach war aber wirklich ein Verdauungsspaziergang angesagt. Wir zogen unsere roten Steppwesten an (die für nur 35 Mark!!!) und gingen zum Strand hinunter. Der Wind blies kräftig und die frische Luft machte richtig Laune.
 Zurück zum Farmhaus räumte uns der Herr des Hauses sogar selbst den Tisch zum Kartenspielen ab. Und es war angenehm warm. Selbst Monika erschien im T-Shirt. Mr. Mullen erzählte uns von Freunden in Hamburg und präsentierte uns stolz seine deutsche Bierdeckelsammlung. Er sagte, dass in der Nacht zuvor ein schwerer Sturm über Connemara hinweggefegt sei. Wir hätten noch Glück gehabt mit dem Wetter (Na, ja!).
 Wir spielten bis Mitternacht Doppelkopf und gingen dann alle schlafen. Heute habe ich endlich den Anschluss im Tagebuch geschafft und hinke nicht mehr hinterher.

Mittwoch, 19.05.1993 Connemara

 Unser erstes Frühstück bei Kathy war ausgezeichnet. Es gab u.a. Grapefruit Segments und sie bot uns "Kippers" an. Die kannten wir bis jetzt noch nicht und Wilhelm probierte sie. Ihm fiel aber der deutsche Name hierfür nicht ein.
 Nach dem Frühstück starteten wir über die Küstenstraße nach Renvyle. Wir stellten fest, dass Hugh unbedingt etwas an seinem Hotel tun muss. Wir hatten es besser in Erinnerung. Von Renvyle ging es über Tullycross und Letterfrack nach Kylemore. Monika und Richard waren beide begeistert über den idyllischen Anblick von Kylemore Abbey. An Killary Harbour vorbei nach Leenane fuhren wir zum Erriff River und den Asleagh Falls. Dort wurden dann endlich Sandwiches geschmiert mit Tomaten und Käse. Wir fuhren die Utensilien dafür schon seit Tagen spazieren, aber die Temperaturen z.Zt. erforderten keinen Kühlschrank. Trotzdem war es sonnig und wir gingen ein Stück am Fluss entlang. Monika schlug vor Übermut ein Rad auf der Wiese. Die beiden waren von sämtlichen Viechern, die wir überall sahen, begeistert. Die Hunde, die kleinen und großen Schafe, die Esel, Kühe und Kälber riefen Begeisterungsstürme hervor. Ein kleiner Hund, der aus einem Fenster heraus schaute, sah besonders witzig aus.
 In Cong machten wir einen Rundgang vorbei an der Salmon Hatchery. Weiter ging's zum Ashford Castle. Allein die Zufahrt zum Schloss, über einen Weg quer durch den Golfplatz, ist schon ein Erlebnis. Wir parkten das Auto und spazierten um das Schloss herum. Es liegt herrlich am Lough Corrib und die Sonne machte alles noch freundlicher. Nach einem kurzen Stopp an Cong Abbey, mit dem Besuch des alten Friedhofes, fuhren wir allmählich wieder in Richtung Farmhaus.
 Zum Dinner gab es: Muscheln in Knoblauch, Rinderbraten mit Broccoli und Zucchini und Creme Caramel. Wir wurden verwöhnt. 
 Nach dem Abendessen machten wir uns auf nach Clifden. Unterwegs rochen wir an einem Stück Torf, da es uns alle interessierte, wie Torf riecht. Aber es roch nach nichts Besonderem; im Kaminfeuer riecht es eindeutig besser. Das einzige, was bei der Riechaktion heraus kam, war eine schwarze Nase von Monika. 
 Vorbei an drei süßen Eseln, einer davon lachte uns ganz fürchterlich aus, kehrten wir im Ort in Guy's Bar ein. Es war noch recht leer und ein Musiker spielte mehr oder minder für sich allein. Der Pub füllte sich nach und nach und der junge Mann machte tolle Musik. Als wir den Pub verließen war die Stimmung groß. Dies lag wohl nicht zuletzt an den diversen Guinness und Whiskeys. Sogar Monika hatte ein Bier probiert.
 Ich musste nun - als "Alkoholfreie" - die Bagage nach Hause kutschieren. Unterwegs suchten wir die passende Musik auf unserem Cassettenrekorder und setzten die Pubmusik fort. Wilhelm fiel auch endlich der Name für den freundlichsten Fisch der Welt ein, dem Bückling. Aber der Titel des Siegerliedes des Eurovisionswettbewerbes von 1980, gesungen von Jonny Logan, ist uns immer noch nicht eingefallen. Vielleicht sollten wir doch mal einen Iren fragen.

Donnerstag, 20.05.1993 Clifden - Doolin - Lisdoonvarna

 Der Tag versprach wieder recht sonnig zu werden. Wir packten unsere Sachen ein und gingen zum Frühstück. Wilhelm probierte heute noch mal die Kippers, aber wie sich herausstellte, war dies ein mühseliges Essen. Die Dinger waren voller kleiner Gräten und er wollte keinen Arztbesuch riskieren. Wir räumten das Auto ein -es wurde immer mühsamer-, zahlten bei der netten Kathy und fuhren dann los.
 Ab Maam Cross ging es über die Küstenstraße nach Galway. In einem kleinen Kaff wurden die Vorräte aktualisiert und es ging weiter. Nach einer Irrfahrt in Galway - dies bescherte die Stadt uns jedes mal - fanden wir dann doch die N18 in Richtung Süden. 
 In Kilcolgan bogen wir rechts ab für einen Stopp am Dunguaire Castle. Es war inzwischen herrlicher Sonnenschein und Monika meinte; "Wenn sich die Temperaturen jetzt verdoppeln, ist es für mich genau richtig." Die Iren liefen schon in kurzen Hosen rum; für sie war schon die Hitzewelle ausgebrochen. Die drei besichtigten das alte Schloss und ich ließ mich von der Sonne wärmen.
 Wir setzten unsere Fahrt fort in die Burrens und suchten uns einen schönen Platz für ein Picknick. Wir einigten uns nach einiger Zeit auf ein paar dicke Felsbrocken; wie für uns gemacht, hatten wir einen Steintisch mit Bänken. Wir schmierten unsere Sandwiches (Tomaten und Käse), jetzt in der Luxusausführung mit Kochschinken. Einige Leute, die auf der Straße vorbei fuhren, schauten immer wieder in die Bucht und zeigten uns dann eine Gruppe von Delfinen, die nicht weit vor der Küste vorbei schwamm. Wir pressten ein paar Blumen und Gräser und Monika, unsere Frau Dr. Grzimek, erkundete die Felsen.
 Dann ging es weiter zu unserem nächsten Farmhaus. Das Fernhill House war auch ein etwas angestaubter Kasten. Mrs. Linnane empfing uns im Kleid und in derben Turnschuhen. Nach dem Ausladen unseres ganzen Krempels fuhren wir nach Lisdoonvarna und machten einen Rundgang. Im Pub, "The Matchmaker", zu deutsch der Ehestifter, tranken wir ein Bier. Die Jungs im Pub polierten noch alles für den Abend. Dies war wohl jetzt die moderne Version der Heiratsvermittlung.
 Auf's Abendessen im Farmhaus waren wir gespannt. Die Enkelin des Hauses, sehr schüchtern und mit beiden Daumen in der Suppe und gesenktem Blick servierte uns das Essen: Obstsalat, Pilzsuppe, Haddock, Rindfleisch mit Gemüse und Apfel- und Rhabarberkuchen.
 Dies alles erforderte einen Verdauungsspaziergang. Von Doolin aus, vorbei an vielen netten Kühen, gingen wir zum Pier an den Hafen. Wir krabbelten über die Felsen und fotografierten den Sonnenuntergang. Dort trafen wir auf zwei Frauen mit ihrem Hund, der Tessie gerufen wurde. Sie erinnerten sehr an die Sängerin im Pub in Kenmare mit der tiefen Stimme, Monikas bisher einschneidendstes Urlaubserlebnis. Die eine der beiden hatte eine Kippe im Mundwinkel und die andere rief den Hund mit einer Pfeife. Der kam aber vor lauter Übergewicht teilweise nicht mehr über die Hindernisse.
 Wir gingen zum Auto zurück und fuhren zum Farmhaus. Dort stellten wir uns im Wintergarten die Tische zusammen und spielten Karten. Die Farmerfrau brachte uns zu unseren Drinks Eiswürfel und versorgte uns rührend. Nach einigen Whiskeys versuchte Richard uns zu erklären, dass seine Augen nicht mehr so richtig funktionierten: Mein Autofokus ist kaputt, meinte er ganz trocken. Wilhelm kriegte sich vor Lachen bald nicht mehr ein. 
 Kurz nach Mitternacht waren wir alle groggy und gingen schlafen.

Freitag, 21.05.1993 Cliffs of Moher - The Burren

 Das Aufstehen fiel uns heute morgen recht schwer. Die Bedienung zum Frühstück war noch "besser" als gestern. Dafür waren aber die Rashers absolute Klasse.
 Nach dem Frühstück starteten wir zu den Cliffs of Moher. Es waren inzwischen schon viele Touristen mit Omnibussen eingetroffen und das Ganze ähnelte etwas der Besteigung des Drachenfels bei Königswinter. Das Meer war recht ruhig, aber es ist trotzdem immer wieder ein herrliches Naturschauspiel. Wir marschierten bis zum O'Brians Tower und dann wieder zurück zum Wagen.
 Weiter ging's Richtung Ailwee Caves. Unterwegs luden vor einem Pub ein paar Bänke zur Rast ein. In Monk's Pub gab es Kaffee und Bier zur Stärkung. Die Sonne schien und wärmte uns. Monika meinte: Man könne glatt im Bikini sitzen. Wer kann sich Richard und Wilhelm im Bikini vorstellen? Nach der Pause fuhren wir weiter zu den Höhlen und nahmen dort an einer Führung teil. Wilhelm hat uns eine Eselsbrücke zur Unterscheidung von Stalaktiten und Stalagmiten gegeben: "Titen", entspricht hängend, war für jeden einleuchtend. Nun werden wir uns das wohl endlich mal merken können.
 Danach setzten wir unsere Fahrt fort nach Kilfenora mitten durch das Burrengebiet. Inzwischen hatte es mal wieder angefangen zu regnen, aber für diese Mondlandschaft brachte dies die richtige Stimmung. Wir suchten den Dolmen und als wir ihn endlich gefunden hatten, waren wir etwas enttäuscht, weil er verhältnismäßig klein war. Zwischendurch hatten wir immer wieder das Gefühl, dass sich einige Touristen oder Einheimische einen Spaß daraus machten, ihre eigenen Dolmen zu bauen.
 Da es nicht danach aussah, dass sich das Wetter besserte, beschlossen wir zum Farmhaus zurück zu fahren und uns bis zum Dinner hinzulegen. Als wir dann zum Abendessen gehen wollten, waren wir überrascht, dass schon alles für's Frühstück gedeckt war. Mrs. Linnane hatte uns, wie sie Wilhelm sagte, total vergessen. Unlieb war uns das nicht. So konnten wir auch mal ein Restaurant kennen lernen.
 In Doolin war in einem kleinen Hexenhäuschen ein Lokal, aber hauptsächlich mit Fischgerichten. Da wir Richard damit aber keinen Gefallen tun konnten, suchten wir weiter. Wir fuhren nach Roadford und fanden ein kleines, nettes Restaurant. Es wurde geschlemmt wie bei den Fürsten - mit allem drum und dran. Wir kehrten noch kurz gegenüber in den Pub ein, waren aber doch rechtschaffen müde. Und wir freuten uns auf den nächsten Tag - Übernahme des Bootes.


 nächste Woche: 22.05. - 28.05. nächste Woche : 22.05. - 28.05.1993 

Musik mit freundlicher Genehmigung von Fleadh!


Musiktitel: Lord of the Dance (Copyright by Fleadh)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Irish Coast" in Sicht

"Seefrauen"

Frühstücksraum

 

 

 

 

 

 

Castlecove Postoffice

 

 

 

 

 

 

 

Kerry Coast

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Murphy's Farmhaus

Minard Castle

Dingle Harbour

wild schäumende Fluten

Überschwemmung

 

 

 

diesmal ohne Hochwasser

Muckross Park

Muckross House

Connemara Coast

Sam, der Hofhund

 

Connemara

 

 

Connemara Coast

Kylemore Abbey

 

Vorwitznase

 

 

ein "lachender" Esel

Connemara-Berge

 

 

 

Dunguaire Castle

 

The Burren

Naturtisch und Stühle in The Burren

 

 

 

 

Küste von Clare bei Doolin

 

 

 

Cliffs of Moher (südlich)

O'Brians Tower

Willkommen!

Stalag-"Titten"

 

 


 

 

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