17.06.1995
– 08.07.1995
Tagebuch
von Konni Offer
1.
Woche (17.06. - 23.06.1995)
Samstag, 17.06.1995
In der Nacht vor unserer
Abreise schliefen wir alle etwas unruhig und, vor allem, viel zu kurz.
Richard und Monika hatten bei uns in der „Gästewohnung“
übernachtet und durch das opulente Mahl vom Vorabend hatten auch
alle etwas Magendrücken.
Eine Freundin von uns, z.Zt. Strohwitwe, war mit uns Essen gewesen.
Ihr Mann war mit seinen Skatbrüdern für eine Woche in
Irland. Er hatte in dieser Woche tolles Wetter gehabt; mal sehen, was
Petrus uns bescheren wird.
Das Frühstück machte uns an diesem Morgen der Herr
„McDonalds“. So hatten wir zu Hause keine Arbeit.
Als wir aus Krefeld
zurückkamen stand das Taxi, ein kleiner Bus, bereits vor der Tür. Um
halb neun sollte es kommen, aber eine viertel Stunde vor der Zeit war es
da. So rafften wir unsere ganze Bagage zusammen und fuhren zum
Flughafen. Es sah aus, als ob wir drei Monate bleiben wollten oder als
ob zwölf Personen reisen würden.
Da wir früh am Flughafen waren, hatten wir noch Zeit in aller Ruhe
einen Kaffee zu trinken und im Dutyfreeshop einzukaufen. An der Kasse stellten wir dann mit Entsetzen fest,
dass wir
im falschen Terminal waren. So ließen wir alles im Körbchen und
hechteten zum Terminal „B“. Rapp, Zapp luden wir dort im DutyFree
wieder einen Korb voll (wir wussten ja jetzt, was wir haben wollten) und
zahlten.
Die Maschine war fast komplett ausgebucht. Durch unser frühes
Erscheinen hatten wir für den „schmächtigen" Richard noch einen
guten Platz mit viel Beinfreiheit bekommen. Die Dame am Lufthansa
Check-In-Schalter war sehr gut drauf.
Auf dem Flug hatte ich eine Mutter mit Kind neben mir sitzen.
Der Kleine roch etwas streng und brauchte erst mal eine frische Windel.
Den ganzen Flug über brüllte er ohne Unterbrechung, wohl wegen der
Übermüdung. Mein Nervenkostüm bestätigte mir, dass ich urlaubsreif
war.
Als wir endlich in Dublin ankamen, machte sich Erleichterung
breit. Das Gepäck ließ zwar etwas auf sich warten, aber schließlich hatten wir
alles zusammen. An der Information trafen wir einen Mann, der uns
mitteilte, dass sich der Transfer um eine Stunde verschieben würde. Der
Bus hatte wohl am Morgen einen Defekt gehabt wodurch sich alles
verzögert hatte. So mussten wir zwangsläufig unser erstes irisches
Bier trinken gehen.
Gegen ein Uhr meldete sich der Busfahrer bei uns und wir
konnten unser Gepäck in den Bus laden. Mit uns fuhren noch zwei weitere
Paare, die auch nach Carrick-on-Shannon mussten.
Der Transfer zog sich endlos hin. Teilweise war die Strecke
eine echte Bewährungsprobe für unsere Bandscheiben. Kurz nach drei
kamen wir dann bei TARA Cruisers an. Es war, wie vermutet, die alte
Rosebank-Marina.
Bei der Ankunft schien zwar die Sonne ab und zu durch die
Wolken, aber es wehte auch ein recht frischer Wind. Monika beeilte sich
ans Wasser zu kommen. Sie tauchte ihre Hand ins Wasser und gab uns allen
die Shannon-Taufe auf die Stirn.
Jetzt ging erneut die Warterei los. Wie sich herausstellte,
hatte die Marina unsere FAX- Bestellung der Lebensmittelliste nicht
erhalten. Dies war ihnen wohl sehr peinlich und man gab uns dafür den
Außenborder für die dritte Woche umsonst.
Nun machten wir Arbeitsteilung: Die Männer fuhren mit dem
bestellten Wagen zu Flynn’s zum Einkaufen und die Frauen räumten die
Koffer aus und das Boot ein.
Das Boot, die „TARA GRÚS“, war sehr geräumig und
komfortabel eingerichtet. Diesmal wollten
Wilhelm und ich im Bug und Monika und Richard im Heck schlafen.
Da wir an diesem Tag schon weiter wollten, und es doch recht
spät geworden war, machten wir uns direkt „auf die Socken“. Wir
wollten in Leitrim bei David anlegen. Dort war aber leider schon alles
besetzt und wir fuhren weiter.
Kurz vor Feierabend
meisterten wir noch die erste Schleuse des Shannon-Erne Waterways und
machten oberhalb der Schleuse zum Übernachten fest. Alle waren
rechtschaffen müde.
Wilhelm und ich bereiteten das Abendessen vor, die
obligatorischen Spaghetti Bolognese.
Nach dem Essen war allerdings die Luft raus. Es wurde noch ein
bisschen gequatscht und Wilhelm freute sich schon auf das Frühstück. Mein Kommentar dazu: „Für mich ist das Frühstück auch die schönste
‚Jahreszeit‘“.
Nun noch ein paar Seiten lesen und dann schlafen.
Sonntag, 18.06.1995
Wie vorhersehbar stand Wilhelm um fünf Uhr früh auf. Die Fische riefen. Gegen
sechs Uhr wurde auch ich von der Sonne und blauem Himmel geweckt. Aber mir war
es dann doch noch zu früh um aufzustehen. Nach einer Zigarette und ein paar
Seiten lesen schlief ich dann wieder ein.
Gegen halb neun wurden dann alle von Wilhelm geweckt. Er hatte schon fast die ganze
Palette der im Shannon vorkommenden Fische (1 Brassen, 1 Hecht, 1 Aal, 1
Barsch und 1 Rotauge) gefangen.
Jetzt hatte er jedoch, verständlicherweise, Frühstückshunger. Es wurde alles für
ein ausgiebiges Frühstück vorbereitet und es ging ohne „Brandenburger“
oder ähnliche Katastrophen ab.
Ab neun Uhr fingen die Ersten mit schleusen an und auch wir wollten, so schnell
wie möglich, starten. Es war zwar noch kalt, aber die Sonne tat ihr möglichstes.
Wir hatten sechzehn Schleusen vor uns, um in den Erne zu kommen. Da jeweils immer
nur ein bis zwei Boote schleusen konnten, hatten wir mit relativ langen
Wartezeiten gerechnet. Aber es lief sehr gut. Man hatte zwischendurch immer
etwas Zeit, sich mit den anderen Bootsleuten zu unterhalten oder ein paar
Wiesenblumen zu pflücken.
In Ballinamore wollten wir eigentlich für die Nacht anlegen, aber es passten nur
ein paar Boote hin und es war leider kein Platz mehr. In der vorletzten
Schleuse hatten wir leer hochschleusen müssen. Es kamen ein paar
„Intelligenzbolzen“ vorbei und eine Frau meinte: „Guck mal, es sind
beide Tore zu. Die Schleuse ist bestimmt kaputt“.
Monika und ich mussten doch sehr darüber lachen.
Richard und Wilhelm gingen zum Wehr angeln. Richard („PIKE PITTER“) hatte noch
nicht ganz ausgeworfen, da brüllte er schon: „Ich hab‘ Einen“. Wilhelm
kam zur „Ersten Hilfe“ mit dem Kescher. Es war ein Hecht: die richtige Größe
für eine Mahlzeit (53 cm „lang“ und ca. 2 ½ Pfund „schwer“). Aber
den wird’s wohl erst morgen geben.
Für heute war Steak mit Bohnen angesagt. Die Kartoffeln waren so dick, dass man
getrost sagen konnte: „Ich hab‘ nur einen Kartoffel gegessen und war
satt“. Das Sirloin Steak war hervorragend und reichlich. Nach dem Essen
versuchten die Männer das morgige Essen noch etwas aufzustocken. Es ging
wieder zum Wehr, aber das Glück war ihnen diesmal nicht hold. Die
Frauen hatten nun Muße etwas zu lesen. Nachher hatten wir zum Kartenspielen
noch immer keine Lust, da alle zu müde waren.
Montag, 19.06.1995
In der Nacht war Wind aufgekommen und es begann zu regnen. Der Wind hatte
Regenwolken mitgebracht und am Morgen war alles grau verhangen. Es regnete
Bindfäden. Wir hatten alle noch keinen Frühstückshunger und wollten vor dem
Frühstück noch ein Stück Weg hinter uns bringen. Die Männer regelten das
Ablegen alleine und die Frauen konnten im Bett liegen bleiben. Die zwei
Fahrensleute legten vor der nächsten Schleuse an und warteten auf das Grünlicht
um neun Uhr. Das Schleusen ging ruckzuck. Richard spielte Schleusenwärter.
Er stand da und sagte: „Good Morning, are you German?
I’m Richard,
the Lockkeeper from Lock Aghoo (gesprochen: ahuuuuu)“.
Heute sollte es ein „trockenes“ Frühstück geben ohne den Herd zu versauen. In
Haughtons Shore im Hafenbecken legten wir an. Wir konnten Wasser tanken und
machten Brunch. Nach dem Essen hatten wir alle schon wieder ein großes
Schlafbedürfnis. Aber wir gaben nicht nach, sondern fuhren weiter.
Die Strecke war sehr schön zu fahren, aber der Regen ließ nicht nach. In
Ballyconnell legten wir zum Einkaufen an. Bei Londis bekamen wir fast alles,
was wir suchten. Im Hardware-Laden sahen wir auch eine tolle Pfanne für 3,95
IRP liegen, aber leider hatte das Geschäft Montags geschlossen. Wir brachten
unseren Einkauf zum Boot und gingen zum Take-Away (eine „Kleinigkeit“
essen).
Danach ging’s weiter und wir passierten unsere letzten Schleusen im Kanal. Wir
beschlossen, zunächst doch in Belturbet zu übernachten, um später dann in
Richtung Norden nach Enniskillen weiter zu fahren.
In Belturbet hatte sich viel verändert. Die Emerald Star Line hatte eine große
neue Marina gebaut. Wir legten an und besuchten erst einmal Eamon’s Bar.
Dort war alles frisch renoviert. Die Wirtin erkannte Wilhelm sofort. Sie hatte
das Video von ihm erhalten und wollte sich mit einer Karte bedanken. Leider
hatte die Tochter aber den Karton mit unserer Adresse weggeschmissen. So
konnte sie sich jetzt nur persönlich bedanken.
Kurz nach uns erschien dann auch Charly, der Polizeichef von Belturbet, der vor
Jahren mit Udo und Wilhelm und anderen Gästen des Pubs bis vier Uhr morgens
gefeiert hatte. Als Nächster erschien dann Eamon auf der Bildfläche. Er
stutzte erst kurz, erinnerte sich aber dann an das Video und an Wilhelm und
mich.
Nach dem zweiten Bier beschlossen wir zu gehen und noch einen kleinen Spaziergang
durch den Ort zu machen.
Vor dem Supermarkt traf ich dann auf Eamon und er fragte: „Are you lost?
Shall I bring you back to the boat by car?“ Ich lehnte das Angebot herzlich
dankend ab und ging wieder zu den anderen. In einem kleinen „Kroseladen“
wurden noch zwei Gläser für Bier gekauft und ein paar schöne
Anstecker.
Heute Abend wartete der Hecht darauf, zubereitet zu werden. Er wurde filetiert, in
Sahnesoße gedünstet und dazu gab es Kartoffeln und Gurkensalat. Anschließend
musste auch noch der Rest Bolognese Soße dran glauben. Nach
dem Essen, bei Kerzenschein, erzählten wir noch etwas und fielen danach alle
todmüde ins Bett.
Alle, mit denen wir über das Wetter gesprochen hatten,
kündigten an, dass es ab Mitte der Woche besser werden würde. Wir
werden sehen. Da wir alle - wegen des Sauerstoffschocks - hundemüde waren,
schliefen wir wie die Toten.
Dienstag, 20.06.1995
Die Männer waren mal wieder früh aus den Federn gesprungen. Da wir spät zu Abend
gegessen hatten, fehlte der nötige Frühstückshunger. So fuhren wir erst mal
ein Stück in Richtung Norden nach Geaglum. Unterwegs sahen wir einen Eisvogel
mit seinem prächtigen Gefieder. Er sieht tatsächlich aus wie ein fliegender
Edelstein.
Wie es aussah, fuhren wir der Sonne entgegen. Es klarte auf und die Sonne zeigte
sich zögernd. Heute war zum Frühstück wieder Bacon & Eggs an der Reihe,
Wilhelms Spezialaufgabe. Nun konnten wir es wieder eine Weile aushalten.
Richard stürzte sich nach dem Frühstück aufs Spülen. Wilhelm legte das
Dinghy trocken. Durch den Regen von gestern hatte sich beachtlich viel Wasser
in ihm angesammelt. Die Gelegenheit war günstig und er probierte direkt den
Außenborder aus.
So hatte ich Zeit Tagebuch zu schreiben, ohne dass es durch das Vibrieren des
Motors unleserlich wurde. Es war eine herrliche Ruhe hier. Nach und nach
fuhren alle anderen Boote ab und wir hörten nur noch die Vögel zwitschern.
Gegen Mittag fuhren wir dann weiter. Die Sonne kam mehr und mehr durch und die
Wolken wurden immer weniger. In Enniskillen legten wir vor dem Schwimmbad an.
Für das Abendessen wurde kurzfristig umdisponiert. In Anbetracht des schönen
Wetters sollte heute gegrillt werden. Im großen Kaufhaus „ERNESIDE“ kauften wir unser Grillfleisch,
Baguette und Knoblauch. Ich war leider etwas fußkrank geworden; mein rechtes
Knie machte arge Probleme.
In der Nähe unseres Bootes waren Tische und Bänke auf einer Wiese. Wir
bugsierten alle unsere Grillutensilien dorthin und die Männer schmissen den
Grill an. Es sollte eine große Knoblauchorgie werden. Der Wind blies zwar
recht kräftig, fachte aber nicht den Grill an, sondern blies die Hitze weg.
Die erste Fuhre klappte ganz gut, aber dann dauerte es tierisch lange. So
zogen wir wieder um zum Boot und brieten uns die Spareribs in der neu
erworbenen Pfanne.
Wilhelm war heute Nachmittag mit dem Dinghy zum Angelgeschäft auf der gegenüberliegenden
Seite des Flusses gefahren und hatte frische Köder und diverse Kleinteile
gekauft. Kurz bevor er wieder beim Boot war, fiel ihm ein, dass er die
Angellizenz vergessen hatte und fuhr wieder zurück. Unglücklicherweise waren
dort die Papiere ausgegangen und er sollte es morgen früh im Tourist Office
versuchen. So wurde also an diesem Abend schwarz geangelt.
Nach dem Angeln schafften wir es endlich einmal Karten zu spielen. Aber alle
wirkten etwas unlustig. Monika hatte sich wohl eine Erkältung eingefangen.
Also gingen wir alle recht früh schlafen.
Mittwoch, 21.06.1995
Wilhelm fiel um kurz nach sechs aus dem Bett. Er bewaffnete sich mit der Videokamera
und machte einen einstündigen Spaziergang durch Enniskillen. Zum Frühstück
sollte es eigentlich gekochte Eier geben. Aber Wilhelm purzelten ein paar Eier
aus dem Kühlschrank und es wurde kurzfristig auf Rührei umdisponiert.
Zu Anfang zogen noch ein paar dicke Wolken über uns und es
regnete ein paar Tropfen. Wilhelm marschierte zum Tourist Office und M & R
machten sich auf in die Stadt. Wir brauchten noch etwas Getränkenachschub
und Monika wollte etwas „stöbern“. Bei Wilhelm dauerte es etwas länger
als gedacht. Das Mädchen im Tourist Office war etwas schwerfällig, daher
brauchte sie ewig für die Angellizenz. Richard muss aber selber gehen, da er
die Unterschrift persönlich leisten sollte.
Monika und Richard kamen schwer bepackt wieder aus der Stadt
zurück. Sie hatten mir auch Salbe und einen Wickel für mein Knie
mitgebracht. Im Schnapsladen hatten sie bei dem freundlichen Verkäufer sogar
Rabatt bekommen. Wilhelm und Richard beschlossen, dass eine Angellizenz für
Beide reicht.
So starteten wir dann in Richtung Norden. Das Wetter zeigte sich mittlerweile von
seiner besten Seite. Die Sonne schien und langsam wurde es auch etwas wärmer.
Die Schleuse oberhalb von Enniskillen war offen und wir konnten direkt
durchfahren.
Eigentlich wollten wir nach Devinish Island fahren, aber der Steg war voll. So
beschlossen wir, auf dem Rückweg unser Glück noch einmal zu versuchen. Also
wurde wieder einmal kurzfristig umdisponiert und wir fuhren an den Anleger
gegenüber Manor House Marine, Hay Island. Es lag ein Boot dort und Muttern
sonnte sich oben ohne. Aber kurz nach unserer Ankunft zog sie sich das
Oberteil wieder an.
Das Wetter war so toll, dass wir beschlossen, noch mal zu
grillen. Am Tag zuvor hatte uns schon ein deutsches Pärchen zugesehen und
gemeint, wir wären aber professionell ausgestattet. Er spielt in der
Amateurliga bei Frankfurt Eishockey, erzählte er uns. Kurz nach unserer
Ankunft erschienen die Beiden auch an Hay Island. Das Anlegemanöver ging
allerdings etwas in die Hose. Sie war zwar an Land gesprungen, hatte aber
vergessen, das Tau mitzunehmen. So musste er noch eine Wende drehen zum
Anlegen. Die „TUDOR ROSE“, unser Boot von vor fünf Jahren, legte, mit
zwei Mädels an Bord, kurz danach auch noch an.
Der Nachmittag wurde bei herrlichstem Sonnenschein vergammelt.
Das Abendessen fiel aus; jeder schmierte sich bei Bedarf noch eine „Bemme“
und das war’s. Heute Abend wollten wir noch mal unser Glück mit Doppelkopf
versuchen. Kurz vor dem Schlafen gehen, ging Richard noch mal an Deck. Die
ganze Wasseroberfläche war voll von Ringen, wahrscheinlich Forellen. Dies
lockte natürlich das Anglerherz, aber das Glück blieb aus. Richard fing nur
noch einen kleinen Hecht, der sich aber kurz vor dem Steg selbst befreite.
Donnerstag, 22.06.1995
Heute entpuppten sich alle als Langschläfer. Als ich gegen neun Uhr aus der
Dachluke der Bugkabine sah, war der Himmel strahlend blau und wolkenlos. Jetzt
hatten es alle eilig, um ja nichts zu verpassen. Wir frühstückten schnell
und ließen Spülzeug Spülzeug sein. Wilhelm und ich hatten gestern von der
Sonne schon ein paar Blessuren abbekommen und deshalb lachte keiner mehr über
Richards Sonnenmilch mit Schutzfaktor 20. Vor allem meine Füße waren recht
rot.
Wir starteten nach Castle Archdale. Dort tankten wir Wasser und machten uns auf
die Socken zu einem Spaziergang durch den Park. Herrliche alte Bäume und die
Pflanzen faszinierten uns. Der Stern tat es recht gut. Bei der Rückkehr
hatten wir im Hafenbecken jede Menge Barsche gesichtet, aber die Angler hatten
kein Glück. Mit einem Abstecher über White Island, wo Monika versuchte die
Freundschaft eines Bullenkälbchens zu bekommen, ging es weiter nach Kesh.
Der See war spiegelglatt und außer dem Fahrtwind ging kein Lüftchen. Mit dem großen
Boot nahmen wir im River Kesh viel Platz ein. Wir legten ein Stück vor dem
Ort an einem Anleger an und benutzten unser „Wassertaxi“, das Dinghy, zum
Einkaufen. Diesmal hatten wir doch etwas mehr Rand über der Wasseroberfläche
als vor zwei Jahren. Kurz vor dem Ort ging uns dann der Sprit aus. Wilhelm füllte
nach, und weiter ging’s.
Am Anleger krabbelten Monika und ich aus dem Dinghy. Es war alles frei und so
wurde beschlossen, die „TARA GRÚS“ hierher zu holen. Die Frauen warteten
und die Männer fuhren zurück, um das Boot zu holen. Kurze Zeit später kam
Wilhelm alleine mit dem Dinghy zurück. Ich hatte dummerweise den Schlüssel für
das Boot in meiner Tasche. Also das Ganze noch einmal. Endlich kamen die Männer
mit dem großen Boot. Es wurde festgemacht und danach gingen wir zum Einkaufen
in den Ort.
Richard machte einen kurzen Abstecher zum Take-Away und die anderen durchstöberten
schon mal MACE's Supermarkt. Der Einkauf war heute schnell erledigt und bis
auf Wilhelm, der probieren musste, ob in Kesh das Guinness auch schmeckt,
gingen alle zum Boot zurück.
Richard erspähte unter der naheliegenden Brücke einen Otter, der wohl in der Nähe
auch seinen Bau hatte. Vor dem Essen hatte Wilhelm noch versucht, im Fluss ein
paar Fische zu fangen und hatte sich dabei auf seine Angelrute gesetzt.
Wir verdrückten eine riesige Portion Paprikareis zum Abendessen. Die Männer
reizte es, gegen Abend mit dem Dinghy auf den See zu fahren zum Angeln.
Vielleicht gibt es ja doch noch Fisch in den nächsten Tagen. Nachmittags
hatte Monika Besuch von einem Rotkehlchen gehabt. Sehr zutraulich hatte es
sich auf die Stuhllehne gesetzt; wohl um etwas Fressbares zu ergattern.
Als die Männer abgefahren waren, hatten wir Frauen Muße zum Duschen und Tagebuch
schreiben. Anschließend holten wir den verpassten bzw. verspäteten
Nachmittagskaffee nach; es gab Cappuccino mit Applepie. Neben dem Anleger
stehen ein paar sehr hohe Bäume. Dort versammelte sich ein riesiger Schwarm
Krähen. Sie machten einen Heidenlärm. Wäre es jetzt diesig gewesen, käme
man sich vor wie bei Hitchcock.
Die Männer blieben recht lange und so hofften wir auf einen guten Fang. Aber
nichts war’s mit den Fischen. Ohne das Essen aus dem Supermarkt müssten wir
wohl verhungern.
Wir spielten noch eine Runde Karten und fielen dann gegen ein Uhr morgens in die Betten.
Freitag, 23.06.1995
Unsere Aufsteh- und Schlafensgehzeiten verlagerten sich allmählich.
Jeden Morgen wurde es etwas später. Heute morgen war es schon so warm, dass
wir direkt die kurzen Hosen und die T-Shirts anziehen konnten. Richard und
Wilhelm gingen frische Brötchen bei MACE holen und wir frühstückten
ausgiebig. Anschließend wurde das Wendemanöver, im doch recht engen Flussbett,
bravourös gemeistert und wir fuhren wieder in Richtung See. Die Wasseroberfläche
war wieder spiegelglatt und es war richtig heiß. Unterwegs gingen uns Tausende
kleiner Viecher, die aussahen wie kleine Mücken, auf den Wecker. Im Fluss,
Richtung Belleek, hörte das dann wieder auf.
In der neu angelegten Marina von Belleek legten wir an und
marschierten zum Einkaufen in den Ort. Wir statteten der Pottery einen kurzen Besuch ab und
anschließend dem obligatorischen Take-Away. Praktischerweise lag der
Spirituosenladen zum Auffüllen unserer Getränkebestände direkt nebenan.
Nach dem Füllen des Ersatzkanisters für den Dinghy-Outboarder und einem
Abstecher zum Metzger ging es wieder zurück zum Boot.
Heute war noch mal Grillen angesagt. Wir hatten vor, zum
Anleger in Castle Caldwell zu fahren, um dort die Nacht zu verbringen.
Den ganzen Tag war es windstill gewesen, aber nach dem Anlegen
in Castle Caldwell kam doch ein frischer Wind auf. Das Boot schaukelte recht
nett und so beschlossen wir, um Ruhe beim Schlafen zu haben, das Boot hinter
den Steg zu legen, wo etwas Windschatten war. So war es doch ein wenig
besser.
Am Anleger schwammen Hunderte von Barschen herum, aber sie
hatten anscheinend zur Zeit keinen Appetit. Richard versuchte es sogar mit dem
Kescher, hatte aber kein Glück.
Etwas später entschlossen wir uns doch noch zu grillen. Wie
auf Bestellung biss dann auch der erste Barsch an. Jetzt ging’s los. Schlag
auf Schlag. Wilhelm kam regelrecht ins Barschfieber. Allmählich wurde auch
das Fleisch auf dem Grill gar und wir schmausten wieder toll.
Der Wind beruhigte sich auch wieder ein wenig, so dass die
Nacht wohl nicht zu wackelig werden wird. Direkt nach dem Essen zog es die Männer
wieder auf den Steg zum Angeln.
Wir lagen alleine an dem Anleger; um uns herum nur der Wald
und der See. Sehr idyllisch! Die Fische wollten leider nicht mehr so richtig,
also widmeten wir uns doch noch dem Doppelkopf-Spielen.
nächste
Woche: 24.06. - 30.06.
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Musik
mit freundlicher Genehmigung von Desert
Awakening!
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