15.05.1993 - 06.06.1993
Tagebuch
von Konni Offer
3. Woche (29.05.1993 - 05.06.1993)
Samstag,
29.05.1993 Drumsna - Lough Kilglass Wir
hatten alle die Schlafkrankheit. Erst gegen halb zehn war allgemeines
Aufstehen angesagt. Wilhelm fuhr mit dem Dinghy ins Schilf zum Angeln
und nachdem Richard sich recht zerknüllt aus dem Bett geschält hatte,
angelte er im Schlafanzug von Deck aus.
Nach dem Langschläferfrühstück gingen die Männer noch mal in
den Ort, um Rashers und Brot zu kaufen. Das war aber mit Problemen verbunden, da die Dame an der Kasse etwas Schwierigkeiten zu haben
schien. Das Bezahlen dauerte länger als die Einkauferei selbst. Auf dem
Weg zurück zum Boot legten die Beiden dann noch ein zweites Frühstück
im Pub ein: ein Guinness und ein Whiskey-Cola.
Wieder zurück an Bord, legten wir ab und zockelten gemütlich in
Richtung Kilglass-Seen. Wir konnten heute sogar die ganze Zeit draußen
sitzen, ohne dass der Regen uns in die Kabine vertrieb. Die Strecke bis
zum Anleger im Lough Kilglass faszinierte, wie immer, alle. Wir konnten
wieder an unserem "Stammplatz" anlegen und machten das Boot
fest. Allmählich regnete es sich wieder ein und so wurde Karten
gespielt. Nach einer Runde hatte Wilhelm aber keine Lust mehr und so
machte er sich mit dem Beiboot auf zum Fischen.
Richard setzte sich, nach einem kleinen Nickerchen (einige
Whiskeys hatten dazu beigetragen), unter den Angelschirm und versuchte
sein Glück beim Angeln. Schon nach kurzer Zeit kam sein Hilferuf:
"Konni, ich hab' einen!" Nun standen wir da; der
"Oberfischer" war nicht da, um den Hecht zu lösen. Also
wühlte ich Wilhelms Angeltasche durch, fand dann schließlich die
Rachensperre und eine Lösezange und mit vereinten Kräften versuchten
wir den Gummifisch aus dem Hechtmaul zu entfernen. Wir hatten natürlich
etwas Bammel, den Hecht zu verletzen aber nach zwei Versuchen war es
dann geschafft. Das Hechtlein konnte unverletzt wieder zurück gesetzt
werden.
Wilhelm kam zurück und fluchte. Er brachte einen kleinen Hecht
mit, der Bissspuren von einem größeren zeigte. Der größere hatte
sich den kleineren Hecht geschnappt, war aber nach längerem Drill, kurz
vor dem Boot, abgegangen.
Da es zum Grillen wieder einmal kein Wetter war, gab es die
Koteletts aus der Pfanne. Dazu Blumenkohl und Kartoffeln und es
schmeckte wie zu Hause.
Die Männer hatten anschließend Küchendienst. Spülen und
Aufräumen war angesagt. Um halb neun kamen noch drei weitere Boote an.
Jetzt lagen die Boote außen am Steg in Dreierreihe - sozusagen
gestapelt. Innen, wo wir lagen war kein Platz mehr zum Anlegen, also
blieben wir auf unserer Seite allein. Trotz der vielen Boote schliefen aber alle sehr gut. Sonntag,
30.05.1993 Lough Kilglass - Rooskey - Termonbarry Kaum
war die morgendliche Waschaktion abgeschlossen, wurde der Motor
angeschmissen und es ging ab in Richtung Lough Grange. Dort wollten wir
traditionsgemäß ankern und frühstücken. Aber prompt nach dem
Frühstück fing es wieder an zu regnen und aus dem geplanten blinkern
auf Hechte wurde nichts. Also holten wir den Anker wieder ein und fuhren
los in Richtung Rooskey. Auf dem Weg dort hin fing Richard schon wieder
einen Hecht und da dieser endlich mal groß genug für vier Personen
war, sollte er in der Pfanne landen.
In Rooskey tanken wir dann Diesel und der Wassertank wurde
aufgefüllt. Da wir noch Wein für die Hechtsauce brauchten, nutzten wir
die Gelegenheit und gingen zum Einkaufen.
Wir fuhren die halbe Meile weiter zur Schleuse. Dort herrschte
Massenandrang. Am Anleger vor der Schleuse sprach uns ein uriger
Berliner (Ost?) an: "Ick hätte so jerne mal 'nen vernünftijen
Hecht jefangen". Wilhelm versorgte ihn dann mit Hechtvorfächern
und er war begeistert. "Ick will den Fisch ja jar nich abmurksen,
nur fotojrafieren" meinte er dann noch.
Mit dem dritten Durchgang konnten wir dann auch mitschleusen. Wir
fuhren als erste ein, dann folgten noch drei weitere Boote. Neben uns
legte eine Mayo von CarrickCraft an. Die rheinische Besatzung war offensichtlich
das erste Mal auf dem Shannon unterwegs. Am Bug stand eine ältere Frau,
die meinte: "Isch bind jetzt mal dat Boot hier vorne fest".
Der Schleusenwärter Tony machte, wie immer, seine Witze. Er hatte schon
die Axt aus dem Schleusenhäuschen geholt, um eventuell das Tau zu
kappen. Der nächste Kommentar war dann: "Bärbel, wo sinn mir hier
eijentlich? Wie heißt denn der nächste Ort? Fängt der mit
"T" an?" Wir amüsierten uns köstlich.
Beim Schleppen im Fluss südlich der Schleuse hatte Richard dann
den nächsten Hecht an der Angel. Doch der wurde wieder zurück gesetzt.
Ingesamt hatte Richard jetzt Hechte mit einer Gesamtlänge von über
2,50 m gefangen.
In Termonbarry musste jetzt auch für uns die Brücke gehoben
werden, da das Wasser durch den vielen Regen erheblich gestiegen war.
Kein Wunder. Am Anleger vor der Schleuse erwischten wir noch einen
Endplatz und machten für die Nacht fest. Nun wurde das selbstgefangene
Abendessen zubereitet. Anschließend speisten wir wie die Fürsten und
Richard war enttäuscht, dass der Hecht nicht nach Fisch schmeckte.
Es war sehr windig geworden und der Regen hatte auch wieder
begonnen. Trotzdem machten Wilhelm und ich einen Verdauungsspaziergang
und kehrten auf ein Guinness im Pub ein.
Zurück an Bord spielten wir dann noch eine Runde Doppelkopf.
Plötzlich lief unsere Wasserpumpe im Dauerbetrieb und kurz darauf kam
kein Wasser mehr aus dem Hahn. Wir hätten vielleicht doch etwas früher
Wasser nachtanken sollen! Da hier am Anleger kein Wasseranschluss war,
gibt es dann morgen früh nur eine Katzenwäsche. Montag,
31.05.1993 Termonbarry - Lanesborough Gegen
neun Uhr krochen wir so nach und nach aus den Kojen. Oh, welche
Überraschung, es regnet mal wieder. Wilhelm überredetet dann die Crew,
die wir gestern in der Schleuse getroffen hatten, ein wenig Platz an dem
Anleger mit dem Wasserkran zu machen. So konnten wir jetzt Wasser
nachtanken. Da die Gelegenheit günstig war, sprangen wir nach und nach
alle unter die Dusche. Bis alle fertig waren war es schon eher
Mittagessen- als Frühstückszeit. Also bereiteten wir uns einen Brunch.
Kurz vor Lunchtime wollten wir noch in die Schleuse, aber Tom, der
Schleusenwärter hatte seine Mittagspause wohl etwas vorverlegt. Also
spielten wir in der Schleuse erst noch eine Runde Doppelkopf. Kurz vor
zwei war Tom dann zurück und er schleuste uns ab. In Richtung
Lanesborough wurden die "Sunny Spells" immer häufiger und
länger. Alle saßen an Deck und genossen die Sonne.
In Lanesborough herrschte mal wieder Hochbetrieb. Aber trotzdem
fanden wir im Hafenbecken einen guten Anlegeplatz. Die Sonne meinte es
zwischendurch so gut, dass wir das erste Mal in diesem Urlaub die
Sonnenmilch benutzen mussten.
Am Spätnachmittag gingen wir zum Einkaufen. Wir hatten
umdisponiert: In Anbetracht des schönen Wetters sollte gegrillt werden.
Wir erhielten unsere Koteletts und einen schönen Salat. Nach einem
kurzen Abstecher in einen sehr schönen und sauberen Pub, gingen wir zum
Hafen zurück und bereiteten unseren Grillabend vor. Die Kohlen wollten
nicht ganz so gut brennen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Sie waren
wohl etwas feucht geworden. Aber wie heißt es so schön: Mit Geduld und
Spucke ...
Alle waren sehr interessiert an unserer Grillfete. Der halbe
Hausstand war an Land geräumt worden. Als das Essen endlich fertig war,
zogen am Himmel verdächtig dunkle Wolken auf. Aber vielleicht geht's ja
gut.
Es ist gut gegangen. Wir speisten toll und, vor allen Dingen,
trocken. Selbst gegen acht Uhr abends kamen noch Boote an und die
Anleger wurden immer voller. Zwei Jungs, die auf unserem Nachbarboot,
einer großen Birchwood, unterwegs waren, fuhren mit dem Dinghy zum
fischen und kamen nach einer Weile mit zwei großen Hechten wieder
zurück. Der Berliner aus Rooskey, dem Wilhelm die Hechtvorfächer
geschenkt hatte, hatte auch im Hafenbecken angelegt und als er die
riesigen Hechte sah, bekam er Glanz in den Augen. Er filmte alles: Das
Ausnehmen, das Schuppen und die weitere Bearbeitung der Hechte. Er
meinte: "Wenn ick det nich filme, gloobt mir det zuhause
keener".
Richard und Wilhelm beluden das Dinghy mit den Angelklamotten. Sie
wollten zum Aalangeln unterhalb der Brücke fahren. Richard war das
Ganze nicht richtig geheuer, nach seinen Erfahrungen in der Schleuse in
Knockvicar.
Bei der Rückkehr der Beiden bewahrheitete sich beinahe der Spruch
von Tony aus Rooskey, der Richard als "Deep Sea Diver"
bezeichnet hatte. Richard wäre nämlich beim Aussteigen beinahe in das
Hafenbecken geplumpst. Aber er konnte sich im letzten Augenblick noch
fangen.
Bald darauf fielen wir alle todmüde ins Bett. Dienstag,
01.06.1993 Lanesborough - Coosan Cut Der
Sonnenschein von gestern war leider schon wieder vorbei. Es regnete mal
wieder und nach und nach verließen dann die meisten Boote den Anleger.
Nach dem Frühstück machten auch wir die Leinen los und fuhren in
Richtung Lough Ree. Der See war zwar etwas wellig, aber meist kam der
Wind von vorne und wir konnten ein wenig Wellenreiten.
Ungefähr auf der Hälfte der Strecke hörte dann der Regen auf
und wir verbrachten den Rest der Fahrt oben an Deck. Wir
beschlossen, in Hodson's Bay festzumachen. Aber da der Wind für
kräftige Wellen sorgte, war es nicht angenehm hier zu liegen. Also
entschlossen wir uns kurzfristig, doch noch zum Coosan Cut zu fahren und
dort zu übernachten. Hier war es bedeutend ruhiger.
Wir kochten uns ein leckeres Gulasch und futterten alles auf. Nach
dem Abendessen machte Wilhelm sich noch mal auf, doch noch einen
Coosan-Lake-Hecht zu bezwingen. Aber auch dieses Mal hatte er kein
Glück.
Beim anschließenden Kartenspiel besuchten uns wieder die Kühe
und wir mussten mehrere Pausen einlegen, um "Frau Dr. Grzimek"
die Chance zu geben, sich mit den Tieren zu beschäftigen. Vor allem die
Kälbchen hatten es ihr angetan.
Gegen Mitternacht gingen alle, bis auf Einen, ins Bett. Wilhelm
hatte sich entschlossen, die laue Sommernacht zum Nachtangeln
auszunutzen. Diesmal lohnte es sich auch etwas. Ein paar schöne Brassen
und Aale waren seine Beute. Als er gegen vier Uhr ins Bett kam, schliefen
wir anderen schon tief und fest. Mittwoch,
02.06.1993 Coosan Cut - Athlone - Shannonbridge Wilhelm
weckte alle gegen neun Uhr, damit wir unser Tagesziel ohne Stress
erreichen können. Wir frühstückten und starteten dann. Der Lough Ree
war fast spiegelglatt und durch den Drizzle lagen gespenstische Schwaden
über dem Wasser.
In Athlone legten wir vor der Schleuse, nahe Sean's Bar, an und
machten einen Stadtrundgang. Wir fanden in einer Seitenstraße ein
kleines Geschäft, wo wir ein paar nette und geschmackvolle Souvenirs
erstanden. Den Supermarkt fanden wir allerdings nicht und so beschlossen
wir in Shannonbridge einkaufen zu gehen.
Kurz vor dem Lunchbreak konnten wir noch schleusen. Wir lagen mutterseelenallein
in der großen Schleuse. Die Sonne ließ sich zwischendurch sehen, aber
die schwarzen Regenwolken waren nicht fern.
Da Richard gerne die Klosterruinen besichtigen wollte, machten wir
am Anleger von Clonmacnoise fest. Wir anderen trödelten etwas herum und
plötzlich landete eine beringte Taube bei uns an Deck. Sie war ganz
zahm und wir glaubten, dass sie sich nur etwas ausruhen wollte. Als wir
wieder ablegten, machte sie aber keine Anstalten, uns zu verlassen.
Monika und Wilhelm versuchten sie zu füttern. Das Brot und die Maden
schienen ihr nicht so doll zu schmecken. Als Wilhelm aber eine Maisdose
öffnete und ihr ein paar Körner hinstreute, fiel sie darüber her.
Nach dem Mahl plusterte sie sich auf und machte Siesta. Ihr machte
Bootfahren wohl nichts aus; im Gegenteil, sie blieb bei uns, bis wir in
Shannonbridge anlegten.
Nach dem Einkauf machten wir einen kurzen Break bei Keellans im
Pub. Unser Abendessen sollte es im Take-Away geben, aber es wurde
erst um 18:00 Uhr geöffnet. So gingen wir zurück zum Boot und fuhren
ein paar Meter weiter in den Shannon-Cut, einem Seitenarm, zum
Bankmooring. Die Männer versuchten ihr Anglerglück am Schilf entlang
und im River Suck. Es kam zwar kein Hecht dabei heraus, aber dafür die
Idee, heute Abend mit dem Dinghy zum Essen zu fahren. So brauchten wir
nicht über die Wiese durch den Matsch zu laufen. Das Dinghy war für
350 kg zugelassen - oh, oh! Wir bestiegen das Bötchen und es ging
mächtig in die Knie. Trotzdem kamen wir heil an der Treppe des großen
Anlegers an und konnten hier bequem aussteigen. Im Take-Away speisten
wir dann gut und reichlich und für einen Absacker gingen wir noch in
den Pub. Aber bei Keellans hatte man das Gefühl in einer deutschen
Kolonie zu sein. Es war rammelvoll. Das gefiel uns nicht so sehr und
erst die Musik! Country und Western war angesagt, aber es war grausam.
Monika konnte bei fast jedem Lied mitsingen. Der Rhythmus war immer
gleich.
So machten wir uns auf den Weg zum Dinghy und schipperten zurück
zum Boot. Und noch immer hat keiner eine Shannontaufe hinter sich! Donnerstag,
03.06.1993 Shannonbridge - Banagher - Shannon Harbour Heute
konnten wir uns etwas mehr Zeit lassen, denn die Strecke, die vor uns
lag, war nicht so lang. Schon beim Aufwachen versprach es schönes
Wetter zu werden. Blauer Himmel - fast ohne Wolken. Wie wir Rheinländer
sagen: Un dat Sönnsche sching e su schön!
Nach dem Frühstück legten wir ab und fuhren langsam in Richtung
Banagher. Wir Frauen sonnten uns an Deck und die Männer versuchten
einen Hecht zu fangen. Aber es gab mehr Hänger als sonst 'was. Der Wind
blies ziemlich kräftig und so wurde bei der langsamen Fahrt das Boot
immer wieder abgetrieben.
In Banagher steuerten wir das neue Hafenbecken an. Ich musste beim
Anlegen hochspringen und merkte sofort, dass ich nicht zum Stehen kommen
würde. So ließ ich mich fallen und vermied dadurch ein kaputtes Knie.
Richard meinte: Mit Deiner roten Weste siehst Du aus, wie ein auf dem
Rücken liegender Marienkäfer.
Wir bummelten durch Banagher und statteten natürlich auch der
Railway-Bar einen Besuch ab. In der Bar hing ein riesiger ausgestopfter
Hecht. Der Wirt erzählte uns eine Story über einen Angler, der, nach
seiner Rückkehr von der Suche nach einem Präparator, entsetzt
feststellte, dass man seinen Hecht aufgegessen hatte.
Nach dem Einkaufen legten wir wieder ab und fuhren zurück
nach Shannon Harbour. Es lag kein Boot dort und wir hatten Ruhe. Schon
beim Anlegen stellten wir Schwierigkeiten mit der Steuerung fest.
Monika
und Richard wanderten ein Stück am Grand Canal entlang bis zum Ort.
Danach versuchten sie ihr Glück mit dem Dinghy. Sie waren so
ausstaffiert, dass sie beim Start aussahen, wie Teilnehmer einer
Polar-Expedition.
Wilhelm und ich setzten uns auf den Steg und angelten. Zuerst
wurden wir von Kühen und dann von einer Meise besucht. Das Vögelchen
freute sich über die "leckeren" Maden. Einige fraß sie
sofort und ein paar nahm sie mit - wohl für den Nachwuchs im
Nest.
Das Abendessen fiel wieder mal reichlich aus. Wir verdrückten ein
Kilo gebratene Nudeln mit Schinken und Ei. Freitag,
04.06.1993 Shannon Harbour - Banagher - Portumna Castle Harbour Die
Sonnenpracht von gestern war schon wieder vorüber. Es war trüb und
"drizzelig". Nach dem Frühstück setzten wir uns in Bewegung,
aber das Boot ließ sich nicht mehr richtig manövrieren. So legten wir
erneut an und die Männer checkten das Ruder. Nach einiger Zeit
funktionierte es wieder. Kaum waren wir um die Ecke, im Shannon, ging
das gleiche Spielchen von vorne los. Das Boot ließ sich nicht mehr nach
steuerbord lenken.
Also beschlossen wir bis Banagher zu fahren und von dort aus
Emerald Star Line über die Probleme zu informieren. Wilhelm ging mit
Richard zu CarrickCraft und sie kamen kurze Zeit später mit einem
Mechaniker zurück. Er checkte ein paar Dinge und machte unsere
Heckkabine total strubbelig, weil er sonst nicht an den Ruderkasten gekommen
wäre. Wie beim Zahnarzt: Das Boot hatte plötzlich keine Probleme mehr.
Kaum hatten wir abgelegt, ging der gleiche Mist wieder von vorne
los. Er kam noch mal an Bord und machte mit uns eine Testfahrt.
Seine Meinung: " It looks not so good!". Es wurde
entschieden, uns mit einem Carrick-Boot ins Schlepptau zur Slipway zu
nehmen. Hier wurden wir dann aus dem Wasser gehievt. Jetzt konnten die
Mechaniker sich das Boot von unten ansehen. Am Ruderblatt, das
normalerweise von vier Schrauben gehalten wird, war nur noch eine
vorhanden. So konnte die Ruderanlage natürlich nicht funktionieren.
Nach irischer Manier wurde wenigstens eine zweite Schraube eingedreht
(warum eigentlich nicht drei neue Schrauben - sind die in Irland so
teuer?). Anschließend durfte unser Boot wieder schwimmen. Die
CarrickCraft wollte bei Emerald Star Line Bescheid geben, dass das Boot
noch fertig repariert werden muss. Also setzten wir unseren Weg fort.
Wir hatten abgesprochen, dass wir die letzte Nacht nicht in der
überfüllten Marina verbringen wollten, sondern im Castle Harbour,
südlich von Portumna.
Wir machten Trick 17: Wilhelm wurde vor der Drehbrücke von
Portumna abgesetzt und von hier aus konnte er mit unserem Auto zum
Südhafen fahren. Der Rest der Mannschaft fuhr mit dem Boot ein kurzes
Stück über den Lough Derg zum Hafen. Als wir dort ankamen, war von
Wilhelm immer noch nichts zu sehen. Vielleicht war das Auto nicht
angesprungen. Doch nach einer Weile tauchte er dann doch noch auf: Er
hatte zunächst bei dem durch Straßenarbeiten total verschmutzten Auto
die Scheiben reinigen müssen und hatte danach noch Proviant für die
Rückfahrt eingekauft. Wir nahmen ihn an Bord und fuhren dann über den
Lough Derg nach Terryglass.
Hier hatte sich seit 1980 sehr viel verändert. Der Hafen war
jetzt sehr gut ausgebaut und es waren viel mehr Anlegemöglichkeiten als
damals. Der Weg in den Ort, vorbei an tollen Häusern und Gärten, war
sehr schön. Wir suchten eine Möglichkeit, etwas zu essen und fanden
einen schönen Pub, der einen Preis für seine Küche verdient hätte.
Von außen sah er recht unscheinbar aus, aber innen war Paddys Pub
super. Er war eingerichtet mit vielen alten Gebrauchsgegenständen und
Handwerkszeugen. Die Wirtin hatte eine ähnliche Stimme und ähnliches
Aussehen wie Monica aus Eamon's Bar in Belturbet. Aber nachdem Wilhelm
sie gefragt hatte, ob sie eine Schwester habe, meinte sie: "Ja,
eine in Australien, eine in Neuseeland und eine in England. Aber keine
in Irland". Die Speisekarte versprach viel. Aus dem "kleinen
Snack" wurde dann doch eine größere Schlemmerei. Es ging über
Lachs, T-Bone-Steak, frittierte Shrimps bis hin zum leckern Krautsalat
(Coleslaw). Wilhelm trank Murphys Stout, denn bei zwei Gläsern gab es
eine Dose als Zugabe. Er bekam auch noch ein Murphys Glas dazu und so
zogen wir satt von dannen.
Im Hafen von Terryglass lag ein Boot mit Ungarn an Bord. Sie
hatten jede Menge Hechte gefangen und wollten uns einen davon schenken.
Aber da wir heute Abend nach dem opulenten Mahl nicht mehr kochen
brauchten, lehnten wir dankend ab. So ließen sie einen Großteil der
Hechte wieder frei. Wir fuhren wieder zurück zum Südhafen von Portumna.
Das Wetter war inzwischen so toll geworden, dass wir uns nicht aufraffen
konnten zu packen. Wilhelm verschenkte unsere Klappstühle an einen
Iren, der sein Boot schmirgelte und anstrich. Erst wollte er nicht so
recht, aber dann machte er doch "Probesitzen". So hatten wir
in unserem Jetbag auf dem Auto bedeutend mehr Platz. Monika schrubbte
das Deck. Sie meinte: "So habe ich wenigstens einmal in Irland
geschwitzt". Nach und nach packten wir unsere Klamotten ins Auto.
Durch die oben schon erwähnten Straßenarbeiten war unser Scorpio
dermaßen verdreckt, dass wir ihn erst mal einer gründlichen
Außenreinigung unterziehen mussten. Nachher war die ursprüngliche
Farbe des Wagens wieder zu erkennen.
Der junge Ire, dem wir unsere Stühle geschenkt hatten, kam noch
einmal zu uns und schenkte Wilhelm ein selbst hergestelltes Holzrelief
von Glendalough. Es war handsigniert und Wilhelm freute sich sehr
darüber.
Monika und Richard wollten noch einen Ausflug mit dem Dinghy
unternehmen. Aber der Außenborder wollte nicht. Richard mühte sich ab,
aber als er schweißgebadet war, gab er es auf. Wie sich im Nachhinein
heraus stellte, hatte er vergessen, den Benzinhahn aufzumachen.
Unsere Packaktion zog sich bis zehn Uhr abends hin. Richard ließ
zwischendurch Monikas Süßstoffpillen fallen und die kleinen Tabletten
lagen alle über den Boden verteilt. Er kehrte alles zusammen und
-schwups- verschwanden die Pillen im Maschinenraum. Jetzt wusste Monika
endlich, wie zu Hause die Krümel unter den Teppich kommen. Ich lachte
mich halb tot. Nach der Packerei waren alle duschreif. Wir sprangen alle
unter die Brause und ab ging's in den Pub, "The Maple". Dort
hingen wir dann etwas müde in den Seilen und nach zwei Bier und einem
Sandwich kutschierte Monika uns zum Boot zurück.
Samstag,
05.06.1993 Portumna - Rosslare Es
war gemein: An unserem letzten Tag schien die Sonne. Jetzt, wo wir nach
Hause mussten, wurde das Wetter besser. Wir frühstückten und
schmierten für die Rückfahrt wieder Berge von Broten. Heute fuhr ich
das Auto zu Emerald Star Line zurück und die anderen Drei legten ab in Richtung
Marina. Die Brücke öffnete um 09:45 Uhr - gerade richtig, um das Boot
um zehn Uhr abzugeben. Was für ein Glück, dass wir nicht in der Marina
übernachtet hatten. Sie war rappelvoll. Wilhelm fand noch eine kleine
Lücke zum Anlegen.
Kurze Zeit später kam ein Mitarbeiter von Emerald
Star Line zur Rücknahme des Bootes. Wir teilten ihm unsere Litanei an
Mängeln mit, er tankte Diesel auf und nach der Bezahlung konnten wir
fahren. Es war schon ein komisches Gefühl, sich nicht mehr so
gemütlich, wie mit dem Boot, fort zu bewegen.
Über den Derg Drive ging
es zunächst nach Killaloe. Es war eine herrliche Strecke. Die Marina
der Derg Line in Killaloe hatte sich stark verändert. Es gab inzwischen
eine neue DUNBOYNE; eine Birchwood 40.
Wir setzten unsere Fahrt fort
über Limerick, Tipperary, Waterford, New Ross und Wexford nach
Rosslare. Unterwegs sahen wir in New Ross einen herrlichen Pub. Anstatt
die Gelegenheit auszunutzen und hier einzukehren, gingen wir in
Waterford in einen etwas schmuddligen Pub, da alle das Wasser bis zum
Hals stehen hatten. Unterwegs wurden dann noch Vorräte für zu
Hause besorgt: Rashers, Sausages und Taytos cheese and onion crisps.
Punkt 16 Uhr kamen wir im Hafen an. Nach einer kurzen Verzögerung
konnten wir dann auf die Fähre.
Wir erlebten eine recht ruhige
Überfahrt mit einem tollen Sonnenuntergang. Am nächsten Morgen wurde
im Duty Free Shop noch Guinness Draught gebunkert, als Vorrat für zu
Hause. Nach der Ankunft in Cherbourg zog sich der Rest der Heimreise
noch unendlich hin und es kamen vier müde Krieger in Deutschland an.
Wir
haben, trotz diverser technischer Probleme und mäßigem Wetter, wieder einen schönen Urlaub erlebt!
22.05. - 28.05. vorherige Woche |
Musik
mit freundlicher Genehmigung von
Shenanigans!
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