14.05.1999 - 12.06.1999
Tagebuch
von Konni Offer
3. Woche (29.05. - 04.06.1999)
Samstag, 29.05.1999
In der Nacht wurden wir ganz ordentlich durchgeschaukelt. Der Wetterbericht hatte eigentlich besagt,
dass der Wind nachlassen sollte, aber der hatte das sicher nicht gehört.
Auf dem See in Richtung Enniskillen war es aber nicht so schlimm, weil wir den Wind im Rücken hatten
und somit keine Querwellen. Die Sonne zeigte sich, sogar ab und an etwas
blauer
Himmel, aber es waren "zarte" 14 Grad.
Unterwegs kam uns eine große Shannonstar entgegen. Der "Kapitän" fuhr unbekümmert
an der roten Seite der Marker vorbei und durch auf der Karte schraffiertes
Gebiet. Einige haben echt ein sonniges Gemüt.
Kurz hinter der Schleuse sah ich dann endlich den ersten Eisvogel. Er saß ganz
starr auf einem Ast kurz über der Wasseroberfläche und ließ sich von uns nicht beirren und blieb
sitzen. Heute war der lange Steg in Enniskillen schon etwas voller, aber es waren auch viele
Privatboote. Schließlich war ja Wochenende.
Jetzt machten wir Arbeitsteilung, einer ging hoch in die Stadt, der andere zu Safeway in den
Supermarkt. Dann wurde "Klar Schiff" gemacht, denn eventuell kriegten wir ja heute noch Besuch.
Wir machten zu Hause einen Rundruf bei unseren Lieben. Dort waren es z.
Zt. 30 Grad und mein Vater wollte uns 10 davon schicken. Aber hier können
wir wenigstens mit Ruhe schlafen,
ohne zu
schwitzen. Auch ein Vorteil von Irland! So schlecht hatten wir es auch nicht, denn heute hatte es
nicht andauernd geregnet. Wir hörten eine Musikkapelle durch die Stadt ziehen, es war ein Umzug der
Oranier. Aber auch bei dieser Begrüßungsmusik war von den
Vieren aus der Heimat nichts zu sehen.
Wilhelm war heute morgen sehr früh aufgestanden und durch die Schaukelei des Bootes hatten wir
etwas unruhig geschlafen. Nach unserem Hausputz machten wir dann erst mal Siesta. Mal sehen, ob
Schmitz & Co wirklich heute noch nach Enniskillen kommen.
Als wir aufwachten, war es schon reichlich spät, aber von den
Vieren war immer noch nichts zu sehen. Wir wollten gerade unseren eigenen Pub eröffnen, als das Telefon
klingelte. Michel rief an und meinte sie wären am Hauptsteg und könnten den Supermarkt sehen.
Wilhelm machte sich
auf, die vier zu suchen. Sie hatten ein
Boot von Carrick Craft und wir hatten die ganze Zeit nach einem grünen Boot
von Emerald Star Ausschau gehalten.
Die Begrüßung und das Hallo
waren heftig. Wir machten uns fertig, um mit allen in die Stadt zu gehen. Wir gingen zu Blake's, einem urigen, alten
Pub. Die mit Holz vertäfelten Wände hatten die Patina von Jahrzehnten.
Im Pub gab es einige Gästebücher, wo die vier sich bereits verewigt hatten, das erste Mal auf
ihrer ersten Tour vor 18 Jahren. Es war eine fröhliche Runde. Zurück zu unserem Boot gab es noch
einen Absacker und mit sechs Leuten an Bord war unsere Bude voll, aber gemütlich eng.
Sonntag, 30.05.1999
Wir schliefen für unsere Verhältnisse sehr lange und machten uns dann ein ausgiebiges Frühstück.
Heute gab es sogar frisches Baguette,
das Wilhelm noch schnell geholt hatte.
Die Männertruppe war schon startklar und zog in die Stadt. Sie hatten keinen Eimer an Bord,
aber zu kaufen gab es heute am Sonntag auch nirgendwo einen. Michel
meinte: "Hier wird es doch
wohl irgendwo eine Baustelle geben, wo wir einen Eimer finden."
Auf Wilhelm´s Frage, ob sie schon gefrühstückt hätten, meinte er ironisch:
Ja, mit dem ganzen "fiesen Zeug": Eier, Speck und Würstchen. Wir machten uns auch langsam fertig
um in Richtung Belturbet weiter zu fahren.
Am Killyhevlin Hotel hinter Enniskillen lagen Massen von Privatbooten in Vierer-
und Fünferreihen. Wir vermuteten, dass dies die diesjährige Bootsrallye
war, die einmal im Jahr auf dem Erne stattfand. Diesmal verfuhren wir uns hinter Geaglum nicht und erreichten am
Nachmittag den Anleger von Crom Castle. Hier lagen auch etliche Privatboote, aber im Laufe des
Nachmittags wurde es leerer. Schließlich ging ja auch das Wochenende zu Ende.
Die Vögel um uns herum stimmten in den herrlichsten Tönen ihre Abendliedchen an. Der eine
konnte es besser als der andere. Gegen Abend waren nur noch ein Cruiser und ein Kanalboot da.
Zwei Frauen mit drei Kindern machten einen Spaziergang zum Steg. Der kleinste guckte sehnsüchtig
auf unser Dinghy und Wilhelm fragte ihn, ob er Lust hätte, mit ihm eine
Runde zu
drehen. Die Mütter stimmten zu, und Wilhelm lud alle drei Kinder ein. Sie hatten
zusehends Spaß. Als dann auch noch ein Schnellboot Wellen machte und das Dinghy schaukelte, war die
Freude groß.
An Land zurück gingen sie kurze Zeit später heim.
Nun kehrte Ruhe ein. Es war ein milder und absolut windstiller Abend.
Montag, 31.05.1999
Bei dieser himmlischen Ruhe schliefen wir beide wie die Murmeltiere und das Wetter versprach
schön zu werden. Nach einem gemütlichen Frühstück fuhren wir los.
Richtung Belturbet fuhren wir vorbei an Folies Bridge. Am Ufer saßen jede Menge Angler, u.a. ein
Mann mit Glatze. Bei näherem Hinsehen erkannten wir in ihm Michel. Ein Stück weiter lag auch ihr Boot.
Dort hatten sie
am Ufer angelegt (Bankmooring) und übernachtet.
Wir fuhren weiter nach Belturbet in die Marina von Emerald Star
Line und machten dort in den Waschräumen ausgiebig Körperpflege. Dies war doch etwas geräumiger als
auf unserem
Boot. Bei mir dauerte es zwar eine halbe Ewigkeit, weil die Dusche nur pieselte und der Fön nicht
gerade der Knaller war. Aber die Sonne besorgte den Rest. Wilhelm packte sogar seine kurze Hose
aus - er wollte die Sonne locken. Wir verbrachten die Zeit draußen, ich mit lesen und
Wilhelm mit dem Dinghy
beim
Fischen.
Am Spätnachmittag trafen auch Schmitz & Co ein. Sie hatten unterwegs Wilhelm aufgegabelt
und unser Dinghy im
Schlepptau. Es gab Abendessen und wir waren gerade mit Spülen fertig, da standen Schmitz & Co
auch schon fertig gestriegelt bei uns am Boot für den Gang zum
Pub.
Zunächst kehrten wir in Eamon's Bar ein. Die Frau hinter der Theke,
Monica, erkannte uns wieder. Wir hatten ja schon einige schöne Stunden
in Eamon's Pub verbracht. Unter anderem hatten wir beide mal unser
Gesangsvermögen zum Besten
gegeben. Es war aber nicht viel los und so zogen wir einen Pub weiter, zum Seven
Horseshoe. Wir setzten uns alle zusammen in eine gemütliche Ecke und jeder erzählte so seine diversen
Anekdoten von Irland.
An Bord zurück erlebten wir den Horror. Die "fliegenden Stinker" waren zu Massen bei uns
eingefallen. Wir verbrauchten fast die ganze Küchenrolle um alle zu killen.
Sämtliche
Belüftungslöcher wurden zugestopft und wir machten alle Fenster zu. Diese Viecher rochen wie alte Socken. Es war einfach
ekelhaft. Dann kamen wir
aber doch endlich zur Ruhe.
Dienstag, 01.06.1999
Wilhelm hatte mir einen Zettel hingelegt, dass er mit dem Dinghy weg ist. Ich hatte mir gerade
eine Tasse Kaffee gemacht, als er zurück kam. Es gab nur eine kleine Schnitte, dann wollten wir erst
mal ein Stück fahren.
Das kleine Boot, das gestern vor uns gelegen hatte, lag jetzt am ersten Marker im Fluss an der rot markierten Seite.
Es sah so aus, als ob jemand das Boot in der Nacht los gemacht hätte und die Strömung es um die Ecke
getrieben hat. Ein echt schlechter Streich.
Wir hatten uns vorgenommen, die Rückreise durch den Kanal schon
heute anzugehen. Vorbei am Aghalane Mooring fuhren wir bis vor die erste
Schleuse des Kanals. Dort gab es erst mal
ein ausgiebiges Frühstück. Wir
hatten beschlossen, heute noch bis Haughtons Shore zu fahren, damit der Weg nach Ballinamore
morgen nicht so weit ist. Wir legten im Hafenbecken
an. Inzwischen war das Thermometer auf 25 Grad gestiegen und man konnte es sich draußen richtig gut
gehen lassen.
Kurze Zeit später sah ich auch die markanten Köpfe von Schmitz & Co auftauchen. Ohne Verabredung
trafen wir uns immer wieder. Sie hatten heute morgen ein paar Hechte gefangen, die
sollte es zum Abendessen geben. W. meinte: Gulasch ist doch kein
richtiges irisches Essen. Das sollte es nämlich heute bei uns geben. Drei der Truppe gingen zum Angeln und
W. band sich seine weiße Schürze um. Er war der Koch
und sah richtig professionell
aus.
Es kamen immer wieder Autos, um die Boote zu bestaunen. Dies machte aber viel Radau, weil sie vorher
über ein cattle grid fahren
mussten. Es begann ein leichter Drizzle und allmählich kehrte Ruhe ein.
Mittwoch, 02.06.1999
Mangels Hunger wurde heute morgen nur ein Kurzfrühstück eingelegt. Die Crew
der CarrickCraft war kurze Zeit vor uns losgefahren. Das Wetter war leider trüb, der Himmel verhangen; das
versprach nichts Tolles für den heutigen Tag.
Im Garadice Lough schleppte Wilhelm eine Weile auf Hechte, aber leider ohne Erfolg.
An Schleuse 5 (Ardrum Lock) kamen aus der anderen Richtung zwei Kanalboote, die offensichtlich zur
Marina überführt wurden. Wilhelm wollte bei dem Ablegemanöver in der Schleuse helfen und ging mit dem
Tau an Bord eines der Boote. Inzwischen hatte es sich aber schon etwas von der Mauer entfernt und der
Schritt zurück auf die Schleusenmauer wurde sehr groß. Beinahe wäre es schief gegangen und Wilhelm in
der Schleuse gelandet. Er kam gerade noch an Land. Alles ging gut, nur die Hand, auf die er gefallen
war, war etwas
"abgeschrappt". So kam wieder einmal unser Bepanthen zum Einsatz.
Weiter ging es nach Ballinamore ins Hafenbecken. Schmitz & Co hatten schon angelegt. An dem
anderen Anleger hatten sich zwei Angler breit gemacht. Sie sahen es auch nicht
ein, uns Platz zu machen und sich neben uns an den Anleger zu setzen. Deshalb verdrückten wir uns wieder
von hier, schleusten noch hoch und legten uns an den großen Anleger oberhalb der Schleuse.
Wir marschierten in den Ort und kehrten zunächst zum Lunch ins Take-Away ein. Nach dem Essen wurde
Arbeitsteilung vereinbart: Wilhelm besorgte die flüssige und ich die feste Nahrung. Im Supermarkt war die
Auswahl sehr gut und prophylaktisch kauften wir auch schon mal eine Flasche Wein. Vielleicht kommt ja der
Hecht dazu bald hinterher.
Wir kehrten zum Boot zurück. An der Brücke hatten wir gesehen, dass Schmitz & Co schon
weitergefahren waren. In Schleuse 7 (Ballyduff Lock) sahen wir sie dann wieder. Wir schleusten zusammen und fuhren
dann eine Weile hintereinander. Eigentlich wollten wir uns gegen fünf Uhr einen Anleger zum
Übernachten
suchen. Da wir aber keinen uns zusagenden fanden, fuhren wir und fuhren und fuhren. Als nur noch drei
Schleusen bis Leitrim übrig waren, wurde beschlossen, auch noch den Rest des Kanals bis Leitrim
zu
fahren. In Schleuse 14 (Drumduff Lock) hatte sich ein kleiner Hecht verirrt. Er schien schon etwas schlapp von den
Wasserstrudeln innerhalb der Schleuse. K.H. hielt ihm immer wieder einen Wobbler vor die Nase, aber
das Hechtlein hatte kein Interesse daran.
Gegen halb acht hatten wir dann endlich die letzte Schleuse vor Leitrim passiert. Wir blieben am
Anleger unterhalb liegen, weil die
Stege voll besetzt waren. Hier hatten wir auch unsere Ruhe. Es gab Abendessen und danach gingen
die Männer zum Angeln. Mit einem Mal zeigten fast sämtliche Angeln Bisse an. Bei allen waren es Aale, die
den Ködern nicht widerstehen
konnten. K.H. hatte stramm zu tun mit abhaken, ausnehmen und abziehen der Fische.
Auf Richards bestandene Prüfung genehmigten wir uns dann noch einen Mirabellenschnaps.
Morgen werden sich unsere Wege wohl endgültig trennen. Wir hatten ja noch gut eine Woche vor uns,
die Männer des anderen Bootes haben am Samstag ihre eine Woche schon um. Aber es ist ein lustiger Haufen
und sie
haben viel Spaß miteinander. Der Koch versorgt sie bestens mit Essen und der Rest
wird in Gemeinschaftsarbeit erledigt.
Donnerstag, 03.06.1999
Wir schliefen wie scheintot. Der gestrige Tag war, durch die viele Fahrerei, sehr anstrengend
gewesen. Frühstück gab's jetzt noch keins, nur eine Tasse Kaffee genehmigten wir uns. Wir wollten den
Steg vor neun Uhr räumen, da dann die Schleuse geöffnet wurde, und wir nur hinderlich sein würden. Wir
verabschiedeten uns nun endgültig von Schmitz & Co. Sie wollten in den Lough Key für den Rest der
Woche und wir nach Carrick-on-Shannon.
Dort angekommen, legten wir zunächst an der Tankstelle an. Jetzt konnten wir unseren 20
IRP Gutschein einlösen. Es wurden 84 l Diesel nachgefüllt für einen Betrag von 33,59
IRP (ca. 84,00 DM). Ein Liter Diesel für eine Mark, dies war recht günstig.
Im Anschluss gab's erst mal ein ausgiebiges Frühstück; heute mal mit White Pudding - der schmeckte
auch nicht schlecht. Nach dem
opulenten Mahl wurde gespült und wir machten unseren obligatorischen Einkaufsgang in die Stadt. Beim
Metzger kehrte Wilhelm ein und besorgte ein riesiges Sirloin-Steak. Noch eine Apple-Tart beim Bäcker,
dann ging's zurück zum Boot.
Hier war nun Bootsreinigung angesagt. Wilhelm schrubbte das Deck und ich beschäftigte mich innen.
Und auch wir machten unsere Generalreinigung. Es lohnte sich Beides.
Als dies alles erledigt war, legten wir ab und schipperten los in Richtung Jamestown. Fast den
ganzen Weg dorthin wurde auf Hechte geschleppt, aber selbst der neue
Wobbler lockte die Fische nicht an. Es tat sich nichts. So musste unser Fischessen noch einen weiteren
Tag warten.
Wir legten in Jamestown an. Das Wetter war inzwischen sehr schön geworden und in der Sonne war es
richtig heiß. Im Backofen wärmten wir die Apple-Tart auf und schlugen dazu die Sahne. Ich meinte, dass
das Wetter ja Kaffee trinken draußen zulassen würde. Also schleppten wir unseren Tisch auf das Sedan-Deck
und deckten uns dort eine schöne
Kaffeetafel. Zum Angeln war es zu warm, also entschlossen wir uns zu einer Partie Backgammon. Danach machte
Wilhelm ein Nickerchen auf der Couch und ich verzog mich mit meinem Buch nach draußen auf einen der dicken
Poller.
Durch die Müllabfuhr wurde Wilhelm dann geweckt. Ein Stück vor der Brücke hatte ein weiteres Boot
angelegt und während die Männer dieses Cruisers angelten, sonnten sich die Damen im Bikini auf der nahe
gelegenen Wiese. Die Müllmänner hatten ihren Spaß bei so
viel nacktem Fleisch. Man konnte ihnen anhören, auch ohne dass man es verstand, dass sie sich köstlich
amüsierten.
Wilhelm baute sich an der Treppe seine Angelsachen auf. So nach und nach füllte sich der Anlegesteg.
So wie das schöne Wetter gekommen war, nämlich plötzlich, so schnell verzog es sich auch wieder. Es kamen
dicke schwarze Wolken, die nichts Gutes versprachen. Relativ spät traf dann noch ein großes
Boot der CarrickCraft ein. Alle rückten etwas zusammen und so passten sie noch an den Anleger. Sie waren
erst zum Teil festgezurrt, da begann der große Regenguss. Bis alles vertäut und fest war, waren wir auch
schon alle nass.
Allmählich versammelten sich auch die berühmt, berüchtigten "Stinker" wieder und fielen
in Scharen über uns her. Sie waren wieder mal penetrant. Also wurden wieder alle Lüftungen mit Küchenrolle
zugestopft und die Luken geschlossen. Aber vereinzelt schafften es immer wieder
Einige durch irgendwelche
Ritzen zu schlüpfen. Die wurden dann manuell entsorgt.
Nach einer weiteren Partie Backgammon gingen wir dann zu Bett und schliefen den Schlaf der
Gerechten.
Freitag, 04.06.1999
Beim Aufwachen hörten wir schon den Regen auf unser Dach trommeln. Wir ließen es langsam angehen
mit unserem Frühstück, denn wir hatten ja Zeit genug.
Kurz nach dem Ablegen klingelte das uns von der Emerald Star Line zur Verfügung gestellte
Mobil-Telefon. Nachdem Wilhelm drangegangen war, meldete sich aber niemand.
Wir suchten die Telefonnummer von Emerald heraus und Wilhelm rief dort an. Es lagen aber keine
Nachrichten für uns vor. Kurz vor der Albert Lock klingelte es dann wieder und jemand wollt einen
gewissen O'Connor sprechen. Der Gesprächspartner von Wilhelm war überrascht, dass er bei uns angekommen
war.
An der Albert Lock, der Unglücksschleuse von 1984, hatte sich seit dem letzten Jahr einiges
geändert. Es gab jetzt Ampeln an den Einfahrten - unsere zeigte grün, obwohl das gegenüberliegende
Tor geöffnet war. Auf den Schleusentorbalken waren gelbe Blinklichter angebracht worden und die
Schleuse konnte von einem
ähnlichen Terminal wie im Shannon-Erne-Waterway aus bedient werden. Ich sprach den Schleusenwärter
auf die Veränderungen an, aber er war, wie schon so oft, sehr muffelig.
Wir schleusten herunter und fuhren dann in Richtung Roosky weiter. Auf dem letzten Stück im
Lough Bofin war der Wind sehr stark und es wellte ganz nett. Ein paar Querwellen schaukelten uns
ganz ordentlich durch. Durch die Brücke in Roosky passten wir mit unserer
Ennis Star locker durch. So haben kleinere Boote auch ihre Vorteile.
Da unser Telefonakku fast leer war, gingen wir zunächst in den "Crews Inn"-Pub auf ein Pint
und ein Glass of Guinness. Zum Aufwärmen gab es eine "Soup of the Day" (Pilzsuppe mit frischen
Brown-Scones, die noch warm direkt aus dem Backofen
kamen). Hinterher gönnten wir uns noch eine Portion Räucherlachs mit Brownbread. Es war eine reichliche
Portion.
Inzwischen ging draußen die Welt unter. Auf das Dach des Pubs trommelten Regen und Hagel.
Heute war wirklich "irish weather", von allem etwas. Nach unserem Lunch kauften wir bei Centra,
direkt gegenüber des Pubs, noch Zigaretten und Spüli.
Es wurde zwar wegen der Mittagspause im Moment nicht geschleust, aber wir fuhren schon mal
in Richtung Schleuse los. Das Tor war auf unserer Seite offen und so gesellten wir uns zu dem schon
in der Schleuse liegenden Boot hinzu. Bevor Lockkeeper Tony dann mit dem Schleusen loslegte, kam noch
mal ein heftiger Hagelschauer vom Himmel. Er meinte, dass wir aber doch schönes Wetter hätten -
zwischen den Hagelschauern. Er ist und bleibt ein lustiger Vogel. Heute hatte er zusätzliche Hilfe von
einem jungen Mann. Allmählich wird wohl eine neue Generation von Schleusenwärtern kommen. Die meisten
von ihnen waren schon 1980 an den Locks gewesen.
Auf der anderen Seite der Schleuse tummelten sich die Boote. Mit einem Mal war diese Menge
nicht zu bewältigen. Einige mussten wohl morgen ihr Boot in Carrick abgeben.
Zwischen Roosky und Termonbarry kam dann auch wieder mal die Sonne durch. Aber kurz vor der nächsten
Schleuse erwischte uns dann wieder ein Regenguss. Selbst auf dem Fluss waren die Wellen sehr kräftig.
Auch in Termonbarry passten wir durch die Brücke - aber etwas knapper als in Roosky.
Unser geliebter Anleger direkt vor der Schleuse war frei und wir legten dort an. Hier wollten
wir auch übernachten. Das große Kanalboot, das den zweiten Steg jahrelang blockiert hatte, war
inzwischen weg. Das Wetter hatte sich gebessert und so machten wir uns einen Kaffee, den wir draußen
genießen wollten.
Wilhelm bereitete seine Angeln vor. Die Barsche ließen auch nicht lange auf sich warten.
Plötzlich kriegte er Besuch. Eine Katze hatte sich von vorne angeschlichen und maunzte ihm nun
etwas vor. Seinen Köderfisch, mit dem er sie füttern wollte, verschmähte sie aber. Aber etwas
Anderes gibt es nicht. Der Hunger des Kätzchens war dann aber wohl auch nicht sehr groß.
Wir verbrachten den Nachmittag richtig geruhsam. Dann meldete sich der "kleine Hunger" und
das Abendessen wurde vorbereitet. Wilhelm selektierte das Sirloin Steak. Dann sahen wir, dass die
Menge Fleisch ausreichen würde, noch mindesten drei weitere Personen satt zu machen. Also hatten wir
auch für morgen schon etwas zu essen. Zum Steak gab's
Pellkartoffeln und baked beans. Beim braten der Steaks hatte sich Wilhelm eine Schürze umgebunden,
aber diesmal hielt sich die Fettspritzerei in Grenzen.
Beim Absacker nach dem Essen klopfte jemand an die Scheibe des Bootes.
Ein Mann fragte: "Do you speak english?" Als Wilhelm dies bejahte, meinte er: "Good
man!". Er stellte
sich als Polizist vor und riet uns, heute Nacht die Angeln in der Kabine einzuschließen, da in den
letzten Nächten mehrere Angelausrüstungen gestohlen worden waren. Ja, so ist das leider. Die Zeiten haben sich
geändert. Die Zeit, wo man alles offen stehen lassen
kann ist offensichtlich vorbei. Schade!
Es wurde noch schnell die Kombüse geklärt und dann hatten wir Feierabend. Bei Klängen der "Irish
Power Women" (Enya, Mary Black und Sinéad O'Connor) ließen wir den Abend ausklingen.
Heute Nachmittag war eine Frau zu uns gekommen und meinte: "Post for you". Sie überreichte
uns ein Plakat, dem wir entnahmen, dass heute Abend in einem Pub
im Ort Musik sein sollte. Aber wir machten lieber unseren eigenen Pub mit "Irish Music".
22.05. - 28.05. vorherige Woche
nächste Woche - 05.06. - 12.06.
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Musik
mit freundlicher Genehmigung von Rabies!
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